Essener Gemeinde bietet den Jüngsten Abwechslung

Mit "Jule" und "Freddy" Kinderkirche feiern

Noch gilt das Gottesdienstverbot - außer in Sachsen. Somit fallen auch die Gottesdienste für Kinder aus. In der Essener Gemeinde St. Bonifatius ist man deshalb auf eine Idee gekommen. Dabei spielen "Jule" und "Freddy" die Hauptrolle.

Die Handpuppen "Jule" und Freddy" (Kinderkirche St. Bonifatius Essen)

DOMRADIO.DE: Sie haben die Handpuppen "Jule" und "Freddy" wieder aus der Kiste geholt. Für was genau?

Thomas Rünker (St. Bonifatius Essen): In der Tat. Normalerweise machen wir einmal im Monat mit Jule und Freddy einen parallelen Wordgottesdienst zu unserer Sonntagsmesse. Jetzt liegen sie auch schon seit einigen Wochen in der Kiste. Wir haben sie wieder herausgeholt, um Kinderkirche im Video zu feiern.

 

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie streamen das Ganze?

Rünker: Richtig live streamen wir es nicht, sondern wir zeichnen eher zwei, drei oder vier Minuten lange Clips auf und laden vor allem die Kinder, die ansonsten zu unserer Kinderkirche kommen - aber auch alle anderen, die sich das anschauen möchten - dazu ein, zusammen mit Jule und Freddy Kinderkirche über das Videoformat zu feiern.

Es gibt bei uns feste Elemente wie ein Kinderkirche-Gebet und ein Kinderkirche-Lied, die man jetzt auch im Video sehen kann. Dazu bieten wir Geschichten unter der Überschrift "Kinderkirche unterwegs" an. Das heißt, Jule und Freddy sind nicht da, wo sie sonst immer in unserer Kirche sind, sondern sie sind hier im Stadtteil unterwegs und erzählen im Stadtteil einzelne Geschichten rund um Kinder- und Glaubensthemen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, sie singen, beten und leiten die Kinder auch richtig an. Machen Sie sich da vorher ein Skript oder improvisieren Sie auch ganz viel?

Rünker: Es ist eine gute Mischung aus beidem. Wir überlegen uns ein bisschen was. Es gibt die besagten festen Elemente, die wir sowieso drauf haben. Die Leute, die jetzt die Filme drehen, arbeiten sonst sonntags auch mit den Puppen und kennen diese Lieder und Gebete nach mittlerweile rund hundert Kindergottesdiensten, die wir in den vergangenen zehn Jahren gemacht haben, auswendig.

Für die kleinen Geschichten, die wir dann erzählen, überlegen wir uns natürlich etwas. Wir haben jetzt am Anfang tatsächlich sehr viel Corona-Bezug. Beim ersten großen Video, das wir gemacht haben, dreht sich viel um diese Regenbogen, die jetzt ganz viele Kinder auf der Straße malen oder sich ins Fenster hängen - und die nun auch Jule und Freddy malen.

Oder es gibt bei uns in Essen die Tradition, jetzt abends zusammen die Glocken zu hören und um 19 Uhr ein Vaterunser zu beten. Auch damit beschäftigen sich Jule und Freddy demnächst.

DOMRADIO.DE: Was für Rückmeldungen kommen denn da?

Rünker: Ausschließlich positive. Wir haben das am vergangenen Wochenende erst gestartet. Gerade von unserer Kinder-Kirchengemeinde, also von jenen Familien, die regelmäßig bei uns zu Gast sind, kommt nur positives Feedback. Die Familien melden uns zurück, dass die Kinder sehr glücklich darüber sind, dass sie jetzt Jule und Freddy auf dem Tablet oder dem Smartphone sehen können und ihre Eltern auffordern, dauernd das Video nochmal neu zu zeigen.

Wir haben aber dank sozialer Medien und vieler Kontakte auch von Familien Rückmeldungen bekommen, die bislang noch gar nicht bei uns in der Kirche waren. Die sagen es sei ein tolles Projekt. Und auch deren Kinder wollen die Videos immer wieder sehen.

DOMRADIO.DE: Jetzt wird gerade ganz viel darüber diskutiert, wann es wieder mit den Messen vor Ort losgehen kann. Wie ist die Situation für Sie? Stehen Sie da auch schon in den Startlöchern, oder sagen Sie: Wir können das ruhig noch ein bisschen so weitermachen?

Rünker: Erstmal haben wir noch ein paar gute Ideen - auch für Videos. Für uns ist das auch keine Geschichte, die sich ausschließt. Womöglich machen wir auch die Videos weiter, wenn wir demnächst wieder live Kindergottesdienst feiern können.

Denn erstens machen wir diese Kinderkirche ja immer nur einmal im Monat. Da gibt es durchaus auch, glaube ich, Bedarf, sich zwischendurch nochmal ein Video anzugucken.

Und zweitens macht uns das Ganze mittlerweile so viel Spaß, dass ich nicht glaube, dass wir automatisch mit dem Neustart der Gottesdienste mit den Videos aufhören werden. Aber es ist im Moment auch noch ziemlich offen, wann es da wieder weitergehen kann. Wir haben aber noch genug Ideen, unter der Überschrift "Kinderkirche unterwegs" hier bei uns durch den Stadtteil zu ziehen und noch weitere Geschichten zu erzählen.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR