Kirchenpresse muss digital aufholen

Zu wenig Reichweite

Viele kirchliche Wochenzeitungen verlieren an Auflage und kämpfen ums Überleben. Ein Medienexperte warnt vor einem "Ausverkauf der christlichen Publizistik" zugunsten von Öffentlichkeitsarbeit und fordert redaktionelle Kooperationen.

Symbolbild Zeitungen auf einem Laptop / © Photo Kozyr (shutterstock)
Symbolbild Zeitungen auf einem Laptop / © Photo Kozyr ( shutterstock )

Die meisten christlichen Medien haben nach Ansicht des evangelischen Publizisten Jörg Bollmann zu wenig digitale Reichweite. "Es gibt zwar einige digitale Highlights, aber insgesamt doch noch eine Menge Aufholbedarf", sagte der ehemalige Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik in einem Interview des KNA-Mediendienstes. 

Für viele Wochenzeitungen mit stark sinkender Auflage sei dies eine Überlebensfrage: "Ich hoffe sehr, dass es die kirchliche Wochenpresse in fünf Jahren noch gibt und dass sie es schafft, die digitale Transformation zu bewältigen."

Journalist Jörg Bollmann / © Bettina Müller-Bollmann/KNA (KNA)
Journalist Jörg Bollmann / © Bettina Müller-Bollmann/KNA ( KNA )

Nötig seien redaktionelle und verlegerische Kooperationen, gegebenenfalls auch Produkt- und Verlagsfusionen, sagte Bollmann. Er warnte vor einem "Ausverkauf der christlichen Publizistik zugunsten von Öffentlichkeitsarbeit": Es wäre ein Kurzschluss, angesichts schrumpfender Kirchenfinanzen die christlichen Medien Richtung Öffentlichkeitsarbeit zu bewegen und weniger kritisch zu berichten.

Freie Publizistik statt Werbung

"Eine aufs Gemeinwohl gerichtete Institution wie die Kirche, die unter Druck steht, kann sich davon mit besserer und intensiverer Werbung für die Institution selbst kaum befreien", sagte Bollmann.

Die Kirche sollte stattdessen nachweisen, welchen Wert sie für die Gesellschaft hat. "Zum Beispiel durch eine uneigennützige freie Publizistik, die gesellschaftsdiakonisch wirkt und ein ganz anderes Instrument ist als eine auf die Institution bezogene Öffentlichkeitsarbeit."

Bollmann leitete von 2002 bis 2024 das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt. Zum GEP gehören Medien wie der Evangelische Pressedienst, das Magazin "chrismon" und das Portal evangelisch.de.

Quelle:
KNA