In einem 23-seitigen Schreiben, das am Montag veröffentlicht wurde, fordert die Theologische Kommission der Internationalen Mariologen-Vereinigung (IMA) das Glaubensdikasterium zu einer Überprüfung des Schreibens auf, da mehrere Aspekte fehlerhaft seien und eine "erhebliche Klarstellung und Änderung" bräuchten.
Eine Neubewertung möge zu einer "neuen Ausdrucksweise des ordentlichen Lehramtes in Bezug auf diese äußerst wichtigen marianische Lehren und Titel führen, in großer Übereinstimmung, Weiterentwicklung und Harmonie mit den Lehren früherer Päpste", heißt es weiter. "Zu diesen Lehren gehören diejenigen, die die selige Jungfrau Maria als Miterlöserin und Mittlerin aller Gnaden anerkennen."
Vertrauensverlust befürchtet
Anfang November hatte das vatikanische Glaubensdikasterium die lehrmäßige Note "Mater populi fidelis" veröffentlicht. Darin rief Glaubenspräfekt Kardinal Víctor Manuel Fernández dazu auf, Titel wie "Miterlöserin" oder "Gnadenmittlerin" in Marienverehrung und Theologie zu vermeiden.
Mit dem Dokument versucht der Vatikan, eine innerkirchliche Debatte seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu beenden, die seit Johannes Paul II. (1978-2005) wieder deutlich an Fahrt aufgenommen hatte. Der Papst aus Polen hatte mehrmals von "Maria als Miterlöserin" gesprochen.
In einer flankierenden Pressemitteilung fasst die IMA elf Hauptpunkte zusammen, die die Kommission bemängelt. So wird moniert, das vatikanische Dokument beeinträchtige das Vertrauen der Gläubigen in das Lehramt der Kirche: "Wenn frühere Lehren und Titel, die von Päpsten verwendet wurden, nun als 'unangemessen' oder 'unangebracht' angesehen werden, warum sollten die Gläubigen dann Vertrauen in das Lehramt und die Beständigkeit (nicht die Revision) in der Entwicklung der Lehre haben?"
Unstimmigkeiten in Übersetzungen
Konkret wird kritisiert, dass es "erhebliche Unstimmigkeiten" in den offiziellen Übersetzungen gebe. Im Italienischen, Englischen und Deutschen etwa werde der Titel "Miterlöserin" als "immer unangemessen" bezeichnet, während er im Spanischen, Französischen und Portugiesischen als "immer unpassend" bezeichnet werde.
Zudem gebe die Note die historische Entwicklung des Titels der Miterlöserin nicht korrekt wieder. Moniert wird auch, dass das Dokument Marias mütterliche Vermittlung auf die Fürbitte reduziere und die Lehren von "zwölf Päpsten über vier Jahrhunderte" hinsichtlich der Vermittlung der Gnaden durch Maria übergehe.
Die IMA besteht laut eigener Bezeichnung aus mehr als 100 Theologen, Bischöfen, Geistlichen, Ordensleuten und Laien, "die sich weltweit für die Verbreitung der marianischen Wahrheit und Verehrung einsetzen". Die Theologische Kommission der IMA setzt sich demnach aus rund 40 Theologen und Bischöfen zusammen.