Kommission legt Missbrauchsbericht für Bistum Fulda vor

Werden Pflichtverletzungen früherer Bischöfe benannt?

Es ist der Tag der Offenlegung. Die Aufarbeitungskommission präsentiert ihren Missbrauchsbericht für das Bistum Fulda. Es geht um Zahlen, Namen und die Frage nach Verantwortung. Welche Rolle spielte Erzbischof Johannes Dyba?

Fuldaer Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Fuldaer Dom / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda stellt an diesem Dienstag nach vier Jahren ihren Abschlussbericht vor. 

Das Gremium sollte unabhängig und systematisch Personalakten von 1946 bis in die Gegenwart sichten und Zahlen erheben, den Umgang mit Betroffenen und Beschuldigten untersuchen und Missbrauch begünstigende Strukturen benennen. Mit Spannung wird erwartet, ob auch Pflichtverletzungen von früheren Bischöfen benannt werden; etwa von Erzbischof Johannes Dyba, der das Bistum von 1983 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 leitete. Auf ihn folgte der inzwischen 82-jährige Heinz Josef Algermissen.

Die Kommission übergibt den Bericht an Bischof Michael Gerber, der das Bistum seit 2019 leitet. Er ist auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Gerber will sich erst nach eingehender Lektüre des Berichts ausführlich dazu äußern - aber noch vor der Sommerpause, wie es hieß

Zwischenbericht wies 57 Beschuldigte aus

Bis Ende 2023 hatte die Aufarbeitungskommission bereits 57 Namen von Geistlichen und Personen "im pastoralen Dienst des Bistums" ausgemacht, bei denen teils die Täterschaft feststehe, teils es sich nur um mutmaßliche Täter handele, aber auch um Personen, die zu Unrecht beschuldigt worden seien. Dokumentiert ist dies in einem im März 2024 vorgelegten Zwischenbericht.

In der Kommission sitzen mehrere Juristen, eine Sozialpädagogin, eine Sozialarbeiterin sowie eine Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, außerdem zwei Betroffene aus dem gemeinsamen Betroffenenrat der Bistümer Fulda und Limburg. Sprecher ist der frühere Fuldaer CDU-Oberbürgermeister Gerhard Möller.

Kommissionen in katholischen Bistümern 

Ähnliche Kommissionen gibt es in allen katholischen Bistümern in Deutschland. Sie gehen auf eine Vereinbarung der Bischöfe aus dem Jahr 2020 mit dem damaligen Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs zurück. 

Bistum Fulda

Das Bistum Fulda wurde im Jahr 1752 gegründet. Es erstreckt sich vom nordhessischen Bad Karlshafen bis in den Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim und von der Universitätsstadt Marburg in Oberhessen bis nach Geisa im Thüringer Land auf einer Fläche von 10.318 Quadratkilometern. 

Die Diözese hat rund 327.000 Katholikinnen und Katholiken. Fulda ist ein Diasporabistum, in dem die Katholiken insgesamt in einer Minderheit sind, wenn auch mit regional starken Unterschieden. 

Der Fuldaer Dom begrüßt die deutschen Bischöfe. / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Der Fuldaer Dom begrüßt die deutschen Bischöfe. / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )
Quelle:
KNA