In Köln bereiten sich Zehntausende zum Protest gegen den "Anti-Islamisierungs-Kongress vor" - Oberbürgermeister im Interview

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Die Kirchen. Die Karnevals- und Sportvereine. Schulen, Gewerkschaften, Kneipen und Hoteliers. Und tausende von Kölnern, die in ihrer Stadt keinen Rassismus, keine Fremdenfeindlichkeit und keine Hetze gegen Menschen und Religionen dulden: Sie alle wollen am Samstag gegen den angekündigten "Anti-Islamisierungs-Kongress" der rechtspopulistischen Bürgervereinigung "Pro Köln" auf die Straße gehen. Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma marschiert vorneweg und ruft im domradio-Interview die Bürger zum friedlichen Protest auf.

 (DR)

domradio: Die Stadt scheint ja generalmobilisiert zu sein. Es haben sich ganz unterschiedliche Gruppen und Vereine angemeldet, die protestieren möchten, von katholischen Verbänden bis hin zu Karnevalsvereinen, die mit Bauchtanz protestieren wollen. Gibt es Absprachen zwischen den verschiedenen Gruppen, oder demonstriert jeder wie er will?
Schramma: Sowohl als auch, es gibt den organisierten Protest, aber es gibt  auch ganz viele Einzelinitiativen von einzelnen Personen, von Vereinen, von Schulen und von Gruppen aus dem Sport. So hat sich gestern z.B. ganz spontan noch der 1. Fc Köln bereit erklärt zu einem gemeinsamen Photo mit Wolfgang Niedecken und mir. Wir haben gesagt, nach dem berühmten Arsch Huh Konzert damals: "Leute macht den Mund auf, protestiert, aber protestiert friedlich!"

domradio: Sie selbst werden die Protestaktionen am Samstag um 10 Uhr auf dem Roncalliplatz eröffnen. Was werden sie den Menschen sagen?
Schramma: Nun, ich werde klarmachen, dass der ganz, ganz überwiegende Teil der Kölner Bevölkerung diesen sogenannten Kongress hier nicht haben will. Dass wir Köln als eine multikulturelle Stadt seit vielen Jahrhunderten kennen und lieben und mögen. Dass hier Platz ist für Christen, Muslime, Juden und andere Religionen und auch sogar für Nichtgläubige. Und dass wir tolerant miteinander umgehen. Wobei durchaus auch klar ist, dass wir jeweils Positionen haben, aber die diskutieren wir miteinander, da sind wir im Dialog. Da gehen wir nicht mit den Methoden des Angstmachens, der Diffamierung, des Ausgrenzens und des Rassismus vor.

domradio: Sind sie mit der Beteiligung der Bürger und Organisationen zufrieden, oder hätten sie sich von dem ein oder anderen mehr Unterstützung gewünscht?
Schramma: Also ich finde schon, wenn die Zahl zutrifft, 40.000 Menschen, die aufstehen und mitprotestieren, da wird mir eher bange, weil ich glaube, dass die engen Straßen in der Altstadt die alle gar nicht fassen können. Sie müssen bedenken: Am Roncalliplatz wollen wir uns treffen, aber dann geht es ja durch das Gürzenichviertel in Richtung Heumarkt und dort soll ja auf der Rückseite des Gürzenichs noch ein ein zweiter Teil mit Reden und Musik stattfinden. Da wird es wahrscheinlich schwarz vor Menschen werden!

Das erinnert mich an andere Großveranstaltungen, die wir aber gemeinsam mit der Polizei immer in den Griff bekommen haben. Mein große Sorge ist, das eventuelle auf der rechten und auch der linken Seite, das muss ich ganz offen sagen, einige gewaltbereite Poteniale gibt. Die voneinander fernzuhalten, das wird der große Auftrag an die Polizei sein, die bisher in hervorragender Weise mitgearbeitet hat. Und ich will hoffen, dass es zu solchen direkten Konfrontationen nicht kommt.

domradio: Es wird voll werden in der Stadt, wer also nicht protestieren möchte, sollte der eher die Innenstadt am Samstag meiden?
Schramma: Das ist richtig. In dieser Zeit würde ich nicht empfehlen, mit Kindern in die Stadt zu gehen. Kommen Sie lieber am Sonntag zum Weltkindertag, dann erlebt man wieder Köln von seiner freundlicheren Seite.