Leonard Cohens "Hallelujah" funktioniert nur mit Bibelbezug

Der Gesang der Engel

Der Song "Hallelujah" von Leonard Cohen funktioniert nach Expertenmeinung nur mit seinem Bezug zur Bibel. Der bereits 1984 veröffentlichte Song belegt bei Google Platz fünf der meistgesuchten Lieder im Jahr 2022.

Portrait von Leonard Cohen an einer Häuserwand in Montreal, Kanada / © Colin Woods (shutterstock)
Portrait von Leonard Cohen an einer Häuserwand in Montreal, Kanada / © Colin Woods ( shutterstock )

Der religiöse Kontext sei wesentlich für das Lied, sagte der Kirchenmusik-Dozent Mario Pinggera dem Schweizer Portal kath.ch.

Erst König David, dann Liaison

Cohen (1934-2016) drücke mit seinem Lied eine Gottessehnsucht aus. "Halleluja ist ja der Gesang der Engel; damit wird das Himmlische berührt", so der Dozent für Kirchenmusik an der Theologischen Hochschule Chur.

Allerdings gebe es zwei Textvarianten: "Die erste bezieht sich auf König David, der mit seiner Harfe ein Lied für Gott anstimmt." Im Text von 1994 dagegen geht es nicht mehr um die Bibel, sondern um eine Geliebte.

Leonard Cohen / © Sandro Campardo (dpa)
Leonard Cohen / © Sandro Campardo ( dpa )

"Da ist der Text vom Verwendungstext komplett abgekoppelt", so Pinggera. Damit sei die Einheit zwischen Melodie und Wort aufgebrochen; es fehle etwas Entscheidendes. "Mit einem anderen Text macht die Notenführung in der Regel keinen Sinn mehr", sagte der Kirchenmusiker; "denn Noten deuten im Idealfall den Text; sie unterstreichen das Wort."

Alles für den Ohrwurm

Im Übrigen habe der Kultsong alles, was ein Ohrwurm brauche: "Das Lied strahlt Geborgenheit, Harmonie und Leidenschaft aus, sowohl im Text als auch in der Melodie." Hinzu komme "ein emotionaler Touch, der packend ist", so der Experte. Es sei also "das Zusammenspiel von allen Komponenten, die das Lied zum Dauerbrenner macht".

Die Bibel

Bibel ist die Schriftensammlung, die im Judentum und Christentum als Heilige Schrift gilt. Auf den Schriften fußt jeweils die Religionsausübung. Die Bibel des Judentums ist der dreiteilige Tanach, der aus der Tora, den Nevi’im und Ketuvim besteht. Diese Schriften entstanden seit etwa 1200 v. Chr. im Kulturraum der Levante und Vorderen Orient und wurden bis 135 n. Chr. kanonisiert. Das Christentum übernahm alle Bücher des Tanachs, ordnete sie anders an und stellte sie als Altes Testament (AT) dem Neuen Testament (NT) voran.

Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch (KNA)
Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch / ( KNA )
Quelle:
KNA