Laien im Erzbistum Köln wollen in der Messe predigen

"Weil Gott uns ruft"

An den kommenden Wochenenden predigen knapp 40 Laien im Erzbistum Köln in Messfeiern und Gottesdiensten – und protestieren so gegen das Predigtverbot. Sie sehen sich in guter Tradition und sind auch bereit, die Konsequenzen zu tragen.

Laien im Erzbistum Köln mit Aktion gegen Predigtverbot / © Wirestock Creators (shutterstock)
Laien im Erzbistum Köln mit Aktion gegen Predigtverbot / © Wirestock Creators ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: "Weil wir es können", so heißt die Aktion, bei der an diesem und am kommenden Wochenende 40 katholische Laien predigen werden, religionspädagogisch und theologisch ausgebildete Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten. Sie sagen, Sie können es – vielleicht sogar besser als manch ein Priester. Aber Sie dürfen es ja eigentlich nicht. Ist das Ihnen egal? 

Regina Oediger-Spinrath (Sprecherin des Berufsverbandes der Pastoralreferent:innen): Offiziell ist es natürlich so, dass wir vom Kirchenrecht her in der Messfeier an der offiziellen Stelle der Predigt nach dem Evangelium nicht predigen dürfen, wohl aber als Statio ganz zu Beginn, also vor dem Gottesdienst.

Das wird ja immer damit begründet, dass der Bischof für diese besondere Form der Predigt die Autorität durch das Weihepriestertum hat und dass er diese an den Priester und Diakon, die daran Anteil haben, delegieren kann. Wir sind da ausgeschlossen.

Regina Oediger-Spinrath, der Sprecherin des Berufsverbandes der Pastoralreferent:innen

"Es gibt andere Traditionen, die sich nach Jesus in den Gemeinden entwickelt haben, wo ganz selbstverständlich auch Nicht-Priester gepredigt haben."

Wir sind der Meinung, es gibt andere Traditionen, die sich nach Jesus in den Gemeinden entwickelt haben, wo ganz selbstverständlich auch Nicht-Priester gepredigt haben – da gab es ja die Ausdifferenzierung noch gar nicht. Das waren Frauen und Männer, Leitungen von Hausgemeinden.

Das gab es auch zwischendurch in anderen Epochen der Kirchengeschichte. Wir sagen einfach: Wir können es, weil Gott uns ruft. Wir sind beauftragt, wir sind gerufen durch Taufe und Firmung, wir sind Geist-begabt, wir haben auch Anteil an dem Geist und wir sind gerufen, die Frohe Botschaft auch in dieser Form der Messe den Menschen zu verkünden und sie auch mit dem ganz konkreten Leben und Alltag der Menschen zu verbinden. 

Laien im Erzbistum Köln lehnen sich gegen Predigtverbot auf / © Juanchshots (shutterstock)
Laien im Erzbistum Köln lehnen sich gegen Predigtverbot auf / © Juanchshots ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie erklären das sehr plausibel. Aber kann das denn, wenn es nun mal nicht erlaubt ist, Konsequenzen für Sie haben? Oder ist das eben der Witz an der Sache nach dem Motto: Was soll schon passieren? 

Oediger-Spinrath: Es kann Konsequenzen haben, aber wir stehen – wie auch in manchen anderen Punkten – natürlich in einem Loyalitätskonflikt. Wir haben ja auch wirklich Frauen und Männer im Rücken, die uns stärken, die mutig das Evangelium in Messfeiern verkündet haben.

Es kann etwas passieren. Aber in vielen – in den meisten – deutschsprachigen Bistümern, wird dieses Kirchenrecht anscheinend ganz anders ausgelegt. Denn es ist selbstverständlich, dass in vielen deutschsprachigen Gemeinden Pastoral- und Gemeindereferenten predigen; nicht als Statio vorneweg, sondern ganz offiziell hinter den biblischen Lesungen.

Regina Oediger-Spinrath, Sprecherin des Berufsverbandes der Pastoralreferent:innen

"Wir sind jetzt einfach mal mutig und tun das, wozu wir uns berufen zu fühlen."

Wir sagen einfach: Wir können das. Katholisch ist ja vom Wort her allumfassend. Wir meinen, dass wir es einfach auch weiter auslegen müssen. Wir sind nicht nur Köln-katholisch, sondern wir sind auch in einer guten Tradition. Die Welt braucht es – glaube ich – auch dringend.

Die Menschen warten darauf, dass auch verschiedene Menschen das Evangelium auslegen. Denn es gelingt überzeugender, die Lebenskontexte der Prediger:innen mit den Menschen zu verbinden, wo das Wort hinzielt, wenn viel mehr verschiedene Menschen predigen. Dazu wollen wir beitragen.

Wir haben es jetzt an den kommenden Wochenenden besonders gebündelt und machen es ganz offen. Es wird nämlich häufig schon gepredigt, aber dann nicht offiziell. Und wir bekennen einfach Farbe und sagen, wir können das und wir werden dann die Konsequenzen tragen. Ich hoffe es nicht. Aber wir sind jetzt einfach mal mutig und tun das, wozu wir uns berufen zu fühlen. 

DOMRADIO.DE: Würden Sie denn auch sagen, Sie sind näher dran am alltäglichen Leben – Sie als Frau Oediger-Spinrath – als beispielsweise der Erzbischof von Köln? 

Oediger-Spinrath: Das ist jetzt eine Frage! Wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich schon. Wir sind natürlich alle am Leben dran. Aber ich glaube schon, dass wir durch eigene Familiensituationen, durch sehr vielfältige Aufgabenbereiche, die wir in unserem Berufsverband abbilden – von der traditionellen Gemeinde, vom Knast, von Krankenhäusern, von Verbänden, wo wir aktiv sind, mit Frauen, mit Männern, mit queeren Menschen – die Vielfalt des Lebens besser zum Ausdruck bringen können. Denn wir sind ja insgesamt relativ breit aufgestellt. Zumindest kriegen wir das auch gespiegelt. 

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR