Londons Botschafter fürchtete Gewalt gegen Katholiken

Wikileaks zu übertrittswilligen Anglikanern

Der britische Botschafter am Heiligen Stuhl hat nach dem päpstlichen Angebot eines Personalordinariats für übertrittswillige Anglikaner Angst vor Gewalt gegen Katholiken in seinem Land geäußert. Das geht aus einem vertraulichen Telegramm einer Kollegin aus der US-amerikanischen Botschaft hervor, das Wikileaks jetzt veröffentlichte.

 (DR)

Mit seiner Ankündigung im November 2009 habe Papst Benedikt XVI. den Anglikaner-Primas Rowan Williams "in eine unmögliche Lage" gebracht, wird Botschafter Francis Campbell von US-Kollegin Julieta Valls Noyes in den Berichten zitiert. Die Beziehungen zwischen der anglikanischen Weltgemeinschaft und dem Vatikan stünden vor "der schlimmsten Krise der letzten 150 Jahre", so der Diplomat.



Mögliche Übergriffe auf britische Katholiken

Zudem äußerte sich der Boschafter bei einem Dinner im Vatikan besorgt über mögliche Übergriffe auf Katholiken in Großbritannien.



Die Krise sei eine Gefahr für die überwiegend irischstämmige katholische Minderheit in England, so Campbell. Nach Einschätzung des Diplomaten gebe es noch immer einen "latenten Antikatholizismus" in einigen Teilen des Landes, der leicht wieder aufflammen könne.



Die Angelegenheit könne in "Diskriminierung" und "in Einzelfällen gar in Gewalt gegen die Minderheit" münden, wird Campbell auf der Enthüllungs-Plattform Wikileaks zitiert.



"Anglicanorum Coetibus" macht Wechsel möglich

Mit der Konstitution "Anglicanorum Coetibus" hatte Papst Benedikt XVI. im November vorigen Jahres die Möglichkeit für anglikanische Christen geschaffen, mit eigenen Kirchenstrukturen und unter Wahrung ihrer liturgischen Tradition in die katholische Kirche zu wechseln.



Beobachtern zufolge hatte sich die anglikanische Kirche von England von dem Angebot überrumpelt gefühlt. Anfang Januar 2011 sollen fünf übertrittswillige anglikanische Bischöfe in volle Gemeinschaft mit Rom treten.



Liberale und konservative Anglikaner liegen seit Jahren über die Rolle von Homosexuellen und Frauen in der Kirche im Clinch.