Zudem könnten Einzelheiten zu einer baldigen Papstreise Thema des Treffens gewesen sein. Eine erneute Einladung des Kirchenoberhaupts in den Libanon hatte Aoun am Sonntag über den Twitteraccount seines Präsidialamts angekündigt. Zu den Gesprächsinhalten teilte der Vatikan zunächst nichts mit. Aoun ist für drei Tage nach Italien und in den Vatikan gereist.
Papstbesuch noch in diesem Jahr?
Anfang Februar hatte der Vatikan-Außenbeauftragte Erzbischof Paul Richard Gallagher den Libanon besucht. Während eines fünftägigen Aufenthalts traf er unter anderen auch Michel Aoun, Ministerpräsident Najib Mikati und Parlamentspräsident Nabih Berri. Zudem führte Gallagher Gespräche mit den zahlreichen Religionsgemeinschaften.
Mit Blick auf einen möglichen Besuch von Papst Franziskus sagte Gallagher, dass dies, wenn die Bedingungen es erlaubten, bald erfolgen solle - vielleicht sogar noch in diesem Jahr. Aoun und Franziskus trafen zuletzt 2017 persönlich zusammen.
80 Prozent der Menschen akut von Armut bedroht
Der Libanon genoss zuletzt hohe Aufmerksamkeit im Vatikan. Franziskus äußerte sich 2021 häufig zur prekären Lage dort. Das Land befindet sich in einer seit 2019 andauernden Wirtschafts- und Politikkrise, die sich insbesondere durch die schwere Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 verschärfte. Nach Angaben von Hilfswerken sind knapp 80 Prozent der Libanesen akut von Armut bedroht und auf humanitäre Nothilfe angewiesen.
Am 15. Mai sollen im Libanon, der seit anderthalb Jahren de facto über keine funktionierende Regierung mehr verfügt, Parlamentswahlen stattfinden. Im Herbst endet obendrein die sechsjährige Amtszeit von Staatspräsident Aoun.
Nach einem nationalen Abkommen von 1943 hat der libanesische Staatspräsident stets ein maronitischer Christ zu sein. Der Wahl von Aoun 2016 war ein zweieinhalbjähriges Patt um die Besetzung des höchsten Staatsamtes im Libanon vorausgegangen.