Gebetswoche zur Einheit der Christen eröffnet

Menschenliebe mehr als nur eine humanitäre Pflicht

Zur Hilfe für Flüchtlinge hat der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann aufgerufen.

Uneingeschränkte Mitmenschlichkeit gegenüber Geflüchteten gefordert / © Pavel D. Vitko (dpa)
Uneingeschränkte Mitmenschlichkeit gegenüber Geflüchteten gefordert / © Pavel D. Vitko ( dpa )

In einem ökumenischen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen nannte er es einen Skandal, dass Europa bei der Flüchtlingssituation tatenlos zusehe.

Die bundesweite Gebetswoche für die Einheit der Christen ist an diesem Sonntag mit einem zentralen ökumenischen Gottesdienst in Hannover eröffnet worden. Im Mittelpunkt der Feier in der evangelischen Hof- und Stadtkirche Sankt Johannis stand das Schicksal von Menschen auf der Flucht. Als Symbole kamen unter anderem ein Rettungsboot in der Kirche und beschriftete Rettungswesten zum Einsatz.

Jeder Mensch hat einmaligen Wert

Weltweit wird die seit 1908 begangene Gebetswoche vom Ökumenischen Rat der Kirchen und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen getragen. In Deutschland wird sie von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) mit Sitz in Frankfurt verantwortet, der 17 Kirchen als Mitglieder und weitere acht Gemeinschaften als Gastmitglieder oder Beobachter angehören.

In seiner Predigt rief der ACK-Vorsitzende, Erzpriester Radu Constantin Miron, zu uneingeschränkter Mitmenschlichkeit gegenüber Flüchtlingen auf. Nach christlicher Überzeugung sei jeder Mensch nach dem Bild und zur Ähnlichkeit Gottes geschaffen, und jeder besitze einen einmaligen Wert. Aus diesem Grund sei die Menschenliebe mehr als nur eine humanitäre Pflicht, sondern für einen Christen "uneingeschränkter Bestandteil seiner Existenz" und nicht verhandelbar, so der griechisch-orthodoxe Erzpriester. Das entsprechende Handeln jedes Gläubigen sei "ein zutiefst spirituelles Ereignis, ja, ein tätiges Zeugnis des Glaubens".

Bischof Wiesemann fordert Hilfe für Geflüchtete

Zur Hilfe für Gelüchtete hat der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann aufgerufen. In einem ökumenischen Gottesdienst in Zweibrücken im Rahmen der Gebetswoche nannte der katholische Bischof es einen Skandal, dass Europa tatenlos zusehe, wie afrikanische Flüchtlinge an der libyschen Küste erpresst und gefoltert sowie als Arbeitssklaven verkauft oder getötet würden. Mitgliedsstaaten der Europäischen Union stellten nach wie vor nationale Eigeninteressen über den Schutz verfolgter und hilfloser Menschen und verwehrten Flüchtlingsbooten die Einfahrt in ihre Häfen.

Selbst- und grenzenlose Freundlichkeit sowie Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden gehörten zum Kern der christlichen Botschaft, sagte Wiesemann weiter. Der Bischof zeigte sich zugleich dankbar, "dass es auch heute Menschen gibt, die sich anstecken lassen von der maßlosen, verschwenderischen Menschenliebe Gottes."

Gebetstexte von Christen aus Malta

Am zentralen ökumenischen Gottesdienst in Hannover nahmen Vertreter aus Kirchen, Politik und Gesellschaft teil. An der Liturgie wirkten auch der katholische Hildesheimer Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger und die Regionalbischöfin der Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, Petra Bahr, mit.

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird weltweit von Angehörigen aller Konfessionen vom 18. bis zum 25. Januar begangen. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto "Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich" aus der biblischen Apostelgeschichte. Die Gebetstexte wurden von Christen aus Malta vorbereitet.

 

 

 

Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

 

An der Spitze der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland: Erzpriester Constantin Miron / © Cornelis Gollhardt (KNA)
An der Spitze der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland: Erzpriester Constantin Miron / © Cornelis Gollhardt ( KNA )
Quelle:
KNA
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