Laschet kritisiert Kirchen für Verhalten in Corona-Zeit

"Habe die Stimme der Kirche vermisst"

Der CDU-Politiker Armin Laschet will die Kirchen zu wichtigen gesellschaftlichen Debatten künftig wieder lauter hören. Auch der Berliner Erzbischof sieht Handlungsbedarf, um das Vertrauen in die Kirche zu stärken.

Gottesdienstbesucher mit Atemschutzmasken machen Kreuzzeichen  / © Lars Berg (KNA)
Gottesdienstbesucher mit Atemschutzmasken machen Kreuzzeichen / © Lars Berg ( KNA )

CDU-Politiker Armin Laschet hat die Kirchen aufgefordert, sich stärker zu drängenden gesellschaftlichen Themen zu äußern. "Bei Corona habe ich die Stimme der Kirche vermisst", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag am Mittwochabend in Berlin. 

Armin Laschet / © Michael Kappeler (dpa)
Armin Laschet / © Michael Kappeler ( dpa )

"Die Kirche soll sich einbringen, auch wenn es dann Ärger gibt", fügte er bei einer von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung veranstalteten Podiumsdiskussion mit dem Berliner Erzbischof Heiner Koch hinzu. Gerade bei Themen wie Künstlicher Intelligenz fragten sich Menschen, was falsch und was richtig sei.

Auch plädierte Laschet dafür, das Christentum selbstbewusster in der Öffentlichkeit zu vertreten. Als Vergleich zog er eine Anekdote über eine Fahrt mit einem muslimischen Taxifahrer heran. "Der Fahrer hatte den ganzen Tag gefastet. Er fragte mich dann, ob er kurz anhalten dürfe, um etwas zu trinken. Davor habe ich Respekt", so Laschet.

"Unser christliches Fasten ist - wenn es überhaupt noch stattfindet - oft versteckt."

Koch: Dürfen die Nähe nicht verlieren

Koch äußerte die Sorge, dass die Kirche die Nähe zu den Menschen verliert. "Wir müssen Berührungspunkte schaffen", sagte er. Als Beispiele nannte er Institutionen wie katholische Schulen, Kitas oder Hospize. "Das sind alles solche Erfahrungsräume, in denen Menschen in Kontakt mit christlichen Gemeinschaften kommen."

Erzbischof Heiner Koch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Den Umgang mit Wählern der AfD bezeichnete der Erzbischof als große Frage: "Wir werden nicht aufhören zu betonen, dass wir einige der Ansichten absolut nicht teilen." Es müsse jedoch immer wieder das Gespräch mit den Menschen gesucht werden; man sei keine ausschließende Gemeinschaft. "Aber wir haben uns dabei auch klar positioniert", so Koch weiter. Vor einem Jahr hatten die deutschen Bischöfe in einer gemeinsamen Erklärung völkischen Nationalismus verurteilt und der AfD eine deutliche Absage erteilt.

Laut Koch müssen die existierenden Probleme sachlich angegangen werden, um Menschen von der AfD wegzubewegen: "Wenn ganze Dörfer abgeschnitten sind und nur zwei Busse am Tag fahren, müssen wir das ändern. Nur über die Sachlösung können wir ihnen das Wasser abgraben."

Quelle:
KNA