Mühlentag würdigt besondere Baudenkmäler

Am rauschenden Bach

Einst gehörten Mühlen zu wichtigen Wegmarken in der Landschaft, so wie Kirchtürme. Inzwischen ist ihr Anblick seltener geworden, aber es lohnt sich näher hinzuschauen. Ein Möglichkeit dazu gibt der deutsche Mühlentag am Pfingstmontag.

Autor/in:
Joachim Heinz
Schwerin: Blick auf die Schleifmühle / © Bernd Wüstneck (dpa)
Schwerin: Blick auf die Schleifmühle / © Bernd Wüstneck ( dpa )

Wunderbar ist sie, die Welt der Mühlen: Da gibt es Papier- und Getreidemühlen, Wind- und Wassermühlen, Säge- und Pulvermühlen. Nicht zu vergessen: die Tretmühle, in der sich bis heute viele vom Alltag gestresste Zeitgenossen wähnen. Seit altersher dienten Mühlen den Menschen bei der Bearbeitung oder Herstellung von Dingen des täglichen Bedarfs.

Am Pfingstmontag dreht sich wieder einmal alles um die historischen Vertreter der Zunft. Die Eröffnungsveranstaltung findet diesmal an und um die Schleifmühle in Schwerin statt, einem Ensemble aus dem 18. Jahrhundert, wo vorrangig dekorative Steinplatten, Sarkophage, Denkmalsockel und Kamineinfassungen aus tonnenschweren Granitfindlingen geschliffen wurden. Heute beherbergt die Mühle ein ebenso sehens- wie staunenswertes Museum.

Deutscher Mühlentag wird in Schwerin eröffnet

Bundesweit rund 1.000 historische Mühlen öffnen am Pfingstmontag zum Deutschen Mühlentag wieder ihre Türen. Die Eröffnungsveranstaltung findet diesmal an und um die Schleifmühle in Schwerin statt, wie die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) am Freitag im nordrhein-westfälischen Petershagen mitteilte. Die Schleifmühle in Schwerin stammt aus dem 18. Jahrhundert. Rund 200 Jahre lang wurden hier vorrangig dekorative Steinplatten, Sarkophage, Denkmalsockel und Kamineinfassungen aus tonnenschweren Granitfindlingen geschliffen. Heute beherbergt die Mühle ein Museum.

Windmühle "De Koe" am 20. April 2022 in Veere, Niederlande. / © Gottfried Bohl (KNA)
Windmühle "De Koe" am 20. April 2022 in Veere, Niederlande. / © Gottfried Bohl ( KNA )

Bundesweit werden sich nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung rund 1.000 Mühlen am Mühlentag beteiligen. Sie seien ein "Baustein unserer kulturellen Identität", so DGM-Präsident Johannes Weinig. Und immer schon haben sie die Fantasie der Menschen beflügelt.

"Ort der Ausschweifung"

Die einsame Lage machte Mühlen zu einem bevorzugten Ort für geheime Zusammenkünfte. Zugleich galten sie als "Ort der Ausschweifung" und Treffpunkt von Prostituierten, wie die Brockhaus-Enzyklopädie in der Ausgabe von 1971 verzeichnet. Der abseits siedelnde Müller konnte einerseits schnell zur Zielscheibe von Misstrauen und Missgunst der Städter und Dörfler werden. Andererseits sicherte seine Tätigkeit das Überleben der Bevölkerung - entweder direkt über das gemahlene Korn oder mittelbar über die anderen Produkte, die ihrerseits Nahrungsmittel wie Öl oder Handelsware wie Holz waren.

Früher prägten die klassischen Mühlen die Landschaft ähnlich wie die Kirchen. Mittlerweile laufen viele von ihnen, wenn überhaupt, nur noch im Museumsbetrieb. Ergebnis eines rapiden Wandels, der vor 150 Jahren beispielsweise auch den Anstoß zur Gründung des Verbandes Deutscher Mühlen lieferte. "Wir leben in dem Zeitalter des Fortschrittes, in einer Zeit, wo alles vorwärts schreitet und jeder Stillstand dem Rückschritt gleich kommt", hieß es damals in tiefer Sorge. Heute, wo alles noch schneller vorwärts schreitet, üben Mühlen gerade auf romantisch veranlagte Geister große Anziehungskraft aus.

Instandhaltung wird immer komplizierter

Doch die Idylle trügt mitunter, wie die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung zu bedenken gibt. Für Instandhaltung und Betrieb brauche es oftmals einen langen Atem. Hinzu komme, dass es heute nur noch wenige auf Mühlenbau spezialisierte Handwerker und Firmen in Deutschland gebe. Am DGM-Sitz im nordrhein-westfälischen Petershagen betreibt der Mühlenkreis Minden-Lübbecke deswegen einen Mühlenbauhof. Das Experten-Team ist dann zur Stelle, wenn es etwa um die Restaurierung historischer Mahlgänge geht oder den Bau von Wasserrädern.

Der Deutsche Mühlentag soll Besucher einladen, hinter die Kulissen der "ältesten Kraftmaschinen der Menschheit" zu blicken. Ein Beispiel ist die Raußmühle im baden-württembergischen Eppingen, in der Frank Dähling, ein echter Sammler vor dem Herrn, sein "Archiv des ländlichen Lebens" und das "Alltagsmuseum der bäuerlichen Kultur" untergebracht hat. Oder die Wassermühle im niedersächsischen Steyerberg. 1245 erstmals erwähnt, wurde sie nach und nach zu einem kleinen Meisterwerk der Nachhaltigkeit. Eine Ende des 19. Jahrhunderts eingebaute Turbinenanlage versorgte den Ort Steyerberg viele Jahre mit Strom.

Nicht wenige Mühlen bieten Kulinarisches feil. In diese Kategorie fällt beispielsweise die Windmühle in Benz auf Usedom. Zu Füßen des "Erdholländers" von 1830 befindet sich eines der schönsten Freiluftcafes der Insel. Wie heißt es doch gleich im Volkslied? "Und schenkt uns der Himmel nur immerdar Brot, so sind wir geborgen und leiden nicht Not."

Quelle:
KNA