Metropolit Kardamakis sieht Wende in Russland kommen

"Kyrill und Putin haben längst verloren"

Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis sieht Kreml-Chef Putin und Patriarch Kyrill I. bereits als Verlierer des Ukraine-Kriegs. Die russisch-orthodoxe Kirche habe Autorität verloren und brauche Umkehr und Buße.

Patriarch Kyrill mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin / © Sergei Chirikov (dpa)
Patriarch Kyrill mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin / © Sergei Chirikov ( dpa )

"Putin und die russisch-orthodoxe Kirche haben den Krieg für ewig verloren", sagte der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis im Interview der "Tagespost" (Donnerstag). "Und das Moskauer Patriarchat hat seine Autorität in den Augen der einfachen Menschen weltweit verspielt. Das ist schade für die orthodoxe Kirche."

Die russische Kirche brauche "Umkehr, Buße und Neuevangelisierung, so der Metropolit weiter. Sie soll nicht an die Macht oder an das Geld glauben. Eine Kirche, die im Luxus lebt und sich wie die politische Klasse präsentiert, hat ihren Ruf verloren", so der Geistliche. Die Erneuerung der Kirche werde von den einfachen Menschen kommen, die an Christus glauben.

Kyrill verleibt sich orthodoxe Kirche der Krim ein

Die russisch-orthodoxe Kirche (ROK) hat nicht nur den bisherigen Leiter des kirchlichen Außenamtes, Metropolit Hilarion (Alfejew), abberufen, sondern sich auch die orthodoxen Diözesen auf der Krim einverleibt. Das entschied das Leitungsgremium der Kirche, der Heilige Synod, bei seiner Sitzung am Dienstag in Moskau. Die drei Diözesen auf der 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Halbinsel standen bislang zumindest offiziell noch unter Jurisdiktion der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.

Patriarch Kyrill I. / © Mikhail Metzel (dpa)
Patriarch Kyrill I. / © Mikhail Metzel ( dpa )

Kirche kann keinen Krieg legitimieren

Mit Blick auf die Haltung von Patriarch Kyrill zur Invasion Russlands in die Ukraine sagte Kardamakis, die orthodoxe Kirche könne auf keinen Fall einen Krieg legitimieren, "sonst annulliert sie sich selbst". Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios, habe den Krieg von Anfang an verurteilt.

"Die weltweite Orthodoxie muss sich zusammenfinden und entscheiden, ob etwas gegen den russischen Patriarchen unternommen werden soll. Meiner Meinung nach, ja!", so der Metropolit. Dazu könnte Patriarch Bartholomaios alle Häupter der orthodoxen Kirchen einberufen, um eine Amtsenthebung vorzuschlagen. Jedoch müssten in der Orthodoxie alle Entscheidungen einstimmig getroffen werden. "Aber auch, wenn nicht alle einverstanden sind oder manche politisch nicht zustimmen können, so wissen doch alle, dass dieser Krieg nicht legitimiert werden kann und dass jener, der diesen Krieg rechtfertigt, außerhalb des Geistes der orthodoxen Kirche ist", unterstrich Kardamakis.

Freie Meinungsäußerung unterdrückt

Dass sich nur ein Prozent der russisch-orthodoxen Priester öffentlich gegen den Krieg ausgesprochen hätten, begründete er damit, dass in Russland nicht jeder frei seine Meinung sagen könne, "nicht einmal innerhalb der Synode. Alle haben Angst! Alle russischen Geistlichen, die mit mir halbwegs offen gesprochen haben, sind gegen diesen Krieg." Sogar Kyrill habe nicht viel Bewegungsspielraum. "Ich fragte mich anfangs, ob er wirklich glaubt, was er sagt, oder sich dazu gezwungen fühlt. Aber mir scheint, dass er diesen Krieg aus ideologischen Motiven unterstützt", so Kardamakis. Er ist seit 2011 griechisch-orthodoxer Metropolit von Austria sowie Exarch von Ungarn und Mitteleuropa.

 

Quelle:
KNA
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