Kuriose Feiertage gibt es wie Sand am Meer

Bonner Internetexperte schlägt Schneisen in Gedenktagsdschungel

Feier- und Gedenktage gibt es wie Sand am Meer. Es gibt den Tag des Meeres und den Spiel-im-Sand-Tag. Manchmal haben sie einen guten Zweck, manchmal sind es Marketing-Gags. Eine Internetseite gibt einen Überblick.

Autor/in:
Christoph Arens
Kalenderblatt mit Wochentagen / © Harald Oppitz (KNA)
Kalenderblatt mit Wochentagen / © Harald Oppitz ( KNA )

Schon gewusst? Am Dienstag war der internationale Tag der Introvertierten. Und am Mittwoch feiert die Welt unter anderem den Tag des Strohhalms. Muss man nicht wissen. Denn mittlerweile gibt es für jeden der 365 Tage des Jahres mehrere, mehr oder weniger kuriose Anlässe zum Gedenken. Mussten Kalender-Hersteller früher gerade mal die kirchlichen Heiligenfeste und ein paar staatliche und kirchliche Feiertage berücksichtigen, herrscht heutzutage Gedenktagsinflation.

"Ein reines Spaßprojekt"

Der Bonner Sven Giese (50) will Schneisen in den Dschungel der kuriosen Feiertage schlagen. "Mich hat immer geärgert, dass die Quellenlage für viele der Anlässe so dünn ist", sagt der Experte für Suchmaschinen-Optimierung. Auf seinem Kalender www.kuriose-feiertage.de finden Interessenten mittlerweile mehr als 1.800 Gedenktage. Dazu Hintergründe, kalendarische und auch thematische Ordnungen - etwa, welche Grusel- oder Katzenfeiertage oder Ehrentage für Berufe es gibt. Gedenktagsfans können sogar per Newsletter tägliche Mails erhalten. Für Giese ist das "ein reines Spassprojekt" und Hobby, für das er keine Auswahlkriterien nennt. Religiöse oder weltanschauliche Gedenktage lässt er aber außen vor.  

Es gibt Gedenktage für Sparer, Blutspender, Nudelliebhaber, Schlagsahne und verlorene Socken, für Putzfrauen und Bauern. Im Festtags-Wirrwarr gibt es sogar einen Gedenktag gegen Gedenktage: Der US-Kolumnist Harold Pullman Coffin soll 1972 den 16. Januar als "National Nothing Day" ausgerufen haben - als Tag, an dem seine Mitbürger einfach mal da sitzen dürfen, ohne irgendetwas zu feiern, eines Ereignisses zu gedenken oder jemanden zu ehren. Den Gedenktags-Boom konnte er damit nicht stoppen.

Heiligenkalender, Bauernkalender, christlicher Festtagskalender

Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Co. gliedern seit Jahrhunderten das Jahr nach dem christlichen Festtagskalender. Drumherum entstand dann der Heiligenkalender, der sich fest mit Brauchtum und Lebensregeln wie dem Bauernkalender verband: Der Siebenschläfertag gab Orientierung für das Sommerwetter, an Lichtmess (2. Februar) begann die Frühjahrsarbeit und an Martini (11. November) wurden Knechte und Mägde ausgezahlt. Erster Mai, Muttertag, Erntedanktag und Volkstrauertag beanspruchten teilweise staatliche Autorität, sind aber nicht ganz so alt wie die kirchlichen Feste. Das war es dann für lange Zeit.

Doch schon kurz nach ihrer Gründung erkannten die Vereinten Nationen das Potenzial von Gedenktagen. Am 31. Oktober 1947 proklamierte die UNO den "Welttag der Vereinten Nationen", um die Weltorganisation im Bewusstsein der Weltbevölkerung zu verankern. Mittlerweile reicht die Palette der UN-Tage vom Welt-Aids-Tag über den Tag der Muttersprache und den Welttag der Poesie bis zum Weltfernmeldetag und dem Welttoilettentag.

Biertag am 23. April

Auch kleinere Institutionen, Verbände und Vereine proklamieren mittlerweile Gedenktage. Den "Tag der gesunden Ernährung" hat der Verband für Ernährung und Diätetik initiiert, den "Tag der Kriminalitätsopfer" der Weiße Ring. Der Internationale Verband der Milchwirtschaft propagiert den "Tag der Milch", der Bundesverband des Deutschen Briefmarkenhandels feiert den "Tag der Briefmarke", und die deutsche Agrarwirtschaft rief 1999 erstmals den "Tag des Deutschen Butterbrotes" aus. Sie alle haben bislang nur wenig Durchschlagskraft. Viel öffentliche Aufmerksamkeit erhalten höchstens der "Tag des deutschen Bieres", der am 23. April an das 1516 erlassene Reinheitsgebot erinnert, oder der Tag des deutschen Apfels am 11. Januar.

Manch ein Festtag ist wohl einfach von Spaßvögeln erfunden und existiert nur in Kalendern des Internet: Das dürfte für den Welttag des Schneemannes (18. Januar) ebenso gelten wie für den Welttag der Komplimente (1. März). Junge Männer aus Österreich haben 2009 erstmals den Internationalen Tag der Jogginghose ausgerufen. Dass am selben Tag, dem 21. Januar, auch der Weltknuddeltag stattfindet, passt irgendwie ins Bild.

Fest mit dem Januar verbunden ist der Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag am 17. Januar. Schließlich ist es 16 Tage nach Jahresbeginn höchste Zeit, die an Silvester gemachte Liste mit den fantastischen Vorsätzen für das neue Jahr zu überprüfen - und meist über Bord zu werfen.

Kirchenjahr

Der Jahreskreis der christlichen Feste heißt Kirchenjahr. Es beginnt am ersten Adventssonntag und endet mit dem Christkönigsfest am letzten Sonntag vor Adventsbeginn. Die Katholiken feiern an diesem Tag das Christkönigsfest, die Protestanten den Totensonntag, an dem sie der Verstorbenen gedenken.

Der Advent gilt als Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu am 25. Dezember. Der Weihnachtsfestkreis endet am Sonntag nach dem 6. Januar, dem Dreikönigsfest, mit dem Gedenken an die Taufe Jesu.

Stolen in allen liturgischen Farben lagern in den Schubladen der Domsakristei. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Stolen in allen liturgischen Farben lagern in den Schubladen der Domsakristei. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
KNA