DOMRADIO.DE: Mit Taylor-Swift Gottesdiensten, Yoga-Gottesdiensten oder Messen mit Musik von Ed Sheeran locken die Kirchen zuletzt auch die Menschen an. Die evangelische Kirche in Hagenow, in Mecklenburg-Vorpommern, geht noch mal einen anderen Weg. Bei Ihnen sind es die Schlagergottesdienste. Wieso Schlager?
Sabine Schümann (Pröpstin im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg): Das ist aus einer Schnappslaune heraus entstanden. Am Lagerfeuer hat mal jemand gesagt: "Mensch, mach mal einen Schlagergottesdienst, dann komm ich auch." Und da hab ich gesagt: "Ja, okay." Ich habe mir dann Leute gesucht, die auch ein bisschen Schlager begeistert sind und gesagt haben, dass sie da mitmachen. So sind die Schlagergottesdienste entstanden.
DOMRADIO.DE: Wie läuft denn so ein Gottesdienst mit Schlagermotto inhaltlich ab? So wie immer, nur die Lieder sind dann eben Schlagermusik und Texte?
Schümann: Wir folgen schon der Liturgie eines Gottesdienstes, also mit Psalm, Kyrie, Lesung und Predigt. Aber wir ersetzen eben die liturgischen Stücke durch Schlager. Und wir widmen uns immer einem bestimmten Thema. Jetzt in Hagenow zum Beispiel haben wir uns dem Thema "Für mich" gewidmet. "Für mich soll es rote Rosen regnen".
Es ging im Gottesdienste auch um das Thema Träume. Ich habe dann zum Beispiel über die Josefsgeschichte gepredigt.
DOMRADIO.DE: Aber man kann sich im Gottesdienst bewegen und muss nicht still in der Bank sitzen?
Schümann: Genau, dazu laden wir ausdrücklich ein. Das passiert eher selten bei uns in Norddeutschland, dass die Leute dann tatsächlich aufstehen und tanzen. Aber auch das ist schon vorgekommen.

DOMRADIO.DE: Man kennt es von den Taylor Swift-Gottesdiensten, da ist man viel in Bewegung und da sind auch junge Leute die Zielgruppe. Erreichen Sie die auch mit Ihrer Schlagermusik?
Schümann: Wir erreichen eher die Leute 40 plus, würde ich sagen. Grundsätzlich sind das Leute, die auch mit Schlagern in den 80er und 90er Jahren groß geworden sind; die das immer wieder auf Familienfeiern gehört haben. Die kommen dann gerne zu diesen Gottesdiensten und können dann auch so einen Matthias Reim-Hit oder ein Roland Kaiser-Lied gut mitsingen. Das ist so die Klientel.
DOMRADIO.DE: Sie haben offensichtlich Erfolg mit diesen Schlagergottesdiensten. Das ist jetzt der dritte gewesen. Was sagen denn konservative Gemeindemitglieder?
Schümann: Die gucken sich das auch manchmal an und sagen dann so Sätze wie: "Kann man mal machen". Manche haben dann auch die Größe zu sagen: "Ich finde es super, wenn es angeboten wird, aber ich selbst muss nicht zu so einem Gottesdienst gehen".

Das ist auch das Ziel, in dieser Gottesdienstlandschaft noch einen besonderen Punkt zu setzen. Nicht zu sagen, wir machen das statt eines klassischen Gottesdienstes, sondern zusätzlich. Deshalb wählen wir auch eine andere Uhrzeit. Wir machen diese Gottesdienste eigentlich immer am späten Nachmittag und füllen so die Kirchen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie schon den nächsten besonderen Gottesdienst in Planung?
Schümann: Ja, wir werden im September wieder einen neuen Schlagergottesdienst machen. Wir feiern diesen Schlagergottesdienst "Für mich" an verschiedenen Orten, ziehen damit auch ein bisschen durch die Lande.
Und dann legen wir einen neuen Schlagergottesdienst auf, konzipieren ihn neu mit einem neuen Thema, mit neuen Liedern, mit einer neuen Predigt, und auch den feiern wir dann an verschiedenen Orten.
Das Interview führte Tobias Fricke.