Mönche in Abtei Münsterschwarzach passen sich der Hitze an

"Im Büro muss man nicht im Habit sitzen"

Schwarze Kleidung an heißen Tagen? Das ist nicht empfehlenswert, aber die Benediktinermönche der Abtei Münsterschwarzach haben keine andere Option. Der heilige Benedikt wusste allerdings schon Tricks, um die Hitze erträglich zu machen.

Ein Ordensmann geht den Kreuzgang der Abtei Münsterschwarzach entlang / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Ordensmann geht den Kreuzgang der Abtei Münsterschwarzach entlang / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie kommen Sie in der Abtei Münsterschwarzach zu einer Abkühlung? 

Pater Wolfgang (Abtei Münsterschwarzach): Über Nacht wird es frischer und wir haben den Vorteil, dass wir sehr früh aufstehen am Morgen. Bereits um 5 Uhr ist der Frühchor. Da kann man die Fenster überall aufmachen und hoffen, dass die Morgenluft hereinkommt. Danach verrammeln wir alles und ziehen die Vorhänge zu. 

DOMRADIO.DE: Wie fühlen sich Leben und Arbeiten gerade in Ihrem Kloster an? 

Pater Wolfgang: Wir müssen mit dem umgehen, was uns gerade das Wetter auferlegt und schauen, wie gut es damit geht. Der Habit ist da eine Herausforderung. Unsere Kleidung ist schwarz, das zieht die Wärme an. Aber man hat Möglichkeiten, was man darunter anzieht. In südlichen Ländern haben sie auch oft lange Kleidung, die die Körperflüssigkeit am Körper hält. Leider spüren wir es, der Habit kann ordentlich durchgeschwitzt sein. 

DOMRADIO.DE: Sie tragen also unter dem langen schwarzen Ordensgewand etwas Kurzes?

Pater Wolfgang: Ja genau. Andererseits ist immer die Frage, welchen Ort ich wähle. Wir haben eine Hauskapelle für die Gäste mit großen Fenstern, da geht momentan keiner hin. Aber die Krypta ist ein toller Ort, weil sie halb unterirdisch liegt, da ist es schön kühl. Man muss ein bisschen schauen, wo man sich aufhält. 

DOMRADIO.DE: Gibt es bei solch extremen Wetterbedingungen für Ordensleute auch mal Lockerungen, was die Kleiderordnung angeht? Oder müssen sie einfach die Zähne zusammenbeißen?

Pater Wolfgang

"Die Nonnen sind in aller Regel strenger, was das Ordensgewand angeht."

Pater Wolfgang: Ich glaube, die Männer haben da ein bisschen mehr Freiheiten als die Frauen. Die Nonnen sind in aller Regel strenger, was das Ordensgewand angeht. Bei uns ist es so, dass wir im Umgang mit den Gästen, in offiziellen Funktionen, insbesondere in unserem Stundengebet, immer den Habit tragen, auch bei den gemeinsamen Mahlzeiten. Aber zwischendrin kann man auch mal den Habit weglassen. Im Büro muss man nicht im Habit sitzen.

DOMRADIO.DE: Viele Firmen haben zuletzt hitzefrei gemacht, Bäckereien vorzeitig geschlossen. Gibt es so etwas wie hitzefrei in der Abtei Münsterschwarzach? 

Pater Wolfgang: Ich würde es für unsere Schüler hoffen, da habe ich aber keine aktuellen Informationen. Aber die Mittagshore singt sogar davon. Da gibt es den Hymnus von der Glut des Mittags, die uns umtreibt. Es gibt eine kleine Pause, ohnehin jeden Tag. Bei der Hitze ist es noch ein Stück wichtiger, diese Unterbrechung zu machen. In Italien und Spanien gibt es die Siesta am Nachmittag, das hat sich bei uns noch nicht durchgesetzt, aber vielleicht kommt es noch. 

Pater Wolfgang

"In der Benediktsregel steht, dass der Abt das Maß des Getränkes (...) anpassen kann, wenn die Sommerhitze zu sehr drückt. 

DOMRADIO.DE: Welche Möglichkeit der Abkühlung haben Sie und Ihre Mitbrüder? Stehen überall Wasserkästen oder gibt es ein Eis?

Pater Wolfgang: Genug trinken ist wichtig, das wusste schon der heilige Benedikt. In der Benediktsregel steht, dass der Abt das Maß des Getränkes, was normalerweise die berühmte "Hemina Wein" ist, anpassen kann, wenn die Sommerhitze zu sehr drückt. Auch bei der Speise soll angepasst werden, damit die Mitbrüder die heiße Zeit gut überleben. 

Der heilige Benedikt kam aus Italien, er wusste, wie man mit Hitze umgehen muss. Das Wichtigste ist, dass man sich dem stellt und schaut, wie es gut gehen kann und die Lebensumstände ein bisschen verändert. 

Abtei Münsterschwarzach / © Milan1983 (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Münsterschwarzach liegt in Bayern, da dauert der Start der Sommerferien noch etwas. Wie ist eigentlich die Urlaubsregelung für die Mönche? 

Pater Wolfgang: Mönche bei uns haben bis zu drei Wochen Urlaubszeit, die sie selbst gestalten können. Wobei wir als Mönch darauf achten, den Urlaub passend zu unserer Lebensform zu gestalten. Ein Stück weit haben wir einen Vorteil, denn wir können in anderen Klöstern oft günstig unterkommen. Man kennt sich untereinander. Umgekehrt kommen auch manche Ordensleute gern zu uns aufs Land. Gerade diejenigen, die in Stadtklöstern sind, haben hier die Möglichkeit, in die Natur rauszukommen. 

DOMRADIO.DE: Viele Bistümer empfehlen bei dieser extremen Hitze den Besuch einer Kirche. Wenn Besucher zu Ihnen kommen, gibt es dann kühle Möglichkeiten für die Menschen? 

Pater Wolfgang: Vielleicht eine unserer wichtigsten Einrichtungen dieser Tage ist für die Radfahrer der Raum der Gastfreundschaft. Da ist aus dem eigenen Klosterbrunnen kaltes Wasser jederzeit nachfüllbar. Das Infozentrum gleich nebenan liegt im ältesten Gebäude, das uns in der Abtei erhalten ist. Da sind die Wände ordentlich dick, das ist immer ein schöner kühler Raum für die Gäste. 

Im Gästehaus mit moderner Bausubstanz muss man gucken, wie man sich verhält, so wie man es überall muss. Ordentlich lüften, wenn es frisch ist und sonst zumachen, wenn es am Tag warm wird. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Abtei Münsterschwarzach

Abtei Münsterschwarzach / © Milan1983 (shutterstock)

Im Jahr 1913 gründeten Missionsbenediktiner aus St. Ottilien das 1803 unter Napoleon aufgehobene Kloster Münsterschwarzach neu. Damit setzte sich in Schwarzach am Main eine fast 1200 Jahre alte Klostertradition fort. Heute ist die Benediktinerabtei eines der bedeutendsten Klöster im deutschsprachigen Raum. Für die Region Mainfranken ist sie geistliches Zentrum, aber auch ein touristisch sowie wirtschaftlich bedeutender Faktor.

Quelle:
DR

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