Einsichtnahme in Kölner Missbrauchsgutachten endet

Knapp 400 Interessierte

Missbrauchsbetroffene, Journalisten und Kircheninteressierte haben ein aus rechtlichen Gründen zurückgehaltenes Gutachten für das Erzbistum Köln eingesehen. Seit dem 25. März haben 382 Personen vor Ort in das Gutachten geblickt.

Blick auf den Kölner Dom / © TTstudio (shutterstock)

Am Donnerstag konnten die letzten Termine wahrgenommen werden, wie eine Sprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Damit lag das Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) eine Woche und einen Tag unter Einschränkungen vor.

Zweite Gutachten gibt es Online 

Die Untersuchung hätte eigentlich vor rund einem Jahr veröffentlicht werden sollen. Rechtsexperten bescheinigen dem Papier allerdings rechtlich anfechtbare Beschuldigungen gegen lebende Personen und methodische Mängel. Daher ließ der Auftraggeber, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, das Gutachten nicht veröffentlichen.

Stattdessen beauftragte er Juristen um den Kölner Strafrechtler Björn Gercke mit einem zweiten Gutachten, das vor zwei Wochen vorgestellt wurde und seitdem auf den Onlineseiten des Erzbistums steht.

Einsicht in das erste Gutachten

Kritiker des Kardinals deuteten die Nicht-Veröffentlichung des WSW-Gutachtens als Vertuschungsversuch. Daraufhin entstand im Erzbistum eine Vertrauenskrise. Um einen Vergleich zwischen beiden Untersuchungen zu ermöglichen, ließ das Erzbistum ab dem 25. März Journalisten, Betroffene und weitere Interessierte die WSW-Ausarbeitung einsehen.

Für die je 90-minütigen Termine gab es Auflagen. Mobiltelefone waren im Leseraum nicht erlaubt, eine Veröffentlichung untersagt. Zur Begründung verwies das Erzbistum auf die äußerungsrechtlichen Bedenken.

Verschiedene Amtsträger

Das WSW-Team benennt ebenso wie später die Gercke-Gutachter namentlich hohe Amtsträger des Erzbistums Köln, die fehlerhaft mit Fällen von Missbrauch umgegangen sind, weil sie zum Beispiel einem Verdacht nicht konsequent genug nachgingen.

WSW listet hier sechs Personen auf, die alle auch in der Ausarbeitung von Gercke mit Namen vorkommen. Im Gercke-Report wird darüber hinaus die Rolle von zwei weiteren Amtsträgern beleuchtet - allerdings ohne ihre Namen zu nennen. Weihbischof Ansgar Puff (69) erklärte mittlerweile, einer dieser beiden Amtsträger zu sein.

Nach der Veröffentlichung des Gercke-Gutachtens boten der Hamburger Erzbischof Stefan Heße (54) und der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (53) - beide ehemalige Generalvikare in Köln - Papst Franziskus ihren Rücktritt an. Puff lässt seine Ämter ruhen und der Kölner Offizial Günter Assenmacher (69) wurde freigestellt.


Quelle:
KNA