Kirchen bekräftigen "Kölner Friedensverpflichtung" und protestieren gegen Pro-Köln-Kongress

"Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst!"

Die Kirchen in Köln rufen zur Teilnahme an friedlichen Protesten gegen den rechtspopulistischen "Anti-Islamisierungskongress" am Wochenende auf. In der Altstadt finden am Samstag um zwölf Uhr am Gürzenich und in der Kirche Sankt Maria im Kapitol Friedensgebete statt, wie der evangelisch-katholische Arbeitskreis Köln am Dienstag ankündigte. In einer gemeinsamen Erklärung bekräftigen die beiden großen christlichen Kirchen ihr Engagement für kulturelle Vielfalt und ihren Respekt vor anderen Religionen. "Die angeblichen Christen, die sich bei Pro Köln engagieren, wissen nicht was sie tun", vermutet der Kölner Caritas Direktor Franz Decker im domradio.

 (DR)

In einer halbseitigen Anzeige für die Mittwochsausgabe Kölner Tageszeitungen haben evangelische und katholische Kirche die Worte der Kölner Friedensverpflichtung bekräftigt. Im Oktober 2006 hatten sich die christlichen Kirchen zusammen mit jüdischen Gemeinden und muslimischen Verbänden unter anderem dazu verpflichtet, jeder Form von «Verhetzung und Erniedrigung von Menschen» entgegenzutreten und sich für eine tolerante Gesellschaft einzusetzen. Unterzeichner der Zeitungsanzeige sind der stellvertretende Stadtsuperintendent Rolf Domning, Stadtdechant Johannes Bastgen, Hannelore Bartscherer vom Katholikenausschuss und der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln, Rainer Fischer. Die Anzeige zitiert den Galaterbrief 5,14: "Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst!" Ein Plakat mit diesem Slogan wurde am Donnerstag am Gebäude des Kölner Domforums angebracht.

Am Samstag laden die Kirchen um 12 Uhr in der Kirche St. Maria im Kapitol, im Kölner Dom und auf der Kundgebungsbühne am Gürzenich zu ökumenischen Friedensgebeten ein. Die Gebete stehen unter dem Motto „Köln sendet Friedensgrüße"

Internationalität gehört zu Köln
Das ökumenische Leben in Köln sei ohne Internationalität nicht denkbar, sagte der evangelische Ökumenepfarrer Martin Bock. «Wir suchen das Verbindende, das Positive und nicht das Trennende», betonte Superintendent Domning. Bei allen Unterschieden seien die Religionen seit Jahren auf dem Weg zu einem friedlichen Miteinander.

Auch Zentralkomitee der Katholiken kritisieren Anti-Islamisierungskongress
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat den Anti-Islamisierungskongress in Köln scharf kritisiert. Die rechtspopulistische Bürgerbewegung «Pro Köln» versuche mit ihrem Protest gegen den Kölner Moscheebau, auf subtile Weise ein lokalpolitisches Thema für fremdenfeindliche Zwecke zu missbrauchen, erklärte ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer am Freitag in Bonn. Die Bewegung wolle in Teilen der Bevölkerung Ängste schüren und sabotiere in unverantwortlicher Weise ein friedliches Miteinander unterschiedlicher Nationalitäten und Religionen in Deutschland.

Zugleich forderte Meyer mehr Religionsfreiheit in islamischen Ländern. Mit Blick auf das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Paulus-Jahr bedauerte er es, dass die türkische Regierung nach wie vor nicht über den Wunsch nach einem Pilgerzentrum und einer Kirche in Tarsus entschieden habe. Die Gewährung gleicher Rechte für Christen in der islamischen Welt sei für einen EU-Beitritt der Türkei unabdingbar. Zudem wäre das Pilgerzentrum ein wichtiges positives Signal für den interreligiösen und -kulturellen Dialog.

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