Lehmann und Huber bei Gottesdienst zu EU-Feiern

"Europas Wurzeln sind christlich-jüdisch"

Die Kirchen in Deutschland haben die Europäer zur Rückbesinnung auf die christlich-jüdischen Wurzeln aufgerufen. Zugleich warnten sie bei einem Gottesdienst in Berlin am Sonntag vor einer einseitigen wirtschaftlichen Sichtweise der Europäischen Union. Zu den Mitfeiernden zählten die EU-Ratspräsidentin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, sowie Bundestagspräsident Norbert Lammert. Michael Breuer (NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten) erläutert im domradio, warum ein Gottesbezug gehört in die EU-Verfassung gehört.

 (DR)

Keine Alternative zur Europa-Idee
Kardinal Karl Lehmann sprach von einer zunehmenden Vorherrschaft ökonomischer Interessen in Europa und verwies auf die "geradezu sprichwörtliche" Brüsseler Bürokratie. Mehr und mehr werde verdunkelt, dass Europa letztendlich eine Gemeinschaft kultureller Errungenschaften und Werte sein müsse.

Das gemeinsame Europa wäre ohne die zündende Idee von maßgeblich christlich engagierten Politikern nie zustande gekommen, betonte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. "Diesen Ursprung dürfen wir nie vergessen", sagte er. Heute brauche die Gemeinschaft wieder mehr geistig-spirituelle Gemeinsamkeit.

Lehmann rief die Christen diesbezüglich zu größerem Engagement auf und wandte sich zugleich gegen ein allgemeines Klagen. Es gebe keine wahre Alternative zur Europa-Idee.

Quelle Europas
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, verwies auf das jüdisch-christliche Menschenbild als Quelle Europas. Erst daraus ergäben sich die Überzeugung von der unantastbaren Menschenwürde wie die Verpflichtung zum Engagement für eine gerechtere und solidarischere Welt. "Zur Seele Europas gehört eine globale Solidarität", mahnte er. Nachdrücklich forderte er die EU zum Engagement für Frieden im Nahen Osten und für eine Befriedung der sudanesischen Krisenregion Darfur auf. Angesichts der derzeit dort stattfindenden humanitären Katastrophe müssten die europäischen Regierung das ihnen Mögliche unternehmen, "um das Morden zu stoppen und das Elend der Millionen zu wenden". Beide äußerten sich dankbar für die 50 Jahre des Friedens in Europa und die friedliche Überwindung der Teilung Europas.

Lehmann und Huber erteilten zum Abschluss des Gottesdienstes gemeinsam mit dem griechisch-orthodoxen Metropoliten für Deutschland, Augoustinos, den Gläubigen den Segen. An der Feier nahmen neben Merkel und Lammert die Bundesminister Vizekanzler Franz Müntefering und Frank-Walter Steinmeier (beide SPD) sowie Wolfgang Schäuble, Franz-Josef Jung und Annette Schavan (alle CDU), mehrere Bundestags-Vizepräsidenten und eine Reihe von Fraktionsvertretern teil. Auch zahlreiche Botschafter aus europäischen Ländern, an ihrer Spitze der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Ender, waren in den nicht ganz vollbesetzten Berliner Dom gekommen.

Mehr zum Thema