Patriarch Rai appelliert an Politik im Libanon

"Kein Raketenabschussplatz" werden

Mit fünf Forderungen hat sich Kardinal Bechara Rai an die Politiker des Libanons gewandt. Erste Priorität habe "die Abhaltung von Parlaments- und Präsidentschaftswahlen innerhalb ihrer verfassungsmäßigen Fristen".

Bild der Zerstörung nach der Explosion in Beirut / © Hussein Kassir (shutterstock)
Bild der Zerstörung nach der Explosion in Beirut / © Hussein Kassir ( shutterstock )

Der maronitische Patriarch predigte laut örtlichen Medien am Mittwoch in einer Messe zum Festtag des Heiligen Maron in Beirut. An der Feier nahmen unter anderem Präsident Michel Aoun und Ministerpräsident Nadschib Mikati teil.

Ferner forderte Rai die Aufklärung der Explosionen im Hafen von Beirut von August 2020, eine Beschleunigung des Reformprozesses und der Verständigung mit dem Internationalen Währungsfonds sowie die Umsetzung des Taif-Abkommen.

Libanesischer Patriarch Bechara Rai (Kathpress)
Libanesischer Patriarch Bechara Rai / ( Kathpress )

Das Friedensabkommen von 1989 führte zum Ende des 15 Jahre dauernden Bürgerkriegs und ist integraler Bestandteil der libanesischen Verfassung. Unter anderem einigten sich die Vertragspartner darauf, das konfessionelle Proporzsystem schrittweise abzuschaffen. Abschließend erneuerte Rai seine Forderung nach einer positiven Neutralität als Grundlage für die Außenbeziehungen des Landes.

Das Land müsse ein "Treffpunkt der Zivilisationen" sein

Die Maroniten im Libanon seien dem heiligen Maron wegen seiner Werte gefolgt und hätten die Freiheit zu ihrem spirituellen, sozialen und politischen Projekt gemacht, so Rai. "So entsteht der Maronitismus in uns, wenn wir die Werte der Stärke und Würde annehmen, und er endet, wenn wir vom Hass besessen sind."

Es müsse gemeinsam dafür gekämpft werden, dass das Land ein "Treffpunkt der Zivilisationen" sei und nicht zu einer "Schlachtfront und einem Raketenabschussplatz" werde.

Maroniten

Die Maroniten sind die größte christliche Gemeinschaft im Libanon. Ihren Namen leiten sie von dem Einsiedler Maron ab, der beim nordsyrischen Apameia lebte und laut Überlieferung 410 starb. Zwischen dem Kloster Mar Maron und der byzantinischen Reichskirche gab es im 7. Jahrhundert dogmatische Spannungen. Zum Bruch mit Konstantinopel kam es 745 im Streit um die Einsetzung eines Patriarchen von Antiochien. Zu dieser Zeit hatten die Maroniten bereits einen eigenen Patriarchen gewählt. Die Tradition nennt ihn Johannes Maron.

Symbolbild: Ein Holzkreuz / © enterlinedesign (shutterstock)
Symbolbild: Ein Holzkreuz / © enterlinedesign ( shutterstock )
Quelle:
KNA