Kölner Stadtdechant wehrt sich gegen sein Fake-Profil

Jux oder Abzocke?

Auf Instagram geistert ein Fake-Profil des Kölner Stadtdechanten Robert Kleine herum. Der wehrt sich nun rechtlich dagegen. Er hat auch eine bestimmte Vermutung, welche Gründe hinter dem Identitätsdiebstal stecken könnten.

Instagram auf einem Smartphone / © kakoki (shutterstock)
Instagram auf einem Smartphone / © kakoki ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie überhaupt festgestellt, dass ein Profil von Ihnen auf Instagram herumgeistert?

Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): Ich bin selber gar nicht auf Instagram, sondern nur bei Twitter und bei Facebook. Dann meldete sich eine Dame in meinem Büro. Ich war vor fast 25 Jahren einmal Schulseelsorger. Die Mutter einer ehemaligen Schülerin, die mich von damals kannte, schrieb: "Ich habe Sie auf Instagram entdeckt." Sie meinte, ich sei das und hatte dann da geschrieben: "Herr Kleine, wie schön."

Msgr. Robert Kleine / © Nicolas Ottersbach (DR)
Msgr. Robert Kleine / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Dann antwortete dieser Instagram-Account mit einem seltsamen Text. "Beten Sie auch, Gott ist für Sie." Dann hat sie nur geantwortet: "Danke" und fand das schon etwas seltsam. Auf dieses "Danke" kam dann die Frage: "Beten Sie auch genügend? Und lesen Sie in der Heiligen Schrift?" Das fand sie dann sehr seltsam, so unpersönlich und hielt das auch für eine komische Fragestellung.

Dann hat sie mir geschrieben und damit habe ich dann davon Kenntnis genommen, dass es einen Account gibt, der sich für mich ausgibt, mit dem ich aber gar nichts zu tun habe.

DOMRADIO.DE: Der ist anscheinend auch richtig aktiv, zumindest diese Person oder dieser Bot, der dahinter steckt. Da wurde also nicht nur gechattet, sondern es wurde auch in ihrem Namen gepostet. Was wurde denn da eingestellt?

Kleine: Wenn man sich die Seite bei Instagram anguckt, sie heißt nicht Robert Kleine, sondern "Rev." – wie Reverend – Robert Kleine. Das ist aber der einzige Unterschied. Es ist mein Foto, das man bei Facebook und bei Twitter sieht. Darunter ist meine Biografie geschrieben, dass ich Domdechant bin. Es ist sogar die Internetadresse des Kölner Doms korrekt angegeben.

Die Person, die diesen Account betreibt, lädt auch andere ein, ihr zu folgen und deshalb hat dieser Account auch schon ungefähr 1.500 Follower, von denen ich die allerwenigsten kenne.

Aber ich weiß von einigen, die bewusst angeschrieben wurden, ob sie folgen wollten. Es waren auch Leute aus dem kirchlichen Bereich, die ganz überrascht waren und die Seite dann schnell wieder entfolgt haben, weil es eben so echt aussah.

DOMRADIO.DE: Sie sagen, Sie heißen da "Reverend". Es gibt aber auch weitere Hinweise, dass da jemand in Ihrem Namen Unwesen treibt, nämlich zum Beispiel Rechtschreibfehler. Da werden Sie als Dekan des "Klner" Doms bezeichnet. Das ist ein Mensch, der irgendwie nicht so viel Ahnung hat, oder?

Kleine: Vielleicht ist es auch eine Sache, die aus dem Ausland kommt, denn da sind auch immer wieder Gebete eingepflegt, die aber zum Beispiel so lauten: "Gütiger Gott, wir bitten Sie, den Menschen zu helfen." Das ist wahrscheinlich das englische "You." Wir bitten dich, Gott. Und das übersetzt dann "Sie". Es betet ja keiner zu Gott und siezt ihn.

Ich habe keine Ahnung, wer das ist und warum man das macht. Die ersten drei Bilder auf dem Account sind auch irgendwelche Bilder von einem Wasserfall und haben gar nichts mit mir zu tun.

Auch sonst hat dieser Account alles zusammengeklaut, was ich irgendwo im Internet habe oder wo es Bilder von mir gibt.

Robert Kleine (Kölner Dom- und Stadtdechant)

"Ich habe keine Ahnung, wer das ist und warum man das macht."

Das letzte Foto ist dann eine Frau. Ich weiß nicht, wer das ist und wo das Bild aufgenommen worden ist. Darunter steht dann: "Ich kann nicht schlafen. Ich kann nicht schlafen, weil ich an diese arme Frau denken muss und an ihr Schicksal. Ich bitte alle, alles mögliche zu tun, damit ihr geholfen werden kann."

Das ist für einige Leute, die ich gefragt habe, ein Hinweis, dass es sein kann, dass jetzt irgendwann ein Spendenaufruf kommt, wo man sagt: Der Domdechant kennt da jemanden und dem kann und muss man doch helfen.

Sonst frage ich mich, warum man sowas macht. Aus Jux und Dollerei sicher nicht. Da muss ja irgendeinen Sinn hinter stehen. Es könnte sein, dass man anschließend Leute in meinem Namen abzockt.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie diesen Account zum ersten Mal gesehen haben und gemerkt haben, dass Ihre Identität geklaut wurde?

Kleine: Da war ich schon etwas fassungslos. Natürlich habe ich mich dann auch beraten und habe jetzt auch die  nötigen Schritte eingeleitet. Ich war vergangene Woche bei der Kriminalpolizei und habe Anzeige auf Betrug gestellt.

Wir haben auch Meta kontaktiert, also Facebook und Instagram. Ich habe denen auch schon gezeigt, wer ich bin, mit meinem Ausweis und mit einem Bild. Aber da ist die Reaktion noch nicht die, dass dieser Account gelöscht wurde. Ich bin jetzt auch in Kontakt mit anwaltlichem Rat, bei Meta gegen diesen Account vorzugehen.

Social Media/Soziale Medien

Der Begriff Social Media beschreibt Webseiten und Apps, über die Nutzer Inhalte kreieren sowie teilen und sich vernetzen können. Zentrales Merkmal von Social Media ist die Interaktivität. Soziale Interaktion zwischen Nutzern sowie kollaboratives Schreiben prägen den Online-Dialog, die sogenannte Many-to-many-Kommunikation. Nutzer erstellen Inhalte (User Generated Content), über die ein permanenter, zeitlich unbegrenzter Austausch mit anderen stattfindet.

Symbolbild: Jugendlicher mit Handy / © Angelika Warmuth (dpa)
Symbolbild: Jugendlicher mit Handy / © Angelika Warmuth ( dpa )

DOMRADIO.DE: Kann dieser Account denn gelöscht werden?

Kleine: Das ist ja möglich, das gab es auch in anderer Weise schon bei Twitter, wo es auch Fake-Accounts von Bischöfen, aber auch vom Kölner Dom gab, die dann auch auf anwaltliches Betreiben und mit etwas Stringenz verfolgt und dann am Ende auch gelöscht wurden.

DOMRADIO.DE: Haben Sie sich denn informiert, wie die anderen damit umgegangen sind?

Kleine: Bei Twitter war es, glaube ich, immer so, dass es ziemlich schnell erkannt wurde. Es gab auch mal eine ganze Kampagne eines Journalisten, der nochmal zeigen wollte, wie schnell das geht. Der hat eine ganze Menge auch internationaler Bischöfe mit Fake-Accounts überzogen. Der scheint aber auf jeden Fall nicht dahinter zu stecken, sondern hier scheinen es ganz andere Gründe zu sein.

Ich kann sie nur vermuten. Aber es ist natürlich unangenehm, wenn mein Name, mein Bild und der Eindruck, das ganze stammt von mir, in den Sozialen Medien herumgeistert.

Denn wer weiß, was alles da gepostet wird und was dann mit mir verbunden wird, sodass ich darauf dränge, dass das ziemlich schnell beendet wird.

Das Interview führte Elena Hong.

Quelle:
DR