Landeskirche leitet Verfahren gegen AfD-nahen Pfarrer ein

"Widerspruch zum christlichen Menschenbild"

Ein Pfarrer kandidiert bei einer Stadtratswahl auf der Liste der AfD. Er verliert seinen Pfarrbereich. Jetzt unternimmt die Kirche einen weiteren Schritt. Nun hat die Landeskirche ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet.

Plakat der AfD (shutterstock)

Der AfD-nahe evangelische Pfarrer aus Sachsen-Anhalt muss sich in einem Disziplinarverfahren vor seiner Landeskirche verantworten. 

Ab sofort und bis zum Ende des Verfahrens ist ihm untersagt, öffentlich zu predigen, zu taufen oder das
Abendmahl auszuteilen, wie die Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am Dienstag mitteilte. 

Im schlimmsten Fall droht ein dauerhafter Entzug

Das Kollegium des Landeskirchenamtes habe das Disziplinarverfahren am selben Tag offiziell eingeleitet. Im schlimmsten Fall droht ein dauerhafter Entzug der obigen Ordinationsrechte, allerdings kann er aufgrund des Pfarrerdienstrechts nicht entlassen werden.

Der in Quedlinburg wohnende Pfarrer kandidiert als Parteiloser auf der Liste der AfD für die Stadtratswahl am 9. Juni. Der Kirchenkreis Egeln hatte ihm bereits am 15. März die Beauftragung für den Pfarrbereich Gatersleben entzogen.

Häuser in Quedlinburg / © Borisb17 (shutterstock)

"Als Pfarrer ist Michaelis verpflichtet, gegen rechtsextremistische Positionen Stellung zu beziehen", hieß es. Mit seiner Kandidatur für die AfD, deren Landesverbände in Sachsen-Anhalt und Thüringen vom
Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft werden, unterstütze er mutmaßlich die Programmatik der AfD. Dabei sei es unerheblich, ob er als Mitglied oder Parteiloser für die AfD
kandidiere.

Auftreten stehe mutmaßlich im Widerspruch zum christlichen Menschenbild

"Er setzt den Anschein, als sei rechtsextremes Gedankengut, das sich gegen die Menschenwürde, gegen das Demokratie und gegen das Rechtsstaatsprinzip richtet, vereinbar mit christlicher Theologie und
Haltung. Der Anschein der Pflichtverletzung wird durch das öffentliche Auftreten von Pfarrer Michaelis zusammen mit bekannten Mitgliedern der rechtsextremen und neonazistischen Szene verstärkt", so die Begründung. Sein Auftreten stehe mutmaßlich im Widerspruch zum christlichen Menschenbild, das jeden Menschen als Geschöpf und Ebenbild Gottes sieht.

Ordinierte Pfarrerinnen und Pfarrer haben sich laut der Landeskirche nicht nur in ihrer Amts-, sondern auch in ihrer Lebensführung so zu verhalten, dass eine glaubwürdige Ausübung des Amtes nicht
beeinträchtigt wird. Es handele sich dabei um die Pflicht, alles zu unterlassen, was die Glaubwürdigkeit des persönlichen Zeugnisses und der Verkündigung der Kirche beschädigt.

Pfarrer kritisiert die Kirchenleitung

Bereits nachdem ihm Ende März die Beauftragung für den Pfarrbereich Gatersleben (Salzlandkreis) entzogen worden war, hatte Michaelis die Kirchenleitung scharf kritisiert. Diese bewege sich außerhalb des Rechts, sagte er auf Anfrage.

Es gebe keine stichhaltige theologische Begründung für die Entscheidung. Es handele sich um freie Wahlen, die Kandidatur dürfe ihm nicht zum Nachteil ausgelegt werden. Gespräche dürften auch mit der AfD nicht verweigert werden. Dass der Verfassungsschutz die Partei in Sachsen-Anhalt als gesichert
rechtsextremistische Bestrebung einstuft, halte er für ein durchsichtiges Manöver. Politisch gehe es ihm in Quedlinburg vor allem um Fragen des Denkmalschutzes.

Caritas sieht Erstarken der AfD als Gefahr für Zusammenhalt

Der Deutsche Caritasverband sieht die Erfolge der AfD bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern als Gefahr für das demokratische Miteinander. Das Erstarken der AfD sei ein Schrecken, sagte Caritaspräsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Auszählung der Landtagswahl / © Uwe Anspach (dpa)
Auszählung der Landtagswahl / © Uwe Anspach ( dpa )
Quelle:
dpa , KNA