Facebook-Gruppe "Corona Hilfe Köln" hilft in Krisenzeiten

"Man gewinnt den Glauben an die Menschheit wieder"

Wenn es in diesen Tagen rund um die Coronakrise etwas Positives zu berichten gibt, dann ganz sicher das: Viele Menschen helfen einander. Von dieser Hilfsbereitschaft kann auch Margret Müller berichten. Sie hat die Facebook-Gruppe "Corona Hilfe Köln" gegründet.

Facebook – Daumen hoch  / © Friso Gentsch (dpa)
Facebook – Daumen hoch / © Friso Gentsch ( dpa )

DOMRADIO.DE: Frau Müller, wann war bei Ihnen denn dieser Moment erreicht, als Sie gedacht haben, Sie müssen jetzt einfach etwas machen?

Margret Müller (Gründerin der Facebook-Gruppe "Corona Hilfe Köln"): Ich habe persönlich am Anfang in der Nachbarschafts-App Hilfe angeboten und suchte Freitagmorgen nach einer Möglichkeit, wo wir Hilfe koordinieren konnten. Ich habe dann gesehen: Es gibt nichts und dachte spontan, dass wir eine größere Plattform brauchen, mit der wir Menschen, die Unterstützung benötigen und Helfende zusammenbringen können.

Dann habe ich spontan die Facebook-Gruppe Corona-Hilfe Köln gegründet. Während ich die Seite noch aufbaute, war ich sehr beeindruckt, wie schnell anscheinend einige Menschen das gleiche Bedürfnis hatten. Und ohne mein Zutun wuchs die Gruppe einfach automatisch an.

DOMRADIO.DE: Was genau bieten die Facebook-User da für Hilfe an?

Müller: Im Moment haben wir sehr viele Angebote, die Hilfe bei Erledigungen und Einkäufen anbieten. Es gibt einen Erfahrungsaustausch, wo die Menschen sich austauschen können, wie sie damit umgehen, dass die Kinder zu Hause sind. Dann gibt es einen Austausch zur Hilfe von wirtschaftlich Betroffenen: Das können zum Beispiel Selbstständige, Künstler, Prekär-Beschäftigte oder Betroffene aus der Gastronomie sein. Dann gibt es auch schon ganz viele Initiativen – dazu wird sich ausgetauscht.

Es werden auch Tipps geteilt für die Zeit zuhause: Wie geht man damit um, plötzlich den ganzen Tag zu Hause zu sein? Es werden Ideen vorgestellt und geteilt. Da geht es auch darum, die Zeit schön zu gestalten, zum Beispiel durch Online-Spiele oder Konzerte, die man jetzt online angucken kann – da gibt es auch Ideen zu Filmen auch für die Kinder und so weiter.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist es aber ja so, dass vor allen Dingen ältere Leute häufig zum Beispiel gar kein Facebook haben. Da haben Sie sich aber auch etwas ausgedacht, um Helfer und Hilfsbedürftige da zusammenzubringen. Was genau?

Müller: Genau, unsere zentrale Frage war: Wie erreichen wir die Menschen, die kein Internet und Facebook haben? Wir haben jetzt einen Anrufbeantworter eingerichtet unter der Telefonnummer 0221 / 30142391. Dort können Menschen anrufen und ihr Anliegen auf den Anrufbeantworter aufsprechen.

Wir suchen dann in der Facebook-Gruppe, in der im Moment sehr viele hilfsbereite Menschen sind, nach Nachbarn und Nachbarinnen, die diese Person unterstützen können. Das war wirklich genau unser Anliegen, weil wir glauben, dass viele Menschen, die gerade Hilfe benötigen, gar nicht auf Facebook sind.

DOMRADIO.DE: Spüren Sie denn mehr Solidarität, als Sie selber am Anfang vermutet hatten?

Müller: Ich bin sehr positiv überrascht. Ich glaube, das ist ein ganz menschliches Verhalten, dass Gesellschaften in Notzeiten zusammenrücken und auch Menschen das Bedürfnis haben, nicht alleine zu sein und auch nicht so hilflos zu sein.

Ich bin sehr beeindruckt davon, wie viel sich in den letzten Tagen an Initiativen und Hilfsbereitschaft, positive Energie und nachbarschaftlicher Hilfe unter den Menschen zeigt, man gewinnt so ein bisschen den Glauben an die Menschheit wieder zurück.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR
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