Militärbischof Overbeck betont Recht auf Selbstverteidigung

"Das Böse darf nicht das letzte Wort haben"

Militärbischof Franz-Josef Overbeck hat das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung betont. Das Gebot "Du sollst nicht töten" gelte für jeden Menschen. Wer sich daran aber nicht halte, müsse davon abgehalten werden, weiter zu töten.

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Andre Zelck (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Andre Zelck ( KNA )

Das sagte der Essener Bischof am Freitag der "Bild". "Von daher gibt es ein Verteidigungsrecht für jeden Menschen."

Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine müsse alles getan werden, damit es nicht noch mehr Opfer gebe, sagte Overbeck weiter. "Es ist deshalb wichtig, dass es erste Schritte gibt, dem anderen zu zeigen, es ist Schluss mit der Gewalt. Es muss jetzt Frieden werden."

Ukraine, Mariupol: Beschädigte Radaranlagen und andere Ausrüstung / © Sergei Grits (dpa)
Ukraine, Mariupol: Beschädigte Radaranlagen und andere Ausrüstung / © Sergei Grits ( dpa )

In diesen Sinn sei auch Deutschland in der Pflicht, "alles dafür zu tun, was wir im Hintergrund tun können, um in diesem Konflikt deeskalierend zu wirken. Aber auch deutlich machen - und das hat die Bundesregierung jetzt auch mit der Lieferung von Waffen getan - dass wir dem ukrainischen Volk beistehen."

Overbeck räumte ein, dass es sich um einen Krieg zweier Länder handele, die christliche Wurzeln hätten. "Und so hoffe ich erst recht, dass die Kraft des Glaubens größer ist, als die Kraft, die gerade den Krieg vom Zaun gebrochen hat. Und auch dafür stehen wir als Kirchen ein."

Neue Realität der Menschheit durch russischen Krieg

Weiter sieht Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die Fratze des Bösen. "Wir sind in einer neuen Realität angekommen. Und das bedeutet, mit der Wirklichkeit eines Krieges nicht nur zu rechnen, sondern auch damit umgehen zu müssen", sagte Overbeck im Interview der "Rheinischen Post" (Freitag).

In einer hochkomplexen Zeit stehe die Sicherung von Frieden und Freiheit vor ganz neuen Herausforderungen, so der Bischof weiter.

Bischof Franz-Josef Overbeck

"Das Böse darf und wird nicht das letzte Wort haben"

"Andere Länder zu erobern, Menschen zu ermorden, Recht zu brechen, die Würde der Menschen mit Füßen zu treten - ein solcher Krieg kann niemals gerecht sein." Es gelte zu bekennen: "Das Böse darf und wird nicht das letzte Wort haben."

Für das Gute eintreten

Overbeck, der vor elf Jahren von Papst Benedikt XVI. zum katholischen Militärbischof berufen wurde, räumt ein, dass dort, wo Ideologien Menschen verblendeten, oft der Abgrund nahe sei; das sehe man derzeit. "Wahrscheinlich hilft dann nur noch Druck und Entschiedenheit", so der 57-Jährige. Zugleich gelte es, mit Hoffnung "immer wieder entschieden für das Gute einzutreten, für Frieden und Versöhnung".

Nach Worten des Militärbischofs zeigt der Regierungsbeschluss, die Bundeswehr mit 100 Milliarden Euro zu stärken, dass die bisherige Friedenspolitik so nicht weitergeführt werden könne. Der zentrale Auftrag der Bundeswehr sei, "Friedensdienst zu leisten und Wege zur Versöhnung zu ermöglichen".

Vatikan zu Ukraine: Es ist noch Zeit für guten Willen

Der Vatikan fordert weiterhin Einsatz für den Frieden in der Ukraine. Es sei noch Zeit für guten Willen, Raum für Verhandlungen und Vernunft, die die Welt vor dem Wahnsinn und Schrecken des Krieges bewahrten, so Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einer Mitteilung. "Wir Gläubigen verlieren nicht die Hoffnung auf einen Schimmer von Gewissen seitens derer, die die Geschicke der Welt in ihren Händen halten", so Parolin weiter.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Dalati & Nohra (dpa)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Dalati & Nohra ( dpa )
Quelle:
KNA