Christinnen und Christen ist nach den Worten des lippischen Landessuperintendenten Dietmar Arends aufgetragen, den durch Christus geschenkten Frieden weiterzutragen. "Glaubwürdig können wir das nur tun, wenn wir selbst den uns geschenkten Frieden miteinander bewahren", sagte er laut Predigttext am Sonntag in einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Urbanus zu Weslarn in Bad Sassendorf. In der Geschichte der Kirchen sei dies allerdings nicht gut gelungen. "Wir müssen bekennen, dass wir im Gegenteil daran gescheitert und damit schuldig geworden sind", betonte Arends. "Konfessionelle Streitigkeiten, Trennungen und Verwerfungen waren jahrhundertelang an der Tagesordnung."
Als Beispiel nannte der leitende Theologe der Lippischen Landeskirche etwa den Umgang mit der Täuferbewegung, die 1525 als radikaler Zweig der reformatorischen Bewegung entstand. "Die Anhängerinnen und Anhänger der Bewegung wurden in ihrer Anfangszeit sowohl von katholischen als auch von protestantischen Obrigkeiten massiv verfolgt – den Menschen drohten Gefängnis, Folter, Ausweisung und oft der Tod", erklärte er laut Predigttext.
"Heute erinnern wir nicht im Streit, sondern gemeinsam ökumenisch an diese 500 Jahre: Wir erinnern uns an die Täufer als eine Bewegung, in der Christinnen und Christen als mündige Menschen gemeinsam und konsequent ein an biblischen Maßstäben ausgerichtetes Leben führen wollten", erläuterte Arends. Die Freiheit des Glaubens und das Ideal der Gewaltlosigkeit seien dabei häufig zentral. "Ohne das täuferische Bekenntnis wäre unsere Ökumene um einiges ärmer", betonte er.
Nicäa verbindet verschiedene Konfessionen
Arends unterstrich laut Predigttext, dass in Gottes Haus Unterscheidungen keine trennende Rolle spielten. "Natürlich gibt es auch da Unterschiede, sie haben Platz in Gottes Haus und werden nicht glattgebügelt", erklärte der Theologe. Gott stelle sie in ihrer Unterschiedlichkeit in eine Gemeinschaft. Der lippische Landessuperintendent verwies auch auf das Bekenntnis von Nicäa vor 1.700 Jahren, welches es, wie kein anderes schaffe, "uns Christinnen und Christen aus den verschiedenen Konfessionsfamilien ökumenisch zu verbinden, uns zusammenzubinden". "Es beschreibt bis heute diesen gemeinsamen Grund, auf dem wir stehen", unterstrich der Theologe.
"Bis wir alle unter dem Dach Gottes so leben, dass unsere Unterschiede nicht mehr trennend sind, das ist noch ein ganzes Stück Weg", erklärte Arends. "Dass wir in dieser Hausgemeinschaft nicht an einem Tisch zusammenkommen zum Mahl, bleibt ein Stachel im Fleisch." Da bleibe eine Sehnsucht offen.
An dem Gottesdienst wirkten den Angaben zufolge unter anderem der Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Ulf Schlüter, und der Paderborner Weihbischof Matthias König mit. Der ökumenische Vespergottesdienst wird seit 1999 im jährlichen Wechsel in katholischen und evangelischen Kirchen gefeiert.