Kritik an Bischof Ackermann und Rücktrittsforderungen

Kein "Weiter so"

Nach dem Zwischenbericht der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier gibt es Kritik an Bischof Ackermann. Zudem werden Rücktrittsforderungen gegen ihn und seinen Vorgänger Reinhard Marx laut.

Reinhard Kardinal Marx (l.) und Bischof Stephan Ackermann (Archiv) / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx (l.) und Bischof Stephan Ackermann (Archiv) / © Harald Oppitz ( KNA )

Marx ist seit 2008 Erzbischof von München-Freising. Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) schrieb am Wochenende im Sozialen Netzwerk LinkedIn: "Es ist Zeit, dass Amtsträger, insbesondere der ehemalige Trierer Bischof Reinhard Marx und der aktuelle Bischof Stephan Ackermann Verantwortung übernehmen und von ihren Ämtern zurücktreten."

Kardinal Reinhard Marx (l), Erzbischof von München und Freising, und Stephan Ackermann, Bischof von Trier / © Arne Dedert (dpa)
Kardinal Reinhard Marx (l), Erzbischof von München und Freising, und Stephan Ackermann, Bischof von Trier / © Arne Dedert ( dpa )

Sie hätten in ihrer Funktion die Gesamtverantwortung "und sind dieser bis in die jüngste Zeit nicht gerecht geworden".

Kein "Weiter so"

Mit Blick auf die "erschreckend" hohe Zahl von mehr als 500 Betroffenen und fast 200 Beschuldigten allein im Bistum Trier schrieb Conradt weiter, es sei "nun amtlich, dass es sich nicht nur um individuelle Verfehlungen und Straftaten handelte, sondern um ein System aus Eitelkeiten, Missbrauch und Vertuschung". Es dürfe kein "Weiter so" geben, fügte der Politiker hinzu. Viel zu lange hätten "einfache Kirchenmitglieder wie ich zu den Vorgängen in unserem Bistum und in unserer Kirche geschwiegen".

Der Verein "Missbrauchsopfer und Betroffene im Bistum Trier" (Missbit) warf Ackermann fehlende Anteilnahme gegenüber allen Opfern vor. Seine Reaktion auf die neuen Zahlen sei "völlig empathiefrei" gewesen, erklärte Missbit-Sprecher Hermann Schell am Montag. Dass die Zahl der Missbrauchsbetroffenen und Täter inzwischen deutlich höher sei als die 2018 veröffentlichten Zahl, übergehe der Bischof "mal eben so wie eine schlechte Halbjahresbilanz in einem Dax-Unternehmen".

Momentan kein Kommentar

Ackermann selbst wolle sich "aktuell" nicht zu den Vorwürfen und Forderungen äußern, sagte eine Bistumssprecherin auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Trierer Bischof (59) ist noch bis September Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2009 ist er Bischof von Trier, Marx war sein Vorgänger bis 2008.

Konsterniert: Kardinal Marx und Bischof Ackermann / © Arne Dedert (dpa)
Konsterniert: Kardinal Marx und Bischof Ackermann / © Arne Dedert ( dpa )

Laut dem am Donnerstag vorgestellten Zwischenbericht der Kommission konnten inzwischen für den Zeitraum von 1946 bis 2021 insgesamt 513 Betroffene von Missbrauch im Verantwortungsbereich des Bistums "namentlich oder anonym identifiziert werden". Als Beschuldigte beziehungsweise überführte Täter des sexuellen Missbrauchs seien inzwischen 195 Personen erfasst.

Das Bistum Trier hatte im September 2018 parallel zur bundesweiten MHG-Studie zu Missbrauch im Bereich der katholischen Kirche eigene Zahlen veröffentlicht. Demnach waren damals 148 Beschuldigte bekannt, die alle Priester waren. 442 potenzielle Betroffene seien ausfindig gemacht worden, hieß es damals.

Kommission zur Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Trier

Die "Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier" (UAK) hat sieben Mitglieder. Dem Gremium gehören Missbrauchsbetroffene wie auch Fachleute aus verschiedenen Berufen an. Die Kommission wurde durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann im Juni 2021 berufen. Vorsitzender und Sprecher des Gremiums ist der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers (SPD).

Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht (KNA)
Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA