Michelangelos "Jüngstes Gericht" existiert als Ölgemälde

Neue Studien

Es gehört zu den berühmtesten Kunstwerken der Welt: Das Jüngste Gericht von Michelangelo im Vatikan. Das Motiv existiert auch als Ölgemälde, galt aber lange als verschwunden. Nun gibt es neue Erkenntnisse der Forschung.

Darstellung des jüngsten Gerichts in der sixtinischen Kapelle / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Darstellung des jüngsten Gerichts in der sixtinischen Kapelle / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Über eine kleinere Version des weltbekannten "Jüngsten Gerichts" von Michelangelo gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Laut der Renaissance-Expertin Amel Olivares hatte Michelangelo Buonarotti (1475-1564) das Motiv des Freskos aus der Sixtinischen Kapelle auch als Ölgemälde auf Leinwand geschaffen, wie italienische Medien berichteten.

Das 96 mal 81 Zentimeter große Werk, das über 100 Jahre als verschollen galt, wird "Das Jüngste Gericht von Genf" genannt, weil es dort in einem Banktresor aufbewahrt wird. Es ist demnach das einzige Gemälde, das Michelangelo in dieser Technik geschaffen hat. Olivares hat das Werk gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Jose Manuel del Rio Carrasco mehr als acht Jahre lang untersucht.

Vorlage für ein Altarbild

Wie das Fresko auf der Nordwand der Sixtinischen Kapelle zeigt das Gemälde 33 Figuren, darunter ist auch ein Selbstporträt von Michelangelo als junger Mann. Laut Olivares handelte es sich bei dem Kunstwerk um ein Geschenk des Künstlers an den Maler Alessandro Allori (1535-1607), der es als Vorlage für ein Altarbild in der Basilika Santissima Annunziata in Florenz verwendete.

Allori stand während eines Rom-Aufenthalts um 1554/1560 in engem Kontakt mit dem Renaissance-Meister. Im unteren Teil des Altarbildes im Auftrag der Familie Montauto heißt es auf Latein: "Der Florentiner Bürger Alessandro Allori, ein Schüler Bronzinos, malte diese Erfindung getreu des hervorragendsten Malers Buonarroti."

Vermutliches Selbstporträt Michelangelos

Das Gemälde weist demnach einige Besonderheiten auf. So ist Christus als Richter ohne Bart, genau wie im Originalfresko der Sixtinischen Kapelle. Unter den "Geretteten" befinde sich vermutlich ein Selbstporträt von Michelangelo, allerdings mit einem jüngeren Gesicht als dem aus der Sixtina bekannten.

Eine detaillierte Beschreibung des "Jüngsten Gerichts von Genf" fand sich 1792 im Staatsarchiv von Florenz. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Werk mehrfach den Besitzer. 2015 wurde es restauriert. Das Gemälde war Gegenstand von vielfältigen wissenschaftlichen Analysen einschließlich einer Gesichtsrekonstruktion von Michelangelo.

Weißer Rauch

Wenn die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zum Konklave versammelt sind, gibt es nur ein erlaubtes Kommunikationsmittel mit der Außenwelt: Rauchzeichen. Die erfolgreiche Wahl eines neuen Papstes wird durch weißen Rauch signalisiert. Schwarzer Rauch zeigt an, dass ein oder zwei Wahlgänge erfolglos waren.

13. März 2013 - weißer Rauch über der Sixtina (dpa)
13. März 2013 - weißer Rauch über der Sixtina / ( dpa )
Quelle:
KNA