Marx: Christen müssen gegen Verdrängung des Todes angehen

"Wo die Toten vergessen werden"

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hat die Christen aufgefordert, gegen eine Verdrängung des Todes in der Gesellschaft anzugehen. "Wo die Toten vergessen werden, da werden auch schnell die Lebenden vergessen", sagte er am Montag in Paderborn in einem Gottesdienst im Rahmen des Liborifestes. Es sei Aufgabe der Christen, die Botschaft zu vermitteln, dass der Tod seine Macht verloren habe.

 (DR)

«Gott ist der Herrscher der Welt und damit auch der Herrscher über den Tod», so der Erzbischof. Das Liborifest war am Samstag eröffnet worden. Es steht unter dem Motto "... und im Tod verlass' uns nicht" und dauert bis Sonntag.

Marx dankte besonders den Frauen in den Gemeinden für eine «praktische und tätige Verkündigung einer christlichen Kultur des Lebens, des Sterbens und des Todes». Sie leisteten einen unverzichtbaren Dienst etwa beim Besuch von Kranken und Sterbenden und beim Gebet für die Sterbenden und die Toten. Den Gottesdienst im überfüllten Dom hatten Mitarbeiterinnen der Katholischen Frauengemeinschaft im Erzbistum Paderborn (KFD) vorbereitet.

Diözesanadministrator von Le Mans kritisiert Sterbehilfe
Am Morgen hatten auch Erzbischof Hans-Josef Becker und der Diözesanadministrator des Partnerbistums Le Mans, Pere Jean Bregeon, mit französischen Gästen einen Gottesdienst im Dom gefeiert. Dabei kritisierte der frühere Generalvikar von Le Mans jede Form von Sterbehilfe. Weder dem Leidenden noch Angehörigen sei es erlaubt, über den Moment des Endes irdischen Lebens zu entscheiden. Auch im Falle schwerer Leiden könne die Haltung der Kirche deshalb nur darin bestehen, «den Schmerz zu lindern, ohne jemals willentlich den Tod eines Menschen herbeizuführen».

Das neuntägige Liborifest mit seiner Mischung aus Kirchenfest, Kirmes, Kultur und Politikveranstaltungen hat seinen Ursprung im Jahr 836. Damals wurden die Gebeine des heiligen Liborius, der Bischof von Le Mans in Frankreich war, nach Paderborn überführt. So entstand eine der ältesten Städtepartnerschaften. Traditionell leitet der Liborius-Nachfolger auf dem Bischofstuhl von Le Mans das erste Pontifikalamt am Libori-Montag. Da Bischof Jacques Faivre im Juli aus Gesundheitsgründen zurückgetreten war, stand Erzbischof Becker dem Gottesdienst vor.