Kritik an Auslagerung von Themen bei Weltsynode wird lauter

"Wie viele Arbeitsgruppen denn noch?"

Der Vatikan hat mehrere Themen aus der laufenden Weltsynode ausgekoppelt und Expertengruppen übertragen. Die Reaktionen sind gemischt. Eine prominente Ordensfrau äußert sich enttäuscht zum Umgang mit der Rolle der Frau.

Autor/in:
Gottfried Bohl und Anita Hirschbeck
Beratungen bei Weltsynode / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Beratungen bei Weltsynode / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die Ankündigung des Vatikans, Themen wie die Frage nach der Weihe von Frauen aus der laufenden Weltsynode herauszulösen, sorgt für Kritik.

Die ehemalige Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz, Schwester Katharina Kluitmann, nannte es "enttäuschend", dass gerade dieses Thema einmal mehr auf die lange Bank geschoben werde.

Katharina Kluitmann / © Julia Steinbrecht (KNA)
Katharina Kluitmann / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Wie viele Arbeitsgruppen zum Diakonat der Frau soll es denn noch geben", sagte die Franziskanerin am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Augsburg. Schon die ersten Phasen der Weltsynode hätten gezeigt, dass das Thema weltweit vielen auf den Nägeln brenne. Offenbar fehle aber der Mut, bei der Synode darüber offen zu beraten und auch Entscheidungen zu treffen.

Kluitmann, die Mitglied des Synodalen Ausschusses ist und Delegierte beim deutschen Reformprojekt Synodaler Weg war, ergänzte, sie habe vor einiger Zeit einen Offenen Brief an Papst Franziskus geschrieben, um ihm die Dringlichkeit eines Dialogs auf Augenhöhe noch einmal deutlich zu machen. Doch leider habe sie darauf bis heute "noch nicht einmal eine Eingangsbestätigung" erhalten.

Vatikan stellt zehn Studiengruppen vor

Der Vatikan hatte am Donnerstag zehn Studiengruppen vorgestellt, die sich mit je einem von Papst Franziskus formulierten Themenkomplex beschäftigen. Eine konkrete Fragestellung in einer Gruppe soll lauten, ob Frauen Diakonin werden können. Bislang ist das Weiheamt des Diakons in der katholischen Kirche allein Männern vorbehalten, ebenso wie das Priesteramt.

Im Oktober sollen die Experten den Stand ihrer Arbeit bei der zentralen Sitzung der Weltsynode im Vatikan vorstellen. Die Synodalen können über die Themen aber nicht abstimmen.

Helena Jeppesen-Spuhler, Mitglied der Fastenaktion (Schweiz) und der schweizer Delegation bei der Weltsynode / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Helena Jeppesen-Spuhler, Mitglied der Fastenaktion (Schweiz) und der schweizer Delegation bei der Weltsynode / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Am Freitag hatte sich auch Weltsynodenmitglied Helena Jeppesen-Spuhler aus der Schweiz irritiert gezeigt. Kritik übte sie bei Vatican News unter anderem daran, dass die Gruppen bei der Weltsynode im Oktober nur einen Zwischenstand präsentieren, ihre Endergebnisse aber erst bis Juni 2025 fertigstellen sollen, also nach Abschluss der Weltsynode. Nicht nur in der Schweiz sei es schwierig, die Langsamkeit des Prozesses gerade in der Frauenfrage zu vermitteln. Und es sei auch klar verabredet gewesen, bis zum Oktober 2024 Vorlagen für Entscheidungen vorzulegen.

ZdK will keine Verzögerungstaktik

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) reagierte einerseits mit Verständnis auf die Ankündigung des Vatikans. Bei der ersten zentralen Sitzung 2023 sei eine Fülle von Themen aufgekommen, sagte ZdK-Vizepräsident Thomas Söding der KNA. Das alles während des zweiten zentralen Treffens im Oktober seriös zu bearbeiten, wäre zu viel gewesen: "Ich sehe den Versuch des Vatikans, die Themen zu sortieren."

Thomas Söding / © Max von Lachner (SW)
Thomas Söding / © Max von Lachner ( SW )

Auf der anderen Seite warnte er: "Verzögerungstaktik ist nicht gut. Es stehen Entscheidungen an." Zur Debatte um das Diakonat für die Frau fügte er hinzu: "Es gab bislang Studiengruppen, die so zusammengesetzt sind, dass nichts rechtes dabei herauskommen konnte; jetzt müssen die Karten in einer neu installierten Gruppe auf den Tisch."

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA