Wie ein "grüner Papst" die US-Klimapolitik unterstützt

Verwirrendes von Wikileaks

Tropfenweise macht die Enthüllungs-Plattform Wikileaks die US-Geheimberichte der Öffentlichkeit zugänglich. Seit dieser Woche steht nun auch eine erste Depesche der Botschaft beim Vatikan im Netz. Ihr Inhalt ist freilich weniger erhellend als verwirrend.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Da informierte am 20. Januar 2010 ein US-Diplomat seine Zentrale über den Papst und seine Haltung zur Umwelt, insbesondere über die Meinung am Heiligen Stuhl zur Klimakonferenz von Kopenhagen. Titel des als "confidential" (vertraulich) eingestuften Kabels: ""Grüner" Papst unterstützt US-Linie nach Kopenhagen". Auch in der einführenden Zusammenfassung sowie im abschließenden Kommentar ist von Unterstützung die Rede, die der Vatikan oder dessen Mitarbeiter den USA in diesem Bereich zukommen lassen wollten - freilich diskret.



Zwei Gesprächspartner werden genannt

Da werden zwei Gesprächspartner mit Klarnamen genannt: ein Laien-Vertreter des Staatssekretariats und ein Monsignore vom Rat "Iustitia et pax", die dem US-Diplomaten die vatikanische Umweltlinie erklärt hätten. Etwas schwammig bleibt freilich, worauf sich nun diese "Zustimmung" des Heiligen Stuhls bezieht. Der Gesprächspartner habe den allgemeinen Wunsch des Vatikan bekundet, dass der Kopenhagen-Prozess weitergehe. Und er habe zugestimmt, zum Stichtag 31.1.2010 "andere Länder diskret zum Beitritt für die Vereinbarung zu ermuntern, falls sich die Gelegenheit ergibt".



Damit dürfte aber kaum ein pauschales Plazet zu Haltung und Vorgehen der USA in Kopenhagen gemeint gewesen sein. Denn die offiziellen Äußerungen aus dem Vatikan zum Thema Umwelt klangen in den Tagen und Wochen rund um den Klimagipfel etwas anders.



Maßnahmen zum Schutz der Schöpfung

Er erwarte sich von der Konferenz wirksame Maßnahmen zum Schutz der Schöpfung und zu einer solidarischen Entwicklung, die sich auf die Menschenwürde gründeten und auf das Gemeinwohl ausrichteten, sagte Benedikt XVI. unmittelbar vor Beginn. Er appellierte an die Teilnehmer, nationale Interessen und kurzfristige Vorteile zugunsten langfristiger Strategien für die gesamte Staatengemeinschaft zurückzustellen.



Die hochrangige Vatikan-Delegation drängte in Kopenhagen auf "schnelle und wirksame Lösungen" im Kampf gegen den Klimawandel. Die Prälaten beklagten aber auch, dass dem Klimagipfel der politische Wille zu weitreichenden Vereinbarungen fehle.



Papst war mit Ergebnis des Klimagipfels unzufrieden

Und dass der Papst mit dem Verlauf und Ergebnis des Klimagipfels keineswegs zufrieden war, machte er beim Neujahrsempfang für das beim Vatikan akkreditierte Diplomatische Corps deutlich. Er äußerte am 11. Januar - neun Tage bevor die Depesche abging - seine "große Sorge" über die "politischen und wirtschaftlichen Widerstände gegenüber dem Kampf gegen die Umweltverschmutzung", die auch in Kopenhagen zutage getreten seien. Mit dem Klimawandel stehe das Schicksal ganzer Länder auf dem Spiel, insbesondere der kleinen Inselstaaten, warnte der Papst die internationale Gemeinschaft.



Woher der römische US-Diplomat seine optimistische Einschätzung gegenüber der Linie Washingtons ableitete, bleibt vor diesem Hintergrund unklar; seine Version ist zumindest verkürzt. Möglicherweise schloss er auf eine gemeinsame Erkenntnis, dass nach dem bescheidenen Ergebnis von Kopenhagen die Bemühungen in Zukunft verstärkt werden müssten.





Allerdings ist die Depesche vom 20. Januar - nur sie allein ist bislang zu diesem Thema publik - nur ein einzelnes Element. Vielleicht gab es daneben eine ganze Palette differenzierter Einschätzungen, die über den "grünen Papst" aus Rom nach Washington gekabelt wurden. Wenn nicht, würfe sie kein gutes Licht auf die Arbeitsweise und Effizienz der US-Botschaftsmitarbeiter in Rom.