"Konklave“-Schauspieler zieht Vergleiche zur laufenden Papstwahl

Nah dran am Original?

Den Ablauf einer Papstwahl haben sich viele Menschen in den vergangenen Wochen im Film "Konklave" von Regisseur Edward Berger angeschaut. Thomas Loibl hat die Rolle des Erzbischofs Wilhelm Mandorff in diesem Werk verkörpert.

Kardinäle beim Konklave in der Sixtinischen Kapelle / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Kardinäle beim Konklave in der Sixtinischen Kapelle / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was haben Sie für eine Rolle gespielt? 

Thomas Loibl (Schauspieler im "Konklave"-Film): Das war die Rolle des Zeremonienmeisters für die päpstlichen Rituale. Mein Vorbild war damals Guido Marini, der unter Papst Benedikt XVI. noch im Amt war. 

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie sich für diese Rolle vorbereitet?

Thomas Loibl / © Uwe Anspach (dpa)
Thomas Loibl / © Uwe Anspach ( dpa )

Loibl: Ich bekam diese Anfrage, dass ich das spielen darf. Ich war schon viele Jahre zuvor immer wieder jedes Jahr ein paar Mal in Rom, weil ich dort Freunde habe und war immer schon interessiert. Ich bin Katholik und bin dort immer wieder in die Kirchen gegangen, auch in die Sixtinische Kapelle. Als Schauspieler ist man ohnehin mit Ritualen beschäftigt.

DOMRADIO.DE: Haben Sie schon einmal einen Papst getroffen?

Loibl: Persönlich nicht. Ich habe jedoch Menschen getroffen, die ihn getroffen haben. Ich hatte die Gelegenheit, als ich für diesen Film arbeitete, einen jungen Monsignore aus Österreich zu treffen, der dort für die Deutsche Kirche arbeitet und auch in Santa Marta lebt. Ich habe aktuell noch keinen Kontakt zu ihm aufgenommen. 

Dadurch hatte ich aber die Gelegenheit mit Menschen zu sprechen, die Kontakt sowohl mit Papst Benedikt XVI. als auch mit dem verstorbenen Franziskus hatten.

Thomas Loibl

"Der Produzent aus Amerika schrieb mir und meinte: 'Thomas, you did it much better'."

DOMRADIO.DE: Haben Sie das "extra omnes" mitverfolgt, mit dem alle Unbeteiligten aus der Sixtinischen Kapelle geschickt wurden? Das waren auch Ihre Worte, die Sie im Film zu sagen hatten. 

Loibl: Das ist richtig. Das habe ich ganz genau verfolgt. Ich habe es mir sogar mehrmals angeschaut. Ich war zu der Zeit in einer Probe hier in Köln und ich habe ein paar Nachrichten bekommen. Der Produzent aus Amerika schrieb mir und meinte: "Thomas, you did it much better". (dt."Thomas, Du hast es viel besser gemacht".) Ich habe auch etwas mehr Emphase dort hineingebracht, weil ich es wirklich toll und wichtig finde.

Die Bilder waren toll. Das ist aber immer so. Das konnte man die letzten Male bereits verfolgen, weil es live übertragen wird. Die Kardinäle gehen in die Sixtinische Kapelle, die Fürbitten werden über einen langen Zeitraum gesprochen, bis alle dort sind. Dann kommt der Eid, der auf dem Evangelium geschworen ist. Das "extra omnes" schließt sich an, das langsame Schreiten des Bischofs, um die Türen zu schließen. Auch gestern waren es tolle Bilder. Ich habe sogar auch in diese zwei lateinischen Worte mehr Inbrunst hineingelegt.

Thomas Loibl

"Mich interessierten diese ganzen Vorgänge und die Atmosphäre".

DOMRADIO.DE: Wie und mit welchen Gefühlen verfolgen Sie diese aktuelle Situation? Was denken Sie, was hinter diesen Mauern wirklich passiert? 

Loibl: In zweifacher Hinsicht gab es tolle Gelegenheiten. Die Dreharbeiten waren 2023, Anfang Januar, nachdem Papst Benedikt XVI. verstorben ist. Ich landete in Rom am 3. Januar und er war im Petersdom aufgebahrt. Ich habe mich dort in diese langen Schlangen eingereiht und ihn noch einmal gewürdigt und verabschiedet.

Mich interessierten diese ganzen Vorgänge und die Atmosphäre. Dank unserer Stars, die in dem Film mitspielten, hatten wir eine ganz besondere Führung durch die Sixtinische Kapelle. Wir trafen auch jenen Mann, der die besondere Aufgabe hat, den gewählten Kardinal – den künftigen Papst – in den sogenannten "Raum der Tränen" zu begleiten und ihn dort mit den päpstlichen Gewändern einzukleiden. Er war aber in einem hoch angespannten Zustand, weil die Beerdigung draußen auf dem Petersdom kurz bevor stand.

Am 4. Januar trafen wir ihn. Am 5. Januar war die Beerdigungszeremonie auf dem Petersplatz. Er war zu dem Zeitpunkt mit vielen tausend Sachen beschäftigt. Aber er hat uns sehr geduldig Auskunft gegeben. Was passiert da eigentlich? Was ist das für ein Raum? Dieser Raum ist wirklich – man kommt da normalerweise nicht rein – sensationell. Da ist nämlich links eine Türe neben dem jüngsten Gericht. Dort geht es rein, in diesen kleinen, winzigen und unscheinbaren Raum. Aber es steht dort eine Couch im "Raum der Tränen". 

Plakat zum Film "Konklave" / © Real_Java (shutterstock)
Plakat zum Film "Konklave" / © Real_Java ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Waren die Dreharbeiten zu "Konklave" für Sie etwas Besonderes in den vielen verschiedenen Projekten, die Sie schon als Schauspieler gemacht haben?

Loibl: Das war sensationell. Der Cast und die Besetzung mit diesen Superstars war natürlich ganz besonders. Man darf nicht im Vatikan drehen, das ist klar. Die Sixtinische Kapelle in der Cinecittà wurde in einem der großen Studios gebaut. Das Thema dieses Films ist, wie es hinter verschlossenen Türen abläuft. Wie funktioniert das mit diesen Wahlvorgängen? Was passiert hinter den Kulissen, zwischen den Wahlgängen oder beim Mittagessen?

Wie wir wissen, wird versucht, eine gewisse Koalition zu bilden, um einen Kandidaten mit einer Mehrheit wählen zu können, bis der nächste Wahlvorgang kommt. Das war auch meine Aufgabe als Zeremonienmeister der päpstlichen Rituale. Man ist dem Dekan der Kardinäle assoziiert und assistiert mit diesen Abläufen, der Vorbereitung und auch der Durchführung des Konklaves. Dadurch konnte ich einen Einblick bekommen. Wir hatten einen Fachmann von der Universität in Rom, der uns sehr genau erklärt hat, welche Aktionen wann und wie stattfinden. Wie sieht ein Wahlzettel aus? Wie läuft das ab? Wie geht der Eid, bevor der Wahlzettel von den einzelnen Kardinälen vor dem jüngsten Gericht in die Wahlurne gelegt wird?

Man schaut auf dieses Bild von Michelangelo, was wirklich ein fantastisches Gemälde ist. Man sieht als Kardinal im Grunde, wenn man nicht auf den Heiligen Geist vertraut und diesen Eid nicht nach bestem Gewissen ausübt, sondern aus vielleicht einfachen menschlich-politischen Gründen, was mit einem passiert. 

Das sieht man in der rechten Bildhälfte. Da geht es nämlich dann hinab. Da sind auch einige von Michelangelos Zeitgenossen. Er hat da einige porträtiert, unter anderem auch den Zeremonienmeister des Papstes damals, der unter grausamen Umständen in die Vorhölle dort gerät.

Thomas Loibl

"Wir sprechen hier von einer der größten Glaubensgemeinschaften der Welt – fast 1,5 Milliarden Katholikinnen und Katholiken".

DOMRADIO.DE: Gab es zwischendurch denn Momente, wo man sagt, so könnte es sich wirklich anfühlen? 

Loibl: Absolut. Es gab eine Romanvorlage von Robert Harris. Das wissen viele. Das Drehbuch war aber besonders adaptiert, Peter Straughan hat nicht zu Unrecht einen Oscar dafür bekommen. 

Der Studiobau sah perfekt aus. Ich war über die Jahre recht häufig in der originalen Sixtinischen Kapelle. Es fehlte zwar das Decken-Fresco von Michelangelo, ansonsten war es aber so perfekt nachgebaut, dass man wirklich manchmal zweimal mit den Augen zwinkern musste. Man fragt sich: Ist das jetzt wirklich dieser Marmorboden, über den ich gehe? Ach nein, das ist ein PVC-Boden! Es sieht nur so aus. Das hilft natürlich, um diese besondere Atmosphäre herzustellen.

Wir haben aber auch die Rede des Dekans vor den Kardinälen vor dem Konklave im Palazzo Barberini gedreht. Im Goldenen Saal in diesem wunderbaren Museum. Es ist ein Moment und eine Schlüsselszene im ganzen Film. Das hatte eine ganz besondere Atmosphäre mit all den hundert Statisten. 

Die Statisten sind sensationell. Alle in diesen fantastischen Soutanen, in den Kostümen von unserer wunderbaren Kostümbildnerin, die auch für einen Oscar nominiert war. Leider hat sie ihn nicht bekommen. Diese Rede ist sehr eindrucksvoll. Eine Rede über den Zweifel, sehr zentral für diesen Film. Das war besonders.

Wir sprechen hier von einer der größten Glaubensgemeinschaften der Welt – fast 1,5 Milliarden Katholikinnen und Katholiken. Es geht um eine Wahl von enormer Tragweite. Und wie es der Zufall wollte: Als der Film erschien, war gerade die amerikanische Präsidentschaftswahl vorüber. Auch dort ging es um eine Wahl – in ganz anderer Form.

DOMRADIO.DE: Gibt es aus Ihrer persönlichen Sicht eine Richtung, für die der neue Papst stehen soll? Haben Sie einen Favoriten? 

Loibl: Ich habe keinen Favoriten. Von diesen ganzen Koalitionen, die sich da im Hintergrund bilden, habe ich keinen Einblick. Auch die Kardinäle bitten den Heiligen Geist um Hilfe, also sollten wir das auch tun. Ich glaube nicht, dass es ein deutscher Kardinal wird. Kardinal Woelki ist ja auch anwesend. Ich lebe in München, Kardinal Marx ist auch dort.

Thomas Loibl

"Ich habe keine dezidierte Meinung, wer der neue Papst sein wird. Das wäre vermessen".

DOMRADIO.DE: Also haben Sie keinen speziellen Favoriten?

Loibl: Keinen speziellen. Papst Benedikt XVI. war in meinen Augen ein toller Papst. Ich mochte es, wie er agiert hatte. Es war traurig und es war tragisch, dass er so früh ausscheiden wollte, musste, nicht mehr konnte. Ich habe keine dezidierte Meinung, wer der neue Papst sein wird. Das wäre vermessen. 

Das Interview führte Dagmar Peters.

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Quelle:
DR

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