Liberales Embryonengesetz in England nimmt erste Hürde

Heftige Proteste

Lizenzen für Mensch-Tier Embryos, künstliche Befruchtungen für lesbische Frauen und neue Richtlinien für Abtreibungen - eine Liberalisierung des britischen Embryonengesetzes hat die erste Hürde genommen. Wie britische Medien am Dienstag berichteten, entschied das Unterhaus am späten Montagabend trotz heftiger Proteste von Ethik-Gruppen und 78 Gegenstimmen mit einer klaren Mehrheit von 262 Stimmen für einen Fortgang der Gesetzesvorlage.

 (DR)

Die Debatte wird am kommenden Montag und Dienstag im Unterhaus fortgeführt. Dann soll separat über die einzelnen Teile der Gesetzesvorlage abgestimmt werden. Die katholische Kirche beklagte im Vorfeld einen "monströsen Angriff auf die Menschenrechte".

Die Gesetzesreform soll unter anderem die Schaffung von Mensch-Tier-Embryos zu Forschungszwecken regeln. Diese sogenannten Chimären sorgen seit Wochen für Schlagzeilen. Anfang April hatten britische Forscher mit einer Ausnahmegenehmigung erstmals Embryos aus menschlichem und tierischem Zellmaterial geschaffen. Dabei hatten sie menschliches Erbgut aus einer Hautzelle in die ausgehöhlte Eizelle einer Kuh eingefügt. Durch die Mensch-Tier-Embryos soll ein Mangel an menschlichen weiblichen Eizellen für die embryonale Stammzellforschung ausgeglichen werden. Die Embryos sollen nicht länger als 14 Tage am Leben gehalten werden.

Der britische Gesundheitsminister Alan Johnson verteidigte die Forschung mit Chimären nun als notwendig für den wissenschaftlichen Fortschritt. Sie solle aber nur innerhalb eines "strikten ethischen und gesetzlichen Rahmens stattfinden." Die katholische Kirche in England und Wales hat sich wiederholt entschieden gegen solche Forschung ausgesprochen.

Vaterlose Familien und Abtreibung
Auch weitere Teile der Gesetzesreform sind umstritten. So fordern Lebensschützer unter anderem eine Verkürzung der gesetzlichen Abtreibungsfrist von 24 auf 20 Wochen, weil die Überlebenschancen zu früh geborener Babys sich dank des medizinischen Fortschritts verbessert hätten. Befürworter einer liberaleren Abtreibungsgesetzgebung sehen dafür aber keinen wissenschaftlichen Beleg.

Zudem sieht die Gesetzesvorlage vor, alleinstehenden und lesbischen Müttern Zugang zu künstlichen Befruchtungen zu ermöglichen Das würde zum Wegfall der bisher gesetzlich verankerten "Notwendigkeit eines Vaters" führen und auch lesbische Paare in einer eingetragen Lebensgemeinschaft gesetzlich als Eltern anerkennen.