Weihbischof Ansgar Puff hat am Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel im Kölner Dom den Gläubigen Mut gemacht, trotz der mannigfaltigen Krisen in der Welt nicht die Hoffnung auf Frieden zu verlieren.
Mit Blick auf die Gottesmutter Maria, deren Aufnahme in den Himmel an diesem Hochfest gefeiert wird, sagte Puff: "Wenn wir die Nachrichten schauen und sehen, was da an Kriegen in dieser Welt geschieht, was in Gaza, in Palästina, in Israel, was in der Ukraine und in vielen Ländern dieser Welt geschieht, hat man den Eindruck, das Böse ist so mächtig. Aber das Böse wird nicht gewinnen. Gott ist größer, er ist größer, weil es diese Frau gibt, die bereit war, Ja zu sagen zu Gottes Plänen. Und weil Gott durch Jesus Christus in diese Welt kam und weil er am Kreuz sterbend seine Größe gezeigt hat, die mächtiger war als jede Bosheit, als jeder Schuld und als der Tod."
Evangelium vom Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel: Lukas 1,39-56
In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharías und begrüßte Elisabet. Und es geschah: Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.
Homilie zum Fest der Aufnahme Marias in den Himmel von Erzbischof Heiner Koch, Berlin
Hoffentlich! Es vergeht wohl kaum ein Tag, an dem die meisten Menschen das Wort „hoffentlich“ nicht aussprechen, denken oder empfinden: „Hoffentlich fährt der Zug! Hoffentlich schaffe ich die Verabredung!“ Oft sind es aber auch schwere, das ganze Leben prägende Hoffnungen, die wir in unseren Herzen tragen oder ins Wort bringen: „Hoffentlich verläuft die Operation gut! Hoffentlich finden wir in unserer Gesellschaft Versöhnung! Hoffentlich finden die Kriege in der Ukraine und in Israel, im Gazastreifen und im Libanon bald ein Ende!“
In dem Wort „hoffentlich“ klingt nicht selten die Sorge, ja oft die Angst mit, dass das Erhoffte nicht Wirklichkeit wird und sich zerschlägt. Zugleich werden Erfahrungen enttäuschter Hoffnungen und Erinnerungen an dadurch verursachte Verletzungen im Leben wach.
Doch es gibt Lebenshoffnungen, die unser ganzes Leben auch in seinen dunklen Seiten umschließen, deren Erfüllung aber von uns nicht zu machen ist und die weit über das uns Verfügbare hinausgehen. Sie umfassen auch unsere unerfüllten Hoffnungen in der Zuversicht, dass in einer uns einst eröffnet werdenden Zukunft sie ihre Erfüllung finden, wenn auch vielleicht nicht in der Weise, in der wir es gedacht hätten. Solch eine grundlegende Lebenshoffnung, die auf eine sinnerfüllte, alles umfassende gute Zukunft ausgerichtet ist, wird uns geschenkt, sie ist nicht von uns produzierbar. Sie ist eine Gabe. Wir Christen sagen: Sie ist Gnade, gute Gabe Gottes.
Eine solche Zukunft ist eschatologisch, auf die Ewigkeit hin ausgerichtet, sie ist auf Erlösung aus. Den Zugang zu ihr öffnet das menschliche Vertrauen auf den guten Gott, auf den ich meine Hoffnung setze, auch wenn ich ihn in seinem Verhalten und Wirken oft nicht begreifen kann.
Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel verheißt in unsere Erfahrungen des Hoffens, dass das Leben des Menschen und des Kosmos mehr ist als alles Greif-, Erforsch- und Planbare dieser Welt: Es gibt einen Himmel für uns alle! Das Fest der Aufnahme Mariens verkündet, dass hinter allem der gute Gott lebt, der uns eine ewige Zukunft schenkt und auf den hin wir leben. Es verweist auf das ewige Leben, das Leben, in dem wir von Gott angenommen und geliebt sind in alle Ewigkeit, das ewige Leben, das deshalb mehr ist als eine zeitlich unbegrenzte Wirklichkeit, vielmehr eine Ewigkeit, in der Gottes Liebe uns trägt und leben lässt in dem großen Miteinander der Liebe mit Gott und untereinander mit allen Menschen – in alle Ewigkeit. Nur deshalb ist es ein ewiges Leben, ein von Gottes getragenes und von ihm ermöglichtes Leben in Fülle.
Als Christen glauben wir an den guten Gott, der unser Leben und unsere Geschichte und die Zukunft der ganzen Welt in seinen Händen und in seinem guten Herzen hält, um es in der Sprache eines Bildes auszudrücken. Er hat uns die Erlösung in Jesus Christus geschenkt, die uns den Himmel öffnet. Wir glauben an Gott, der das Leben der Menschen in die Erfüllung führt, der den Himmel aufgerissen hat und uns eine heile, sinnvolle und erfüllende Zukunft schenkt, die uns miteinander leben lässt und unser Leben zur Entfaltung führt. „Unsere Heimat ist im Himmel!“ (Phil 3,20) schreibt Paulus der Gemeinde in Philippi ins Stammbuch.
Die Strahlkraft dieser Verheißung erfahren wir oft umso mehr, je tiefer die Hoffnungslosigkeit und das Dunkel, in dem wir stehen, in und um uns herrscht. Im Römerbrief schreibt Paulus: „Abraham hat geglaubt auf Hoffnung, wo nichts zu hoffen war“ (Röm 4,18 in der Übersetzung der zweiten kirchenamtlichen Revision der Lutherbibel von 1912). Solche Hoffnung ist letztlich ein SichVerstehen auf Gott und seine unermessliche Größe und Weite hin. Es ist das Vertrauen auf den Gott, der dafür Sorge trägt, dass „denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht“ (Röm 8,28). Der so Hoffende entscheidet sich bewusst dafür, sich und seine Zukunft zuversichtlich Gott anzuvertrauen, auch in aller Unsicherheit und in allem Zweifel.
Diese Zukunft des Himmels ist Maria eröffnet und geschenkt worden, in sie ist sie aufgenommen worden, denn sie ist voll der Gnade und hat sich dieser Gnade als ihrer Lebensaufgabe mit all ihren Fragen und Unsicherheiten zutiefst gestellt. In dieser Hoffnung, die ihr Leben prägt und herausfordert, ist sie uns Schwester der Hoffnung als Zeichen und als Wirklichkeit. Wie gut wäre es, wenn wir mit ihr in Tat und Wort, in unserer Verkündigung und in unserem Engagement Zeichen und Werkzeug dieser Hoffnung auf Gott werden, gerade in unserer Zeit, in der diese von Gott geschenkte und in ihm allein begründete Hoffnung für unsere Abend · Freitag, 15. August 182 Gesellschaft und für unsere Mitmenschen weitgehend unvertraut ist. Solche auf Gott hin ausgerichtete eschatologische Hoffnung verändert schon unser irdisches Leben, wenn wir uns auf sie einlassen. Sie ist tragender Trost und immer wieder zu Erneuerung und Aufbruch zum Einsatz für das Leben aller Menschen motivierende Kraft. In dieser Hoffnung müssen wir uns als von Gott und auf ihn hin hoffnungserfüllte Kirche gegenseitig stützen und stärken und uns ihr immer wieder öffnen, damit wir ehrlich in jeder Feier der Eucharistie bekennen können: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“
Quelle: Magnificat - Das Stundenbuch