Menschenrechtler kritisieren afghanisches Gesundheitssystem

"Frauen an Versorgung gehindert"

Unter den Leidtragenden in Afghanistan sind vor allem Frauen. Sie könnten kaum medizinische Versorgung in Anspruch nehmen, berichten Menschenrechtler. Ein Bericht über die Lage in Afghanistan offenbart viele Probleme in dem Land.

Lage der Frauen in Afghanistan verschlechtert sich weiter / © Ebrahim Noroozi (dpa)
Lage der Frauen in Afghanistan verschlechtert sich weiter / © Ebrahim Noroozi ( dpa )

Der Verlust ausländischer Hilfen hat das afghanische Gesundheitssystem einem Bericht zufolge schwer geschädigt. Dadurch wurde das Problem von Unterernährung und Krankheiten als Folge unzureichender medizinischer Versorgung verschärft, wie es in dem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) heißt. 

Besonders betroffen seien Frauen und Mädchen. Das Dokument trägt den Titel "Eine Katastrophe in absehbarer Zeit: Afghanistans Gesundheitskrise".

Frauen an medizinischer Versorgung gehindert

"Die Taliban haben Frauen erheblich daran gehindert, medizinische Versorgung bereitzustellen oder in Anspruch zu nehmen, während die Kosten für Behandlung und Medikamente für viele Afghanen die Versorgung unerreichbar gemacht haben", erklärte Fereshta Abbasi, Afghanistan-Forscherin bei HRW.

Die Organisation forderte die Sondergesandten mehrerer Länder für Afghanistan auf, bei ihrer Konferenz am kommenden Wochenende in Katar Menschenrechtsverletzungen der Taliban zu verurteilen.

Zugleich sollten sie Ressourcen für das Gesundheitssystem und grundlegende Dienstleistungen wie Banken, Wassermanagement und Elektrizität bereitstellen.

Beratung mit UN-Gesandten zu Taliban

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte für nächsten Sonntag in Katar ein zweitägiges Treffen der Sonderbeauftragten einberufen, um Strategien für das Engagement mit den Taliban zu besprechen und einen Sondergesandten der Vereinten Nationen zu bestimmen.

Der UN-Sicherheitsrat ermächtigte in einer Resolution den Generalsekretär zur Ernennung eines Sondergesandten. China und Russland enthielten sich bei der Abstimmung. Die Taliban lehnen die Ernennung eines UN-Gesandten ab. 

In Stellungnahmen gegenüber Medien hieß es jedoch, dass sie eine "sinnvolle Teilnahme" an einem bevorstehenden internationalen Treffen in Betracht zögen.

Mehr als die Hälfte in Afghanistan benötigt Hilfe

In dem 38 Seiten umfassenden Bericht dokumentiert HRW, wie der Zusammenbruch der afghanischen Wirtschaft nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 der Gesundheitsinfrastruktur des Landes schweren Schaden zufügte. 

Entscheidungen der Geber, humanitäre Hilfe zu kürzen, habe den Zugang zur Gesundheitsversorgung weiter beeinträchtigt, die Wirtschaft destabilisiert und die Ernährungsunsicherheit verschlimmert.

Die Vereinten Nationen schätzen, dass 2024 mehr als 23 Millionen Menschen - mehr als die Hälfte der afghanischen Bevölkerung - humanitäre Hilfe benötigen würden. Organisationen leisten laut HRW zwar lebensrettende Hilfe, können jedoch nicht alle Dienste ersetzen, die bisher auf Geberunterstützung angewiesen waren.

Quelle:
KNA