Koltermann kommt mit gemischten Gefühlen aus Rom zurück

Vatikan ignorierte Anfrage des Priesters

Sie wollten etwas bewegen, die Pilger, die sich Mitte Mai auf den Weg von Dormagen nach Rom machten. Unter ihnen Pfarrer Klaus Koltermann, er hatte sich um ein Gespräch mit dem Papst bemüht. Aber er hatte keine Chance.

Ankunft von "Walk for Change and Solidarity" in Rom / © privat (privat)
Ankunft von "Walk for Change and Solidarity" in Rom / © privat ( privat )

DOMRADIO.DE: Hatten Sie die Gelegenheit, mit dem Papst zu sprechen?

Pfarrer Koltermann (r.) und die Gruppe in Siena
Pfarrer Koltermann (r.) und die Gruppe in Siena

Pfarrer Klaus Koltermann (Katholische Kirche Dormagen-Nord): Obwohl ich schon Mitte März eine Anfrage an das Büro gerichtet hatte, habe ich keine Antwort bekommen. Deshalb habe ich nicht damit gerechnet, dass es ein Treffen geben würde. Natürlich hatte ich die leise Hoffnung, dass sich wenigstens ein "Kaplönchen" [rheinisch-ironisch für "kleiner Kaplan"; Anm. d. Red.] oder ein Monsignore vielleicht die Zeit nehmen würde, mit uns ins Gespräch zu kommen.

Aber es war natürlich auch der Pfingstsonntag und da habe ich mir gedacht, jetzt sind alle so sehr beansprucht, dass die keine Zeit für so eine kleine Pilgergruppe von sechs Personen finden. Es wäre natürlich schon schön gewesen, dann hätten wir ja auch die Gelegenheit gehabt, unsere Punkte und Ansichten einmal vorzubringen.

DOMRADIO.DE: Was wollten Sie dem Papst denn sagen?

Koltermann: Was wir sicherlich gesagt hätten: Er sollte einfach mehr Mut haben, auch neue Dinge zuzulassen, gerade auch in der Seelsorge. Wenn es darum geht, die Rolle der Frau zu bestärken, Predigten von Frauen zuzulassen. Seit Jahren sind ja auch Fragen offen, wie wir mit gleichgeschlechtlichen Paaren oder anderen heiklen Themen umgehen.

Immer wenn Antworten kamen, dann gab es ein klares No go. Aber das hilft uns ja in der Gemeinde nicht weiter.

Pfarrer Klaus Koltermann

Der Papst sollte mehr Mut haben.

Und wenn ich das weiter betrachte, dann sagen alle natürlich in der Gruppe: Was sagen wir unseren Gemeinden, wie gehen wir damit um? Und durch die Begegnungen, die wir ja unterwegs hatten in den drei Wochen, sind wir alle bestärkt worden. Bestärkt in dem Sinne, dass alle sagen – ob die Ordensschwestern Philippa oder Schwester Katharina oder auch das Treffen in Brixen oder auch das Treffen in Bologna – ... es ist immer der gleiche Tenor: Den Mut zu haben, etwas zu wagen, einen Schritt zu gehen, kleinere Schritte, größere Schritte, so wie einem bei einem Pilgerweg.

Die Gruppe "Walk for Change and Solidarity" / © privat (privat)
Die Gruppe "Walk for Change and Solidarity" / © privat ( privat )

DOMRADIO.DE: Weder Franziskus noch ein anderer hat sie in Rom empfangen. Sie sagen aber, die Pilgertour hat sich trotzdem gelohnt?

Koltermann: Im Zuge des Pilgerwegs hat die Bedeutung des "Machtzentrums Petersdom" von der Stärke her abgenommen. Natürlich ist der Dom ein gewaltiges Bauwerk und natürlich ist es beeindruckend für uns alle gewesen. Auf dem Petersplatz zu stehen, ein Gruppenfoto zu machen in der Abenddämmerung, das ist alles sehr beeindruckend. Aber hinter dem Bauwerk stehen auch Menschen, die dahinterstehen. Und da frage ich mich natürlich: Erreichen die Machtstrukturen die Menschen nicht mehr? Im Gegenteil, die hindern die Menschen daran, auch ihren Glauben zu leben. Also insofern hatte ich nachher mit meiner Gruppe doch ein mulmiges Gefühl und habe gedacht, es ist letzten Endes ein Bauwerk. Wichtig ist jetzt, was die Gemeinden machen, wie leben wir unseren Glauben auf der Spur Jesu? Darauf kommt es letzten Endes an und das nehmen wir auch mit in die Gemeinden.

DOMRADIO.DE: Sie sind gerade erst heimgekehrt. Wie geht es denn jetzt genau weiter für Sie und Ihre Mitstreiter?

Koltermann: Also zunächst mal bin ich vorhin erst angekommen. Das war ja ein langer Weg mit dem Pilgerbus; und es gab dann einen kleinen Empfang. Das fanden wir sehr schön, wir haben uns in der Kirche versammelt und haben schon das erste Feedback gegeben, nach dem Motto: "Ja, was denn nun? Was heißt das denn?" Und wir werden jetzt in zwei Wochen einen Dankgottesdienst mit der Gemeinde feiern. Denn wir hatten uns ja alle auf den Weg nach Rom gemacht. Nicht nur wir als Pilger, sondern auch die Gemeinden. Die haben das ja mitverfolgt, über Facebook und über Instagram, haben auch die Videos gesehen und die Fotos.

Die Pilgergruppe wird, zurück in Dormagen, von ihrer Gemeinde empfangen. / © privat (privat)
Die Pilgergruppe wird, zurück in Dormagen, von ihrer Gemeinde empfangen. / © privat ( privat )

Die wussten also immer, wo wir unterwegs waren. Und dann gab es natürlich auch immer wieder Kommentare, etwa "das finden wir toll, macht weiter so und wir sind einfach gespannt". Und es geht ja darum, natürlich auch in die Gemeinden zu transportieren, wo wir mehr Mut haben können, dass wir Gottesdienste auch mal weiten und öffnen. Etwas probieren und auch die nächsten Schritte wagen, damit Menschen auch heute noch etwas von der Botschaft Jesu hören.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Quelle:
DR