Mainzer Pfarrer Klaus Mayer verstorben

Berühmte Chagall-Fenster initiiert

Klaus Mayer, langjähriger Pfarrer der Mainzer Stephanskirche und Ehrenbürger der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, ist tot. Der Initiator der weltbekannten Mainzer Chagall-Fenster sei am Freitag im Alter von 99 Jahren verstorben.

Monsignore Klaus Mayer, Priester des Bistums Mainz / © picture alliance (dpa)
Monsignore Klaus Mayer, Priester des Bistums Mainz / © picture alliance ( dpa )

Das teilte das katholische Bistum mit. Aus Anlass des Todes läuteten am Nachmittag eine Viertelstunde lang die Glocken der Stephanskirche.

Einzige Chagall-Fenster in Deutschland

Mayer wurde überregional bekannt, weil es ihm in den 1970er Jahren gelungen war, Marc Chagall dafür zu gewinnen, neue Glasfenster für die am Rand der Mainzer Altstadt gelegene Kirche St. Stephan zu gestalten. Der damals bereits hochbetagte Künstler fertigte ab 1978 insgesamt neun Fenster an. Die Fenster in Mainz sind die einzigen von Marc Chagall entworfenen in Deutschland und zugleich die letzten von ihm zu Lebzeiten geschaffenen. Nach seinem Tod vollendete sein langjähriger Mitarbeiter Charles Marq das Vorhaben.

Die Chagallfenster in St. Stephan in Mainz / © Agnete
Die Chagallfenster in St. Stephan in Mainz / © Agnete

Symbol der christlich-jüdischen Aussöhnung

Die Fenster gelten inzwischen als Symbol der christlich-jüdischen Aussöhnung nach den Verbrechen des Holocaust und ziehen nach Angaben des Bistums jährlich rund 200.000 Besucher an. Bis ins hohe Alter hatte Mayer selbst noch persönlich regelmäßig Meditationen an den Fenstern veranstaltet.

Mainzer Oberbürrgermeister Michael Ebling, Monsignore Klaus Mayer, der Mainzer BischofPeter Kohlgraf und Bettina Hagedorn (SPD) stellen 2018 in der Stephanskirche in Mainz die Weihnachtsbriefmarke vor / © Andrea Enderlein (epd)
Mainzer Oberbürrgermeister Michael Ebling, Monsignore Klaus Mayer, der Mainzer BischofPeter Kohlgraf und Bettina Hagedorn (SPD) stellen 2018 in der Stephanskirche in Mainz die Weihnachtsbriefmarke vor / © Andrea Enderlein ( epd )

Angst während der NS-Zeit

Geboren wurde Mayer am 24. Februar 1923 in Darmstadt als Sohn eines jüdischen Kaufmanns und dessen katholischer Frau. Die NS-Zeit überlebte er als "Mischling ersten Grades" in ständiger Angst vor einer Deportation im Internat des Benediktiner-Klosters in Ettal und nach dessen Schließung in Mainz, wo er 1942 die Schule beenden konnte. Nach Kriegsende trat Mayer in das Mainzer Priesterseminar ein. Als Pfarrer an St. Stephan wirkte er von 1965 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1991.

Der Holocaust: systematischer Völkermord an sechs Millionen Menschen

Holocaust ist die nahezu weltweit gebräuchliche Bezeichnung für den Völkermord an der jüdischen Bevölkerung Europas durch die Nationalsozialisten. Ihm fielen etwa sechs Millionen Menschen zum Opfer. In Polen wurden rund 90 Prozent der Menschen jüdischen Glaubens umgebracht, in anderen europäischen Ländern wie in Ungarn oder den Niederlanden mehr als 70 Prozent. Der Begriff Holocaust stammt vom griechischen Wort "holokauston" und bedeutet Brandopfer (wörtlich: "ganz verbrannt").

Zaun in Auschwitz-Birkenau / © Markus Nowak (KNA)
Zaun in Auschwitz-Birkenau / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
epd