Die heutige Situation in den USA sei über Jahrzehnte unter anderem von der religiösen Rechten, Geschäftsleuten und Milliardären vorbereitet worden, sagte Pickette dem Evangelischen Pressedienst (epd).
US-Präsident Donald Trump sei für diese Kräfte eine "Galionsfigur" ohne eigene Ideologie: "Er setzt um, was andere ihm vorlegen", sagte die Bildungsreferentin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen.
Kulturwissenschaftlerin spricht von "Fahrplan gegen die Demokratie"
Die Denkfabrik "Heritage Foundation" habe mit ihrem "Projekt 2025" einen politischen "Fahrplan gegen die Demokratie" erstellt, den die Trump-Regierung gerade umsetze. Spätestens seit der Präsidentschaft Ronald Reagans in den 1980er Jahren hätten sich die Kräfte zusammengefunden, um die US-Institutionen und die Demokratie abzubauen, erläuterte Pickette.
Als besonders einflussreich nannte Pickette unter anderem den Anwalt und Aktivisten Leonard Leo, der eine Reihe sehr konservativer Juristen in den Obersten Gerichtshof der USA "geschoben" und damit die Unabhängigkeit der Justiz unterminiert habe.
Kritik an Führungspersonen der evangelikalen Kirchen in den USA
Die Deutsch-Amerikanerin kritisierte die Führungspersonen der evangelikalen Kirchen in den USA. Noch bis in die 1970er Jahre seien die evangelikalen Christen politisch nicht sehr interessiert gewesen.
Seither hörten sie von ihren Anführern, dass das Land untergehe, wenn die demokratische Partei regiere, und sie dies nicht überleben würden, kritisierte die Bildungsreferentin. Die Kirchenleiter pervertierten die Lehren Jesu Christi zur Manipulation und Radikalisierung der Menschen.
Zur Motivation der antidemokratischen Kräfte sagte die Wissenschaftlerin, die meisten von ihnen wollten ganz einfach "mehr Macht, die Welt neu zu gestalten". Angestrebt werde eine Art "moderne Version der Monarchie". Zugleich verlangten diese Leute die Freiheit von jeglichen Konsequenzen für ihr Handeln. Die Tech-Milliardäre hätten zwar eher keine Ideologie, wollten aber vom Staat nichts gesagt bekommen.
USA als älteste Demokratie sei nur ein Mythos
Im Hintergrund gehe es darum, in den USA die "Vorherrschaft der Weißen in einem kapitalistischen System" zu erhalten. Das Bild der Vereinigten Staaten als älteste Demokratie der Welt nannte Pickette einen Mythos. Aufgrund der Sklavenhaltung habe es in den USA keine reine Demokratie gegeben. "Diese Wunde ist nie vernarbt", erklärte sie. Es habe immer Leute gegeben, die sich gegen eine Gleichberechtigung aller Gruppen wandten. Nun hätten diese Kräfte die Technologien, um Menschen zu kontrollieren und zu manipulieren.
Nach Pickettes Einschätzung können sich die US-Bürger aus der Autokratie nur selbst wieder befreien. Dann müssten die Europäer bereit sein, "ihnen beim Aufbau eines besseren Landes unter die Arme zu greifen", sagte Pickette.
Jana Pickette beleuchtet für die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. in sechs Online Vorträgen die Hintergründe der politischen und gesellschaftlichen Situation in den USA und welche Lehren wir in Deutschland daraus ziehen können.