Das katholische Hilfswerk missio Aachen warnt davor, Themen wie die Verfolgung von Christen in aller Welt Fundamentalisten und Populisten zu überlassen.
"In Deutschland wird weiterhin unterschätzt, wie sehr religiöse Dynamiken künftige Fragen der Außen- und Innenpolitik vieler Staaten mitbestimmen", erklärte missio-Präsident Dirk Bingener am Montag in Aachen.
Dabei verwies er auf die aktuellen US-Angriffe in Nigeria, die die Regierung Trump als Schlag gegen Terroristen, die Christen fortdauernd verfolgt hätten, charakterisiert hatte.
Eine breite Debatte über diese Themen sei in Deutschland überfällig, so Bingener weiter. Dabei gelte es aber, "sowohl die politische und rechtspopulistische Instrumentalisierung als auch die Verharmlosung von Verletzungen der Religionsfreiheit von Christen und Angehörigen anderer Religionen zu verhindern".
Von Rechtspopulisten instrumentalisiert
Während das Thema die internationale Politik beschäftige, werde es in Deutschland "noch nicht ausreichend gesehen oder von Rechtspopulisten für die eigenen politischen Zwecke missbraucht", kritisierte der missio-Chef weiter.
In etlichen Ländern des globalen Südens erlebten Christen Diskriminierung, Bedrohung und teils extreme Gewalt. Das katholische Hilfswerk fordert daher eine differenzierte Auseinandersetzung mit den vielfältigen Ursachen "wie politische Instabilität, soziale Ungleichheit, Korruption, zerfallende Sicherheitsstrukturen und den Einfluss extremistischer Netzwerke".
Außen- und Entwicklungspolitik gefordert
Hierauf müsse Europa noch entschlossener reagieren - durch den Kampf gegen Armut und Staatsversagen, den Ausbau internationaler Schutzmechanismen für religiöse Minderheiten und das Stoppen von Finanzströmen, die Terrorgruppen stärken.
"Auch die deutsche Außen- und Entwicklungspolitik braucht hier eine entsprechende Expertise und Ressourcen. Nur dann kann sie bedrängten Christen und anderen Opfern der Verletzungen von Religionsfreiheit langfristig helfen", fügte Bingener hinzu.
Instrumentalisierung durch radikale Strömungen
Wenn das Thema Religionsfreiheit wie bisher weitgehend ausgeblendet werde, bestehe die Gefahr der Instrumentalisierung durch radikale Strömungen:
"Wenn wir diese Debatten nicht in der Breite führen, drohen extremistische Kräfte - von islamistischen Terroristen im Nahen Osten und Afrika über hindufundamentalistische Bewegungen in Indien bis hin zu christlichen Nationalisten in den USA - das Thema zu dominieren und für ihre Zwecke zu vereinnahmen. Das werden wir auch in Deutschland gesellschaftlich immer stärker spüren."