Kompromissvorschlag zur Regelung der Organspende vorgelegt

Auch Nicht-Entscheidung soll möglich sein

Ja, nein, vielleicht. Jeder Bundesbürger soll verpflichtet werden, sich zum Thema Organspende zu äußern und das zu dokumentieren. Kann dieser neue Vorschlag aus den Reihen der CSU gegen den großen Mangel an Spenderorganen helfen?

Organspendeausweis / © Ralf Geithe (shutterstock)

Neuer Vorschlag in der Debatte um eine Neuregelung der Organspende: CSU-Gesundheitsexperte Stephan Pilsinger will alle Bürgerinnen und Bürger verpflichten, ihre Haltung zur Organspende in das geplante Organspenderegister einzutragen. 

Kämen sie dieser Verpflichtung innerhalb einer bestimmten Frist nicht nach, sei ein zusätzlicher Krankenkassenbeitrag von zehn Euro im Monat zu zahlen. 

Das schlägt Pilsinger in einem Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor, aus dem das Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montag) zitiert.

Organspenden sollen erhöht werden

Als Entscheidungsoptionen schlägt er neben Zustimmung und Ablehnung einer Organspende auch die mögliche Angabe vor, sich nicht entscheiden zu können. Der Eintrag solle in Arztpraxen und Apotheken oder online möglich sein.

Die "verbindliche Entscheidungslösung" solle dazu führen, dass sich "die gesamte Bevölkerung aktiv mit der Thematik der Organspende auseinandersetzt und bewusst eine Entscheidung trifft", so Pilsinger weiter.

Ziel des Vorschlags sei es, die Organspendezahlen deutlich zu steigern, indem die ideologischen Gegensätze zwischen Befürwortern und Gegnern der Widerspruchslösung überwunden und erneute zeitraubende Debatten vermieden würden, argumentierte Pilsinger.

Derzeit gilt Zustimmungslösung

Derzeit gilt in Deutschland eine Zustimmungslösung, nach der nur derjenige für eine Organspende in Frage kommt, der zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat. 

2020 scheiterte der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Bundestag mit seinem Versuch, eine Widerspruchslösung einzuführen. 

Danach wäre jeder automatisch Organspender, es sei denn, er widerspricht ausdrücklich. Auch Pilsinger stimmte dagegen.

Zahl der Organspenden massiv eingebrochen

Die Einführung des Organspenderegisters war als kleinster gemeinsamer Nenner das Ergebnis der Abstimmung Anfang 2020. Der Eintrag in das Register ist bisher als freiwillige Option vorgesehen. 

Eigentlich sollte das Register bereits Anfang 2022 einsatzbereit sein, der Termin wurde aber wegen technischer Probleme auf das erste Quartal 2024 verschoben.

Die Zahl der Organspenden war 2022 massiv eingebrochen auf 2.795. 2023 stieg die Zahl zwar auf 2.985, was aber lediglich dem Niveau vor der Corona-Pandemie entspricht. Derzeit stehen nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) aber rund 8.400 Schwerstkranke auf der Warteliste.

Umfrage: Bereitschaft zur Organspende geht leicht zurück

Rund ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland würde Organe spenden. Das sind weniger als im Jahr zuvor.
Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag in Berlin veröffentlichte repräsentative Umfrage der Krankenkasse BARMER. Demnach erklärten 34 Prozent der Befragten, dass sie bestimmt zur Organspende bereit wären. Im Vorjahreszeitraum lag dieser Wert bei 36 Prozent. Die Zahl derer, die eine Organspende sicher ausschließen, ist von sechs Prozent im Mai 2021 auf nunmehr neun Prozent gestiegen.

Flyer für den Organspendeausweis (KNA)
Flyer für den Organspendeausweis / ( KNA )
Quelle:
KNA