Die 68-jährige Malerin und Grafikerin Karin Kneffel ist am Mittwochabend im diözesanen Kunstmuseum Kolumba des Erzbistums Köln mit dem "Kunst- und Kulturpreis der Deutschen Katholiken" in der Sparte Bildende Kunst ausgezeichnet worden. Als religiös bezeichnet Kneffel ihre eigene Kunst nicht. Im Interview mit DOMRADIO.DE sagt sie: "Ich bin nicht so religiös. Natürlich bin ich religiös sozialisiert. Ich bin auch katholisch aufgewachsen und diese Dinge."
Der neueste Gemäldezyklus von Kneffel trägt den Titel "Face of a Woman, Head of a Child". Darin greift Kneffel "die christliche Ikonografie von Maria mit dem Jesuskind auf." Die Jury betont das Ausscheren von dieser Ikonografie: "Kein Schleier, kein Heiligenschein. Kneffel verleiht ihnen eine eigene Würde; Maria und Jesus erscheinen inkognito, sehr präsent, sehr nahbar.“
Lange Zeit einen Bogen um Maria
Dass sie sich doch mit religiösen Motiven beschäftigt hat, erklärt Kneffel nüchtern: "Die Kirche war der Auftraggeber der Kunst und somit ist auch immer dieses Thema mit drin." Sie betont, dass bei ihrer Kunst das Thema der Religion wirklich "sehr, sehr nachgelagert" ist. Denn Kneffel ging es "nicht um Maria", sondern "um Frauenbilder.“
Lange Zeit habe sie einen Bogen um Marien- und Madonnendarstellungen gemacht. Doch es kam zu einem Umdenken. "Ich habe mir ein bisschen Ruhe genommen und gemerkt, dass diese Frauendarstellungen menschliche Figuren sind“, sagt sie gegenüber DOMRADIO.DE. Oft seien die Dargestellten "nicht unbedingt besonders hübsch" und teils "auch sehr traurig". Das habe das Thema für sie interessanter gemacht.
"Nicht als religiöse Bilder"
Den Betrachtern ihrer Bilder gesteht die Künstlerin spirituelle und meditative Momente zu: "Das ist nichts Schlechtes und nichts Negatives." Sie betont allerdings: "Ich empfinde sie nicht als religiöse Bilder. Es ist Malerei, und ich hoffe, gute Malerei". Zu diesem Urteil ist die auszeichnende Jury mit Blick auf das Werk von Karin Kneffel ebenfalls gekommen. Bei der Verleihung am Mittwochabend im Museum Kolumba wurde Kneffel als eine herausragende bildende Künstlerin der Gegenwart bezeichnet.
In der Begründung der Jury werden die technische Perfektion der Malerin sowie die überwiegend fotorealistische Art ihrer Gemälde gewürdigt. Laudator Dr. Stefan Kraus, der Direktor des Museums Kolumba, weitete den Blick auf die Wirkung der Kunst von Kneffel. Er bekräftigte, "dass das Geheimnis unserer Existenz, die Ganzheit der Schöpfung und der daraus resultierende Verkündigungsanspruch der Religion nicht allein eine Sache der Kirche ist".
Kunst, die die Augen öffnet
Der Kunst- und Kulturpreis der Deutschen Katholiken ist mit 25.000 Euro dotiert und wird seit 1990 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken verliehen. Mit der Auszeichnung würdigen die Preisstifter "herausragendes künstlerisches Schaffen, das uns die Augen öffnet für die ‚Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute‘, wie es die letzte Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils formuliert hat", sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Außerdem soll ein Beitrag zur Förderung der Begegnung von Kirche und moderner Kultur geschaffen werden.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Dr. Irme Stetter-Karp, lobte Kneffels Kunst: "Die tiefe Schönheit Ihrer Kunst kann bei uns Betrachtenden das Bedürfnis wecken, das eigene Leben, unseren Glauben und unsere Beziehungen neu zu sehen – trotz mancher Zerrissenheit." Der Preis, der abwechselnd alle zwei bis vier Jahre verliehen wird, gilt als höchste Auszeichnung des katholischen Kultursektors in Deutschland und wird in verschiedenen Sparten verliehen, wie Literatur, Architektur, Musik, Film, Bildende Kunst und Theater.