Ministrantendienst findet trotz Erlaubnis oft nicht statt

"Lasst die Messdiener ministrieren, wenn es geht"

Viele Messdienerinnen und Messdiener im Erzbistum Köln sind trotz Erlaubnis teilweise gar nicht im Einsatz.

Messdiener mit Mundschutz / © Corinne Simon (KNA)
Messdiener mit Mundschutz / © Corinne Simon ( KNA )

Neben den vielen Ausfällen gebe es aber auch kreative Alternativen und digitale Treffen, sagt Diözesanjugendseelsorger Tobias Schwaderlapp.

DOMRADIO.DE: Werden die Messdienerinnen und Messdiener im Moment überhaupt eingesetzt oder verzichten die meisten Gemeinden darauf?

Tobias Schwaderlapp (Diözesanjugendseelsorger im Erzbistum Köln): Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe den Eindruck, dass die Ministranten in den meisten Gemeinden zumindest am Altar stehen können und ihren Ministrantendienst versehen können, wenn schon keine Gruppenstunde stattfindet. Es gibt aber tatsächlich einige Gemeinden, wo überhaupt keine Ministrantenarbeit, auch nicht während der Liturgie möglich zu sein scheint. Seit über einem Jahr. Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz.

DOMRADIO.DE: Also es gibt keine verbindlichen Regeln für alle?

Schwaderlapp: Es gibt die verbindliche Erlaubnis für alle. Aber es machen offenbar nicht alle Gemeinden von dieser Erlaubnis Gebrauch. Deshalb hier der Appell mal ganz kurz: Lasst die Messdiener ministrieren, wenn es geht.

DOMRADIO.DE: Meistens fangen die Kinder, die Messdiener werden wollen, nach der Erstkommunion an mit der Ausbildung. Aber das ist ja auch alles zerfasert. Manche Kommunionfeiern haben stattgefunden, andere nicht. Kann denn unter Pandemiebedingungen diese Ausbildung stattfinden?

Schwaderlapp: Auch da gibt es ganz unterschiedliche Herangehensweisen. Durch die Verschiebung der Erstkommunionfeiern an vielen Orten gibt es im Moment noch keine Ministrantenausbildung, zumindest der Kommunionkinder 2021, sondern noch für die vor 2021. Einige haben es auch ganz ausgesetzt und warten ab.

Aber andere sind sehr kreativ geworden. Ich habe jetzt von Online-Messdiener-Stunden über Zoom gehört, oder von Videos, die die älteren Messdiener aufgenommen haben, damit die Kleinen sich das angucken können. Oder dass die Kommunionkinder zumindest schon mal eine Kutte anziehen dürfen und dann eine Kerze halten oder sonst irgendwas. Selbst wenn sie in die komplexeren Vorgänge des Ministrierens erst später eingeweiht werden. Aber dass sie zumindest die Chance kriegen, sich auch über die Erstkommunion hinaus an der Liturgie zu beteiligen.

DOMRADIO.DE: Für die Kinder ist Messdiener sein viel mehr als nur regelmäßig im Gottesdienst den Aufgaben nachzukommen. Die Gruppenstunden gehören dazu oder Ausflüge oder besondere Highlights. Frustriert das nicht die Messdiener jetzt sehr, dass genau das wegfällt, wo Gemeinschaft erlebt wird, wo sie die anderen auch kennenlernen können?

Schwaderlapp: Total. Also das frustriert uns alle, dass man sich nicht treffen kann. Das ist eine riesengroße Hypothek gerade für die Jugendarbeit. Aber es gibt eine ganze Reihe von kreativen Alternativlösungen, bis hin zum Bounty Escape Room, den man online machen kann oder sonst irgendwas, wo sich eine Gruppe mal treffen kann, um einfach mal ein bisschen was zusammen zu spielen oder so. Und ich denke mal, jetzt wo das Wetter wieder besser wird und sich die Inzidenzen vielleicht langsam wieder senken, dass man zumindest draußen wieder langsam etwas anbieten kann.

DOMRADIO.DE: Wie wird es nach der Pandemie weitergehen? Werden die Messdiener wieder genauso begeistert weitermachen oder kommen manche gar nicht erst wieder?

Schwaderlapp: Ich glaube, es wird eine Reihe von denen geben, die sich tatsächlich verabschiedet haben, die vielleicht auch schon älter und schon länger dabei waren. Diejenigen, die jetzt vielleicht kurz vor dem Schulabschluss stehen und ohnehin wechseln wollten und jetzt das vergangene Jahr zum Anlass genommen haben, sich zu verabschieden.

Andere werden total begeistert weitermachen oder wieder neu einsteigen. Ich glaube, dass man da gucken muss, welche Auswirkungen das hat. Ich kann es schwer abschätzen. Man hat die Sehnsucht nach Gemeinschaft.

Wenn ich vorher als eine tragende Gemeinschaft erlebt habe, dann wird mich das vielleicht auch wieder dahin treiben. Wenn ich das vorher als Belastung empfunden habe, dann bin ich jetzt weg. Diese beiden Gruppen gibt es und da wird sich zeigen, wie stark die Gemeinschaft vorher war und ob sie später wieder zusammenfindet.

DOMRADIO.DE: Es hängt eben auch davon ab, inwieweit sich die einzelne Gemeinde auch darum kümmert, ihre Schäfchen sozusagen weiter um sich zu scharen.

Schwaderlapp: Das ist total wichtig. Und deshalb wirklich nochmal der Appell: Alles das, was erlaubt ist, sollten wir auch mit Sinn und Verstand zulassen.

Ich habe wenig Verständnis für Vorgehensweisen, wo die Virologen und Virologinnen des Landes sich mit den Politikern und allen beraten, uns Dinge erlauben und dann die Hobby-Virologen zuhause die Regeln nochmal verschärfen und gerade für Kinder und Jugendliche nochmal schwerer machen. Das geht nicht.

Das Interview führte Dagmar Peters.

 

Diözesanjugendseelsorger Dr. Tobias Schwaderlapp / © Beatrice Tomasetti (DR)
Diözesanjugendseelsorger Dr. Tobias Schwaderlapp / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR