Mehr als 100 Ministeriumsmitarbeiter in Bagdad entführt - Tony Blair steuert neuen Irakkurs an

Der Irak kommt nicht zur Ruhe

Die Entführung von Angestellten einer Behörde in der irakischen Hauptstadt Bagdad gibt weiter Rätsel auf. Die meisten der Opfer sollen inzwischen wieder frei sein. Einige der Freigelassenen berichteten, dass noch etwa 40 Menschen festgehalten werden. Weiterhin ist unklar, wie viele Menschen verschleppt worden waren. Die Angaben schwanken zwischen 50 und mehr als 100. Wer die Entführer sind, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Inzwischen steht auch die Polizei selbst unter Verdacht. 5 Beamte wurden festgenommen. Unterdessen hat Großbritanniens Premier Tony Blair angekündigt, einen neuen Irakkurs anzusteuern. Der Nahost-Experte der Bertelsmann Stiftung, Christian Hanelt, bewertet im domradio-interview den Vorstoß Londons positiv: "Blair hat den größten Einfluss auf die Politik Washingtons."

 (DR)

Die Entführung von Angestellten einer Behörde in der irakischen Hauptstadt Bagdad gibt weiter Rätsel auf. Die meisten der Opfer sollen inzwischen wieder frei sein. Einige der Freigelassenen berichteten, dass noch etwa 40 Menschen festgehalten werden. Weiterhin ist unklar, wie viele Menschen verschleppt worden waren. Die Angaben schwanken zwischen 50 und mehr als 100. Wer die Entführer sind, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Inzwischen steht auch die Polizei selbst unter Verdacht. 5 Beamte wurden festgenommen. Unterdessen hat Großbritanniens Premier Tony Blair angekündigt, einen neuen Irakkurs anzusteuern. Der Nahost-Experte der Bertelsmann Stiftung, Christian Hanelt, bewertet im domradio-Interview den Vorstoß Londons positiv: "Blair hat den größten Einfluss auf die Politik Washingtons."
Im Zentrum: Der israelisch-palästinensische Konflikt
Jahrelang hatte Blair die Politik von US-Präsident George W. Bush unterstützt. Nun sollen auch Länder aus der "Achse des Bösen" eine wichtige Rolle spielen. Im Zentrum der Neuausrichtung müsse die Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts liegen, sagte Blair in einer außenpolitischen Grundsatzrede in London. Danach müsse der Libanon stabilisiert werden und dann moderate Araber und Muslime für eine Friedenslösung in diesen Ländern und im Irak geeint werden. Im Irak seien Kräfte von außen für die Gewalt verantwortlich, sagte er weiter. Diese Kräfte müssten dann auch außerhalb Iraks verfolgt werden, forderte Blair.

Dem Iran warf er vor, schiitische Milizen im Irak, die Hisbollah im Libanon und die extremsten Elemente der Hamas in den palästinensischen Autonomiegebiete zu unterstützen. "Sie legen uns Steine auf den Weg zum Frieden und stellen uns als Aggressoren hin, sie hetzen die arabische Straße auf und schüren Aufruhr in unserer demokratischen Politik", sagte Blair.

Der Westen müsse diese Punkte einen nach dem anderen auflösen und vom Iran verlangen, seine Unterstützung für Extremisten und sein Programm für Urananreicherung aufzugeben. „Wenn das der Fall ist, ist eine neue Partnerschaft möglich", erklärte Blair. „Im anderen Fall drohen ihm die Konsequenzen dafür: Isolation."

Nicht die erste große Entführung
Nach der Entführung im Bildungsministerium teilte eine Sprecherin mit, die Täter seien in Kleintransportern vorgefahren. Anschließend hätte sie die Forschungsabteilung des Ministeriums gestürmt.

Das von Schiiten kontrollierte Innenministerium hat wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, es halte Kontakte zu Milizen. Sunniten und die US-Regierung werfen den Milizen vor, Todesschwadrone und Entführungskommandos zu stellen. Das Bildungsministerium wird von Sunniten kontrolliert. Im Juli waren 30 Mitglieder des Olympischen Komitees verschleppt worden, sechs von ihnen wurden später freigelassen.

Die US-Kirche hat am Dienstag erneut zu einem besseren Schutz der Christen im Irak aufgerufen.