Wie ein deutscher Priester in Rom das Konklave verfolgt

"Die Welt richtet ihren Blick auf Rom"

Rom befindet sich im Ausnahmezustand. Guido Funke, Priester der deutschsprachigen Gemeinde Santa Maria dell’Anima, beschreibt die bewegenden Tage des Konklaves und erzählt, wie Pilger und Gläubige den historischen Moment erleben.

Autor/in:
Nicolas Ottersbach
Vatikanstadt: Ein Monitor zeigt Kardinäle bei einem Gebet in der Sixtinischen Kapelle vor der Konklave / © Oliver Weiken (dpa)
Vatikanstadt: Ein Monitor zeigt Kardinäle bei einem Gebet in der Sixtinischen Kapelle vor der Konklave / © Oliver Weiken ( dpa )

In Rom herrscht in diesen Tagen eine besondere Stimmung – eine Mischung aus Spannung, Vorfreude und tiefer Spiritualität. Guido Funke, Priester der deutschsprachigen Gemeinde Santa Maria dell‘Anima, ist mittendrin. Er begleitet seit dem vergangenen Jahr als Kurat die deutschen Gläubigen vor Ort und spürt, wie sehr das Konklave die Menschen bewegt.

Guido Funke / © Nicolas Ottersbach (DR)
Guido Funke / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Mit kindlicher Neugier blickt Funke selbst auf die Wahl des neuen Papstes. Er steht in der prunkvollen Kirche Santa Maria dell‘Anima vor dem Altar, hat gerade gerade einer schwedischen Zeitung ein Interview gegeben. "Es ist diese besondere Frage: Wer wird es sein? Wie wird der Name lauten?", erzählt er. Diese Spannung teilt er nicht nur mit seinen Gemeindemitgliedern, sondern auch mit den rund 20 Priestern aus elf Nationen, die im Priesterkolleg des Päpstlichen Instituts leben und sich in Rom weiterbilden. Für Funke ist das Konklave weit mehr als ein historisches Ereignis: "Es ist der Ort, an dem die Kirche ihre Zukunft bestimmt. Hier wird der Hirte gewählt, der die Kirche in den kommenden Jahren führen wird."

Auch die Pilger und Besucher in Rom spüren die Bedeutung dieser Tage. Viele von ihnen begegnen Kardinälen auf den Straßen – ein Anblick, der für Gläubige und weniger religiöse Menschen gleichermaßen eindrucksvoll ist. "Sie nehmen wahr, dass hier gerade Geschichte geschrieben wird", so Funke. "Die Welt richtet ihren Blick auf Rom, und trotz aller Krisenherde weltweit liegt der mediale Fokus momentan ganz klar hier."

Päpstliches Institut aus dem 14. Jahrhundert

Das Päpstliche Institut Santa Maria dell'Anima blickt dabei selbst auf eine bewegte Geschichte zurück: Es geht auf eine private Hospizstiftung des niederländischen Ehepaares Petri aus Dordrecht im 14. Jahrhundert zurück. Im 19. Jahrhundert wurde hier ein Priesterkolleg gegründet, das bis heute besteht. Neben der Ausbildung von Priestern übernimmt das Institut auch die deutschsprachige Pfarr- und Pilgerseelsorge in Rom. Ein bemerkenswertes historisches Detail: Im Chor der Kirche von Santa Maria dell'Anima ist Papst Hadrian VI. beigesetzt – der vorletzte Papst aus dem deutschen Sprachraum, geboren in Utrecht. Er wurde vor 500 Jahren, am 9. Januar 1522, zum Papst gewählt.

Blick in die Kirche Santa Maria dell'Anima in Rom / © essevu (shutterstock)
Blick in die Kirche Santa Maria dell'Anima in Rom / © essevu ( shutterstock )

Besonders bewegend findet Funke die spirituelle Dimension, die das Konklave begleitet. Viele Gläubige schließen sich in Gebeten zusammen, beten Novenen zum Heiligen Geist und bitten für die Kardinäle um Weisheit und ein gutes Miteinander. "Ich erlebe hier Kirche wirklich als Gemeinschaft", sagt Funke. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit sei nicht nur vor Ort spürbar, sondern auch weit über die Stadtgrenzen hinaus – bis in die sozialen Netzwerke, wo Menschen ihre Verbundenheit zeigen und ihre geistliche Unterstützung bekunden.

"Wir merken gerade, dass es wieder richtig lebendig wird"

Auch die deutschsprachige Gemeinde in Rom wächst dieser Tage spürbar, wenn auch nur zeitweise: Zahlreiche Pilger haben sich auf den Weg gemacht, viele Gruppen sind in den letzten Wochen dazugekommen. "Wir merken gerade, dass es wieder richtig lebendig wird", berichtet Funke. Gerade die Jugend zeigt sich engagiert – nicht zuletzt durch das große Interesse an Carlo Acutis. Dessen geplante Heiligsprechung musste wegen des Todes von Papst Franziskus verschoben werden.

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Quelle:
DR

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