In einem Zukunftsprozess will die Lippische Landeskirche auch bei weniger Mitgliedern und Finanzmitteln ihren Auftrag wahrnehmen. Die Landessynode diskutierte am Freitag in Lemgo über eine stärkere Zusammenarbeit in den Regionen, die die Zukunft in der Fläche sichern soll.
Ein Beschluss sollte noch im Laufe des Abends gefasst werden. Mit einem Konsolidierungskonzept will die Landeskirche zudem auf sinkende Einnahmen reagieren.
Gemeindeschwerpunkte
Bei einer "regiolokalen Kirchenentwicklung" sollen den Überlegungen zufolge Gemeinden unterschiedliche Schwerpunkte für die Region bieten, etwa im Bereich Kirchenmusik oder Jugendgottesdienste. Personal- und Haushaltsplanungen sollten künftig übergreifend für eine Region entwickelt werden. Eine solche Vision für eine Region sei eine Chance für die Zukunft der Gemeinden, unterstrich Landessuperintendent Dietmar Arends.
Die Projekte einer interkulturellen Gemeinde und eines Popkantorats, die in sogenannten Erprobungsräumen als Pilotprojekte gefördert wurden, sollen den Überlegungen zufolge auf die Landeskirche ausgeweitet werden. Am zweiten Synodentag soll außerdem über eine Service-Agentur für Transformation beraten werden, die künftig die Veränderungsprozesse in der Landeskirche begleiten soll.
Weniger Haushaltsmittel
Pro Jahr wird mit einem Rückgang an Kirchensteuereinnahmen von viereinhalb Prozent pro Jahr gerechnet, wie der neue Juristische Kirchenrat Martin Bock vor der Synode in Lemgo sagte. Innerhalb von zehn Jahren sei das ein Rückgang von 37 Prozent. Für das Jahr 2025 hat die Landeskirche noch mit 34 Millionen Euro geplant.
Die Kirchensteuereinnahmen werden auf die Kirchengemeinden, die Pfarrstellen sowie auf die Landeskirche verteilt. Ab 2027 soll der Haushalt der Landeskirche sowie der Haushalt für die Gemeindepfarrstellen ausgeglichen sein. Die Landessynode stimmte dem vorgelegten Konsolidierungskonzept zu. Das Landeskirchenamt wurde beauftragt, zur Sommersynode im kommenden Jahr eine Planung über fünf Jahre vorzulegen.
Grundsatz ist eine Verringerung des landeskirchlichen Haushaltsvolumens von drei Prozent pro Jahr. Neue Daueraufgaben sollen nur dann möglich sein, wenn dafür an anderer Stelle Ausgaben in entsprechender Höhe entfallen. Auch die Kirchengemeinden sollen die Planungen zur Konsolidierung in ihren Haushalten berücksichtigen. Der Haushalt für das kommende Jahr soll auf der Herbstsynode im November beschlossen werden.
Umgang mit sexualisierter Gewalt
In seinem Bericht zum Umgang mit sexualisierter Gewalt unterstrich Landessuperintendent Arends, dass die Mitarbeitenden im Archiv inzwischen in hoher Weise sensibilisiert für das Thema sind und jeden möglichen Verdachtsfall aus den Aktenbeständen bei der Stabsstelle melden. "Dadurch wurden wir auf zwei Fallkonstellationen sexualisierter Gewalt aufmerksam, die sich vor rund hundert Jahren in unserer Kirche zugetragen haben." Auch wenn es sich um Taten handele, die lange zurücklägen und keine Betroffenen mehr lebten, "gehören diese Taten zur Geschichte unserer Kirche und auch zur Geschichte einzelner unserer Gemeinden", betont er. "Deshalb sollten auch sie aufgearbeitet und an das Leid Betroffener erinnert werden."
Präventionsmaßnahmen würden weiter konsequent umgesetzt, berichtete Arends: "Es wurden bisher 118 Basisschulungen sowie 18 Fortbildungen angeboten." Eine große Mehrheit der Kirchengemeinden habe inzwischen ein Schutzkonzept vorgelegt. Das Thema Prävention sei selbstverständlicher Teil von Ausbildung geworden.
Die Landessynode hat Donnerstagabend begonnen und tagt noch bis einschließlich Samstag in Barntrup und Lemgo. Sie ist das höchste Leitungsgremium der Lippischen Landeskirche, die rund 129.000 Gemeindemitglieder zählt. Die Synode tagt regulär zweimal pro Jahr.