Malteser bewegt von Romwallfahrt mit behinderten Menschen

"Es war ein riesiger Hunger da"

Der Malteser-Hilfsdienst ist auf Romwallfahrt. Aus allen deutschen Diözesen sind ehrenamtliche Helfer angereist und begleiten alte und behinderte Menschen. Aus dem Erzbistum Köln sind 23 Menschen mit Behinderung dabei.

Malteser Romwallfahrt 2022 - Zu Besuch beim Malteserorden auf dem Aventin / © Andi Weiland (Malteser)
Malteser Romwallfahrt 2022 - Zu Besuch beim Malteserorden auf dem Aventin / © Andi Weiland ( Malteser )

DOMRADIO.DE: Sie sind gerade in Rom. Wo denn?

Dr. Rainer Löb (Bundesarzt des Malteser-Hilfsdienstes): Gerade im Moment blicke ich auf das Mausoleum des Augustus und auf die Ara Pacis. Wenn man Ara Pacis wörtlich übersetzt, dann soll es ein Friedensmonument sein. Das ist es auch, was wir uns unfassbar wünschen. Deshalb stehe ich genau am richtigen Ort, um unsere Hoffnung und Bitte nach Frieden zu äußern, dass das wieder Wahrheit und Wirklichkeit wird.

Rainer Löb, Malteser-Bundesarzt / © privat (privat)
Rainer Löb, Malteser-Bundesarzt / © privat ( privat )

DOMRADIO.DE: Gestern haben Sie in Sankt Lorenzo vor den Mauern Gottesdienst gefeiert. Wie nehmen Sie und die anderen die Stimmung wahr?

Löb: Wir feiern die Gottesdienste mit eigenen Geistlichen. Wir werden auch durch unseren Bundesseelsorger, den Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, begleitet. Für uns sind es unglaublich berührende Augenblicke.

Ein besonderer Moment war gestern für die Rollstuhlfahrer. Denn sie wurden bei der Generalaudienz vom Heiligen Vater persönlich begrüßt. Er hat jedem die Hand gegeben. Das hat unglaublich tief beeindruckt und Kraft und Energie für die weitere Zeit gegeben.

Malteser Romwallfahrt 2022 - Audienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz / © Dirk Jochmann (Malteser)
Malteser Romwallfahrt 2022 - Audienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz / © Dirk Jochmann ( Malteser )

Dann gab es am Nachmittag noch die Krankensalbung, wo alle schon erschöpft waren, aber trotzdem einen absoluten Moment der Kraft und der Freude hatten. Das war, als wir gestern in San Lorenzo fuori le Mura die Heilige Messe gefeiert haben. Während der Messe haben wir die Krankensalbung gespendet. Das war für alle, die dabei waren, aber gerade eben auch für die Behinderten und Kranken, wirklich ein besonderer Moment innerhalb der heiligen Messe.

Man konnte richtig sehen, wie sich Kraft entfaltet hat. Das wurde richtig spürbar durch die Freude.

DOMRADIO.DE: Sie sind mit Menschen, die körperliche oder geistige Einschränkungen haben, nach Rom gefahren. Wie sehr haben sich alle auf diese Reise gefreut?

Löb: Unglaublich. Wirklich unglaublich. Gerade diejenigen, die wir mitnehmen durften, aber auch alle Helferinnen und Helfer haben sich unglaublich gefreut. Nach der Corona-Zeit haben schon einige Wallfahrten nach Lourdes stattgefunden, aber gerade die große Wallfahrt nach Rom aus verschiedenen Diözesen Deutschlands, da wussten wir: Wir müssen das wieder machen. Wir müssen wieder los. Wir müssen diese Wallfahrten machen und nach Rom fahren. Es war ein riesiger Hunger da.

DOMRADIO.DE: Wie stark war denn der Nachholbedarf nach diesen vier Jahren Pause wegen Corona und Anderem?

Löb: Der ist insgesamt sehr groß. Nichtsdestotrotz sind viele Verunsicherungen da. Deswegen sind wir nicht mit tausend oder mehr Menschen hier, sondern mit insgesamt 600. Aber das Begegnen in Rom, als die einzelnen Busse nach und nach ankamen, war eine riesige Freude. Freude darüber, sich wieder zu sehen und gemeinsam auf Wallfahrt zu gehen.

Das merkt man und spürt das mit jeder Faser der einzelnen Menschen. Das merkt man bei den Gottesdiensten in den Kirchen, beim Morgengebet im Bus, beim Abendgebet in der Kirche, im Fraterna Domus und in dem ganzen dazwischen. Überhaupt das Zwischenmenschliche, das Sich-wieder-begegnen. Man merkt, dass wir als Menschen aufeinander bezogene Wesen sind und keine Einzelkämpfer.

Malteser Romwallfahrt 2022 - Heilige Messe in der Basilika St. Paul vor den Mauern / © Dirk Jochmann (Malteser)
Malteser Romwallfahrt 2022 - Heilige Messe in der Basilika St. Paul vor den Mauern / © Dirk Jochmann ( Malteser )

DOMRADIO.DE: Mit 600 Leuten kann es auch mal ein paar schwierige Momente auf solchen Reisen geben. Wie lief das bisher?

Löb: Ach, das gibt es immer. Aber wir haben viele Menschen mit viel Kraft und Energie und vor allem ganz viel Humor, um solche Schwierigkeiten erst mal - sag ich vorsichtig - weg zu lächeln.

Wichtig ist, dass man im Anschluss ins Gespräch miteinander kommt, um miteinander zu reden, die Perspektive des anderen einzunehmen, zu verstehen, warum er jetzt so denkt, welche Sorge er hat, warum etwas nicht gefällt. So kommt man dann miteinander zu einer Lösung. Das ist bisher immer gelungen.

DOMRADIO.DE: Was steht denn heute noch auf der Rom Wallfahrt an?

Löb: Heute ist ein freier Vormittag. Ich bin mit der Dresdner Diözesangruppe unterwegs. Die besichtigt Rom und die eigentliche Altstadt. Vor wenigen Minuten sind die Paderborner an uns vorbeigezogen. Jede Gruppe fährt dorthin, wie sie es selbst geplant hat, also freies Programm. Eine Gruppe ist zum Beispiel an die Küste gefahren, eine andere nach Castel Gandolfo. Es gibt viele verschiedene Varianten, und wir sind eben in der Stadt Rom.

Hier geht es auch heute Nachmittag weiter. Wir treffen uns am Lateran und werden in der Basilika mit Bischof Heinrich Timmerevers die Heilige Messe feiern. Heute Abend folgt der große Abschlussabend mit vielen Abschieden. Und Morgen früh starten dann die ganzen Gruppen mit Bussen wieder zurück in ihre Diözesen. Zum Teil mit einer Zwischenübernachtung, zum Beispiel in Norditalien oder in Österreich.

Bis dahin tanken wir noch das Geistliche, was hier alle durchströmt. Es ist das Feuer der positiven Erfahrung mit unserer Kirche. Das bringt alle in dermaßen gute Laune und Stimmung, sodass wir auf jeden Fall positiv zurückkommen.

Das Interview führte Florian Helbig.

Der Malteser Landesverband NRW

Die Malteser in Nordrhein-Westfalen sind ein Bund aus fünf Diözesen: Köln, Aachen, Essen, Münster und Paderborn. Rund 26.500 ehrenamtliche Mitglieder, 1800 Mitglieder in der Malteser Jugend, 1900 Schulsanitäter sowie rund 3.000 hauptamtliche Mitarbeiter in Vollzeit und Teilzeit an 208 Standorten leisten in NRW Dienst am Nächsten. Im Rettungs- und Sanitätsdienst, in der Jugendarbeit, im Katastrophenschutz, bei Besuchs- und Begleitdiensten, bei Menü- oder Fahrdiensten, oder bei den rund 30.000 Hausnotruf-Kunden. Dabei werden sie von 232.000 Fördermitgliedern unterstützt.

Krankenwagen des Malteser Rettungsdienstes / © Harald Oppitz (KNA)
Krankenwagen des Malteser Rettungsdienstes / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR