Leo XIV. gehört historisch eher zu den älteren Päpsten

Junger, alter Papst

Leichtfüßig steigt er Treppen empor, drahtig und sportlich wirkt Papst Leo XIV. Wenn er am Sonntag 70 Jahre alt wird, gehört er mit Blick auf den Amtsantritt nicht zu den jüngeren Päpsten. Vor allem das 19. Jahrhundert überrascht.

Autor/in:
Mathias Peter
Papst Leo XIV. winkt vom Papamobil bei einem Treffen mit Jugendlichen auf dem Petersplatz im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. winkt vom Papamobil bei einem Treffen mit Jugendlichen auf dem Petersplatz im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Dass Päpste auch im hohen Alter noch prägend für die Katholische Kirche sein können, hat Papst Franziskus (1936-2025) bis zuletzt bewiesen. Erst Anfang des Jahres verschlechterte sich der Gesundheitszustand des 88-jährigen so, dass an längere Arbeitsetappen oder gar Reisen kaum noch zu denken war. Davor gab Franziskus mehr als ein Jahrzehnt klar den Ton in der Kirche an; mit seinem Einsatz für Arme, seinen Appellen für eine "verbeulte" Kirche, die Betonung der kirchlichen Synodalität und seiner persönlichen Amtsführung sowie dem Verzicht auf jeglichen Pomp. 

Papst Franziskus wird von seinem persönlichen Krankenpfleger Massimiliano Strappetti im Rollstuhl geschoben und passiert die Heilige Pforte des Petersdoms im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus wird von seinem persönlichen Krankenpfleger Massimiliano Strappetti im Rollstuhl geschoben und passiert die Heilige Pforte des Petersdoms im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Auch sein unmittelbarer Amtsvorgänger Benedikt XVI. (1927-2022), mit knapp 78 Jahren erst ins Amt gekommen, sorgte im hohen Alter für Akzente; vor allem mit seinem freigewählten Rücktritt mit nicht ganz 85 Jahren – ein Novum in der jüngeren Kirchengeschichte.

Und auch Johannes XXIII. (1881-1963) sorgte direkt nach seiner Papstwahl 1958 für eine große Überraschung. Erst im Alter von 77 Jahren überhaupt zum Papst gewählt, ließ er 1959 gleich ein ganzes Konzil ankündigen. Das Zweite Vatikanische Konzil war die Folge dieser Ankündigung und wirkt sich bis heute auf das kirchliche Leben und Denken in allen Belangen aus. 

Audienz mit Papst Johannes XXIII. auf dem Petersplatz im Jahr 1961 (KNA)
Audienz mit Papst Johannes XXIII. auf dem Petersplatz im Jahr 1961 / ( KNA )

Und doch täuscht der Eindruck von den "Greisenpäpsten"; im 19. und 20. Jahrhundert waren die Päpste bei ihrer Wahl deutlich jünger – und amtierten bisweilen überraschend lang, vor allem, wenn man auf die vergleichsweise schlechte medizinische Versorgung im 19. Jahrhundert schaut und die signifikant niedrigere allgemeine Lebenserwartung. 

Rekordpontifikate im 19. Jahrhundert

Pius IX. (1792-1878) war bei seiner Wahl gerade mal 54 Jahre alt. Er stellt bis heute den Rekord dar, was die Dauer eines Pontifikates angeht. 31 Jahre war er Papst, prägte das Erste Vatikanische Konzil mit dem päpstlichen Jurisdiktionsprimat und der päpstlichen Unfehlbarkeit, außerdem fällt in seine Amtszeit die Verkündung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Dabei wäre dem Rekord-Papst fast das Priesteramt verwehrt geblieben, litt Giovanni Maria Mastai Ferretti, wie der Papst bürgerlich hieß, in jungen Jahren an Epilepsie und hatte immer wieder mit gesundheitlichen Rückschlägen zu kämpfen.

Papst Leo XIII. / © Wikipedia Gemeinfrei
Papst Leo XIII. / © Wikipedia Gemeinfrei

Sein Nachfolger Leo XIII. (1810-1903) war beim Konklave mit 68 Jahren immer noch jünger als der "heutige" Leo, der mit fast 70 Jahren im Mai 2025 zum Papst gewählt wurde. Kaum zu glauben: Auch Leo XIII. hatte wie Pius IX. eine angeschlagene Gesundheit und doch regierte er fast genauso lang. 25 Jahre dauerte sein Pontifikat, mit 93 Jahren ist er bis heute der Papst, der im Amt am ältesten wurde. Papst Benedikt war ja schon längst emeritiert, als er im Alter von 95 Jahren starb. 

Junge Päpste werden alt oder sterben früh

Auch das Pontifikat von Johannes Paul II. (1920-2005) beinhaltet einige Rekorde, er war der erste Nicht-Italiener seit Jahrhunderten, der erste Pole auf dem Stuhl Petri überhaupt und etablierte die päpstlichen Reisen. Dass er als alter Papst wahrgenommen wurde, lag auch an der Länge seines Pontifikates, das etwas länger als das von Leo XIII. war und von 1978 bis 2005 dauerte. Die letzten Jahre litt der polnische Papst an Parkinson und den Folgen eines Attentates, das bereits 1981 auf ihn verübt worden war.

 Papst Johannes Paul II. zeigt sich am 16. Oktober 1978 auf dem Balkon des Petersplatzes im Vatikan (KNA)
Papst Johannes Paul II. zeigt sich am 16. Oktober 1978 auf dem Balkon des Petersplatzes im Vatikan / ( KNA )

Ähnlich wie Leo heute galt Johannes Paul II. zu Beginn seines Pontifikates als sportlich und fit, allerdings war er mit 58 Jahren mehr als zehn Jahre jünger, als er zum Oberhaupt der Katholischen Kirche gewählt wurde. 

Die meisten Päpste der vergangenen 200 Jahren waren etwa Anfang oder Mitte sechzig, als die Kardinäle sie im Konklave zum jeweiligen Papst wählten. Und doch waren auch vergleichsweise junge Oberhäupter der Katholischen Kirche nicht vor einem tragischen Verlauf ihres Lebens gefeit. 

Johannes Paul I. (1912-1978), der als der lächelnde Papst bekannt wurde, starb nach nur 33 Tagen im Amt. Er wurde keine 66 Jahre alt. Ein Herzinfarkt oder eine Lungenembolie war vermutlich die Todesursache. Bekannt wurde, dass er schon seit Jahren unter Herzbeschwerden litt. 

Papst Johannes Paul I. und Kardinal Karol Wojtyla 1978 (KNA)
Papst Johannes Paul I. und Kardinal Karol Wojtyla 1978 / ( KNA )

Auch Pius VIII. (1761-1830) war nur eine kurze Amtszeit vergönnt, etwas mehr als ein Jahr regierte der italienische Adelige als Papst, ehe Francesco Castiglioni – wie er bürgerlich hieß – mit 69 Jahren 1830 verstarb. Schon zu Beginn seines Pontifikates galt seine Gesundheit als angeschlagen.

Diese kurze Amtszeit bleibt aber die Ausnahme bei den Päpsten des 19. Jahrhunderts; lediglich sechs Päpste waren zwischen 1800 und 1903 im Amt, drei von ihnen waren mehr als 20 Jahre Oberhaupt der Katholischen Kirche.

Wann gilt ein Papst als jung?

Das erreichte im 20. Jahrhundert nur Johannes Paul II.; Benedikt XV. (1854-1922) war zwar ähnlich jung wie Karol Wojtyla, als er gewählt wurde, doch schon mit 67 Jahren starb der als Friedenspapst bekannt gewordene Giacomo della Chiesa im Jahr 1922. Sein Pontifikat dauert immerhin knapp acht Jahre. 

Dass heute Leo XIV. als eher junger Papst wahrgenommen wird, liegt demnach nicht daran, dass er besonders früh ins Amt kam. Da ist er mit fast 70 Jahren eher leicht über dem Durchschnitt, schaut man auf die Päpste des 19. und 20. Jahrhunderts. Aber dadurch, dass sowohl Benedikt XVI. als auch Franziskus bei Amtsantritt deutlich älter waren und letzterer mehrere Jahre meist auf einen Rollstuhl angewiesen war, wirkt der tennisbegeisterte Leo XIV. vergleichsweise jugendlich. 

Beim Treffen mit der Jugend in Rom aus Anlass des Heiligen Jahres Anfang August trug der knapp 70-jährige das hölzerne knapp zwei Meter große Jubiläumskreuz in Rom mehrere hundert Meter persönlich und ging damit sogar leichtfüßig die Stufen der Altarinsel auf dem Gelände von Tor Vergata hoch. Einen so agiler Papst waren Beobachter und Gläubige die vergangenen Jahre nicht mehr gewöhnt. 

Der Kontrast dürfte ähnlich hoch sein, wie seinerzeit der Wechsel von Johannes Paul II. zu Benedikt XVI. Auch wenn der Bayer auf dem Stuhl Petri keine ausgewiesene Sportskanone war, musste sich die Welt im Jahr 2005 erst wieder daran gewöhnen, dass der Papst mühelos laufen und sprechen konnte. Beides war Johannes Paul II. in den letzten Jahren seines Pontifikates vor allem aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung immer schwerer gefallen. 

Johannes Paul II. im Juni 2004 / © Barbara Beyer (KNA)
Johannes Paul II. im Juni 2004 / © Barbara Beyer ( KNA )

Nun wird Leo XIV. am 14. September bei guter Gesundheit seinen 70. Geburtstag feiern – der letzte Papst, der im Amt dies tat, war besagter Johannes Paul II. im Jahr 1990. 

Doch wie der Blick in die Kirchengeschichte zeigt, passierte dies in früheren Zeiten durchaus häufiger. Und da Päpste nicht an eine Altersbegrenzung wie Bischöfe mit 75 Jahren gebunden sind, bleibt Leo XIV. aller Voraussicht nach noch viel Zeit als Papst. Ein Fingerzeig könnte da sein unmittelbarer Namensvorgänger Leo XIII. sein. Nach seinem 70. Geburtstag war dieser anschließend noch 23 Jahre im Amt! 

Leo XIV.: Das Leben von Robert Francis Prevost bis zur Papstwahl

Die Medien sind in Aufregung um den neuen Papst: War er Bischof in den USA? Oder in Peru? Wie kam er in den Vatikan? Zeit für eine Übersicht.

Der neue Papst Leo XIV. aus den USA ist als Ordensmann in Rom, in der vatikanischen Kurie und der Weltkirche zuhause. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt wichtige Stationen seines Lebens vor der Wahl:

 Kardinal Robert Francis Prevost ist der neue Papst, Leo XIV. / © Riccardo De Luca/AP (dpa)
Kardinal Robert Francis Prevost ist der neue Papst, Leo XIV. / © Riccardo De Luca/AP ( dpa )
Quelle:
DR

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