Mariä Himmelfahrt: Eine Reihe von Brauchtümern

"Geschenke der Natur"

Zurück zu den Wurzeln lautet das Motto von Hobbyköchen und Konsumkritikern - zum Beispiel durch die Rückbesinnung auf Kräuter. Nicht nur zu Mariä Himmelfahrt, das an diesem Donnerstag gefeiert wird, spielt das Thema eine Rolle.

Autor/in:
Paula Konersmann
Ein Mädchen in Tracht trägt einen gefüllten Kräuterkorb mit Sträußen aus Kräutern zur Kräuterweihe / © Wolfgang Lehner (KNA)
Ein Mädchen in Tracht trägt einen gefüllten Kräuterkorb mit Sträußen aus Kräutern zur Kräuterweihe / © Wolfgang Lehner ( KNA )

Fläschchen mit Salz-Mixturen stehen im Regal, dazwischen Blumensträußchen, auf dem Tisch wird Lavendel getrocknet. Und Gurken überall: kleine und große, in Schüsseln und Körben, eingelegt und frisch. "Man sollte den Spreewald nicht auf die Gurke reduzieren", mahnt dennoch Peter Franke, Betreiber der Kräutermanufaktur im brandenburgischen Burg, dem flächenmäßig größten deutschen Dorf. Schließlich diene die Region als "Gemüsekammer" der Hauptstadt. Und überhaupt, das regionale "Nationalessen Nummer 1" sei nicht die Gurke, sondern Quark mit Leinöl.

"Was die Natur uns schenkt"

Ein traditionelles Rezept - und genau solche Traditionen will Franke, der sich selbst als Genusshandwerker bezeichnet, wieder bekannter machen. "Wir müssen lernen, aus den Regionen wieder das zu nehmen, was sie zu bieten haben", so sein Appell. In der Manufaktur werde alles verarbeitet, "was die Natur uns schenkt". Giersch zum Beispiel: Für viele Gartenbesitzer ein Feind, doch Franke schwärmt regelrecht von dem "Zipperleinkraut". Hirse ist für ihn ein "Kulturgut", Kräuterbäder würden weithin unterschätzt, und: "Eine bessere Pflanze als die Brennnessel gibt es nicht."

Im Oktober eröffnet der "Spreewaldkoch" ein neues Restaurant. Sowohl dort als auch in der Manufaktur soll es weiterhin Informationen zur Wirkung von Kräutern geben - unter dem Namen "Kräuterklatsch". Denn viele Menschen interessieren sich für gesunde Ernährung, für Naturheilkunde oder die nachhaltige Nutzung von Ressourcen. Urban Gardening liegt im Trend, Magazine wie "Landlust" oder auch "Landapotheke" boomen.

Hohe Nachfrage bei jungen Menschen

"Früher musste man alles nutzen, was aus dem Garten kam", sagt Roswitha Winter. Sie ist Projektmanagerin am Freilichtmuseum Lehde und bietet dort unter anderem Workshops zum Kräutergarten an. Die Teilnehmer wollen beispielsweise lernen, wie Produkte haltbar gemacht werden können - mit alten Techniken wie salzen, einlegen, trocknen, Marmelade und Gelees kochen.

Die Nachfrage ist insbesondere unter jungen Menschen hoch, beobachtet man in Brandenburgs ältestem Freilichtmuseum - wenn auch freilich aus Interesse statt aus Not. Früher war das anders, erinnert Winter: "Der Kräutergarten diente auch als Apotheke. Der Arzt war teuer und an vielen Orten nur selten zugegen - da griffen die Leute etwa bei Zahnschmerzen zu Meerrettich."

Heute setzen die meisten Menschen eher ergänzend oder bei kleinerem Unwohlsein auf die Heilkraft von Kräutern, etwa bei Halskratzen, leichter Unruhe oder Magengrummeln. In den 1970-Jahren wurde zudem der Begriff "Hildegard-Medizin" populär, der sich auf Hildegard von Bingen bezieht, heiliggesprochene Kirchenlehrerin und Autorin zahlreicher natur- und heilkundlicher Schriften. Insbesondere in spiritueller Hinsicht orientieren sich die Benediktinerinnen der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim am Rhein an ihr. Aber auch ihre weiteren Lehren sind hier gefragt: Es gibt einen Lesekreis, Hildegard-Seminare und Fastenkurse, berichtet Schwester Hiltrud Gutjahr. Manche Gäste seien regelrecht enttäuscht, dass die alltägliche Ernährung im Kloster nicht strikt den Regeln der Heiligen folgt.

Antibiotika-Ersatz und Hilfe bei chronischen Krankheiten

Die Besucher der Kurse seien bunt gemischt, fügt Schwester Hiltrud hinzu. Dass sich so viele Menschen dafür interessieren, wundert sie nicht: "Viele Menschen werden krank und machen die Erfahrung, dass Chemie nicht oder nicht allein hilft." Sie verweist auf Antibiotika-Resistenzen oder chronische Krankheiten wie Rheuma, bei denen Salben zumindest eine deutliche Linderung verschaffen könnten. Viele sehnten sich zudem nach mehr Natürlichkeit, so die Ordensfrau: "Das Leben besteht aus mehr als aus Technik und Fastfood."

Pflanzen anzubauen, wachsen zu sehen, schließlich Früchte zu ernten - das hat für Schwester Hiltrud "unbedingt" eine spirituelle Komponente. "Der Menschen hat einen natürlichen Bezug zur Erde, zu Pflanzen und den Elementen", betont sie. Den Menschen als Ganzes zu sehen, sei schließlich auch das zentrale Anliegen Hildegards gewesen: "Letztlich dreht sich nur ein Teil ihrer Lehren um Kräuter und Heilkunde. Wichtig war ihr die große seelische Kraft, die in jedem Menschen steckt."

 

Quelle:
KNA