Caritas macht auf Folgen der Hitze für arme Menschen aufmerksam

Beton und brütende Hitze

In Städten wohnen Menschen mit wenig Geld eher in Gegenden, wo es wenig Bäume und viel Beton gibt, sagt Michaela Hofmann von der Caritas. Das kann auch gesundheitliche Folgen haben. Wohlfahrtsverbände fordern finanzielle Entlastungen.

Autor/in:
Carsten Döpp
Symbolbild Sozialbau in Deutschland / © N.N. (shutterstock)
Symbolbild Sozialbau in Deutschland / © N.N. ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Unsere Sommer werden insgesamt immer wärmer. Was bedeutet das für Menschen, die nicht viel Geld haben? 

Michaela Hofmann (Diözesanverband der Caritas im Erzbistum Köln): Die können sich das nicht leisten, was alle anderen Menschen sich leisten können, wie zum Beispiel ins Schwimmbad gehen oder diese teuren Cool-Räume besuchen. Sie haben zudem oft keinen eigenen Garten. All diese Orte, wo man Schatten aufsuchen kann, bleiben diesen Menschen häufig verwehrt. 

Es gibt natürlich auch Menschen, die auf dem Land wohnen. Dort ist es vielleicht ein bisschen angenehmer. Aber in den Städten wohnen Menschen mit wenig Geld genau da, wo es keine Bäume gibt, aber stattdessen sehr viel Beton. 

Michael Hofmann

"Die Kinder leben teilweise in beengten Räumen, in denen alles überhitzt. Sie können nicht nach draußen, weil es einfach zu heiß ist."

DOMRADIO.DE: Gibt es noch mehr Folgen dieser Hitze, unter denen Einkommensschwache mehr leiden? 

Hofmann: Die Wissenschaft hat festgestellt, dass es zu mehr Schlaganfällen kommt, wodurch mehr Menschen versterben. Der Körper überhitzt, wenn es keinen Schattenraum gibt und nicht genügend Wasser getrunken wird. Schlimm ist, dass Kinder besonders darunter leiden. Sie leben teilweise in beengten Räumen, in denen alles überhitzt ist. Sie können nicht nach draußen, weil es einfach zu heiß ist oder sie kriegen einen Sonnenstich oder Hitzeschlag. Das ist eine ganz extreme Zeit für Menschen, die wenig Einkommen haben. 

Einen Freibadbesuch kann sich nicht jeder leisten / ©  Thomas Frey (dpa)
Einen Freibadbesuch kann sich nicht jeder leisten / © Thomas Frey ( dpa )

DOMRADIO.DE: 17,6 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut bedroht. Warum gelten immer mehr Menschen in Deutschland als arm, obwohl wir nach wie vor eine der größten Volkswirtschaften der Welt sind? 

Hofmann: Das liegt sicherlich daran, dass das Einkommen nicht mehr ausreicht. Die Mieten, die Lebenshaltungskosten und auch die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr sind gestiegen. Alles ist teurer geworden. Dadurch haben viele Menschen das Gefühl, abgehängt zu sein. Das könnte man teilweise regulieren, indem der Mindestlohn steigt oder man bestimmte Dinge kostenfrei anbietet oder die Mieten reduziert. 

DOMRADIO.DE: Am 3. Juli findet in Köln ein Treffen für Menschen mit Armutserfahrung statt, veranstaltet von der Freien Wohlfahrtspflege in NRW. Was ist geplant?

Hofmann: Es sind viele Aktionen geplant. Viele Menschen bekommen mit, dass sie von der Gesellschaft nicht sehr respektvoll behandelt werden. Es wird immer gesagt, sie seien Schmarotzer, sie leben von Steuergeldern. Es wird oft gesagt, dass das Bürgergeld reduziert werden müsse. Wie kann man sich dagegen wehren, auch individuell, damit man sich nicht hilflos fühlt? 

Es geht um Fragen, wie eine Petition geschrieben wird oder wie man Klage einreichen kann.  Es wird auch darum gehen, wie man Armut in der Öffentlichkeit anders darstellen kann. Also wie komme ich rüber? Wir bieten auch Interviewtraining an. Es geht darum, wie man die Mauer zwischen Arm und Reich einreißen kann.

Michael Hofmann

"Alles, was man braucht, ist teurer geworden. Dadurch haben viele Menschen das Gefühl, abgehängt zu sein."

DOMRADIO.DE: Was fordern Sie konkret, damit das passieren kann?

Hofmann: Insgesamt fordern wir, dass das Bürgergeld nicht gestrichen, sondern aufgestockt wird. Mieten sind ein großes Problem. Es muss bezahlbaren Wohnraum geben. Um teilhaben zu können, muss man mit der Bahn fahren können. Wir fordern daher ein billiges Deutschland-Ticket.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Wohlfahrtsverbände veranstalten Armuts-Demo in Köln

Mit einem Protestzug durch Köln wollen Wohlfahrtsverbände in Nordrhein-Westfalen auf die schwierige Lage armer Menschen aufmerksam machen. Bei der Aktion am Donnerstag (3. Juli 2025) ist unter anderem eine Kunstaktion geplant, bei der die Mauer zwischen Arm und Reich symbolisch eingerissen wird, wie die Freie Wohlfahrtspflege NRW am Montag mitteilte. An dem Marsch gegen Ausgrenzung und Kürzungen im Sozialbereich nähmen auch arme Menschen teil. Die Veranstalter erwarten bis zu 100 Personen.

Diakonie: 9-Euro-Ticket und Tankrabatt helfen nicht nachhaltig / © Tero Vesalainen (shutterstock)
Diakonie: 9-Euro-Ticket und Tankrabatt helfen nicht nachhaltig / © Tero Vesalainen ( shutterstock )
Quelle:
DR

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