Radiojournalist veröffentlicht Buch über Dankbarkeit

"Ich habe manchmal geschluckt"

Für sein Buch “Danke!” hat der Journalist Frank Haberstroh persönliche Geschichten von Menschen gesammelt. Er war von dem Vertrauen überwältigt, das ihm die Autoren entgegenbrachten. Auch Geistliche schrieben von Glaubensmomenten.

Symbolbild Dankbarkeit / © PeopleImages.com - Yuri A (shutterstock)
Symbolbild Dankbarkeit / © PeopleImages.com - Yuri A ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Jede dieser 50 Danke-Geschichten ist auf ihre Weise ein Diamant, haben Sie gesagt. Können Sie sich an so einen Gänsehautmoment erinnern? 

Frank Haberstroh ist Chefredakteur von Radio WAF  / © Frank Haberstroh
Frank Haberstroh ist Chefredakteur von Radio WAF / © Frank Haberstroh

Frank Haberstroh (Journalist und Chefredakteur von Radio WAF): Ja, auf jeden Fall. Ich bekam die Texte zugemailt und habe schon manchmal geschluckt.  Ich dachte, was für ein Vertrauen es ist, mir so tiefgehende Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel erzählt Jonny Götze von seiner Alkoholsucht. Das ist nicht das erste Mal, dass er damit öffentlich umgeht. Mir war es nur nicht so bewusst. Er sagt zum Beispiel den Polizisten Danke, die ihn damals angehalten haben. Danke seinem Hausarzt, der ihn auf den richtigen Weg zurückgebracht hat. 

Norbert Linke, ein weiterer Kollege aus den Medien, schreibt darüber, wie es ist, zu spät Danke zu sagen, wenn die eigenen Eltern schon verstorben sind. 

Frank Haberstroh

"Es gibt auch Glaubensgeschichten von Menschen, die in erster Linie gar nichts mit Kirche zu tun haben."

DOMRADIO.DE: Bernard Dietz, Fußballnationalspieler und Kicker beim MSV Duisburg, hat sich für Tore bedankt, die er schießen durfte, aber auch für seine Frau. Was ist das für eine Geschichte? 

Haberstroh: Eine ganz herzliche. Er ist ja einer der größten Fußballer, die wir je in Deutschland hatten, ist aber immer bescheiden geblieben. Er ist dankbar für Tore, Liebe und Unterstützung. Er nennt die Wegbegleiter, die ihn in jungen Jahren zum Probetraining nach Köln oder Duisburg gebracht haben. Er hatte keinen Führerschein, es haben ihm Menschen vom Trainingsplatz angeboten, ihn zu fahren. Er hatte Trainer, die ihm den Weg gezeigt haben, ihn wertgeschätzt und unterstützt haben und er sagte Danke für sein privates Glück, 50 Jahre Ehe. Er ist ein großer Fußballer, aber auch ein toller Mensch. 

Monsignore Wolfgang Huber in Äthiopien / © Jörg Böthling (missio München)
Monsignore Wolfgang Huber in Äthiopien / © Jörg Böthling ( missio München )

DOMRADIO.DE: Sie haben auch Geschichten von einem Monsignore und einem Pfarrer dabei. Welche Rolle spielen beim Danke sagen der Glaube und die Spiritualität? 

Haberstroh: Im Buch kommt es häufiger vor. Monsignore Wolfgang Huber habe ich beim Kirchentag in Münster kennengelernt. Er kommt aus Reit im Winkl und ist Präsident von missio in München, also weltreisend unterwegs. "Ich danke dir, mein Gott", so lautet die Überschrift. Es geht um Urvertrauen, das bei ihm im Glauben begründet ist. Er zitiert aus dem Matthäusevangelium das Wunder der Speisung und erzählt von einem 13-jährigen Jungen, den er in einem der größten Slums Afrikas getroffen hat. Er hat ihm in einer Wellblechhütte sein Kreuz als Glaubensbekenntnis gezeigt. 

Frank Haberstroh

"Dieser Kaplan fragte Peter, ob ihm schon der Gedanke gekommen sei, Priester zu werden."

Kreisdechant Peter Lenfers aus Warendorf erzählt, wie er 1982 einen Wendepunkt erlebt hat. Ein Freund, der damals Kaplan war, sprach ihn nach der Abiturfeier an, ob er berufliche Pläne nach der Bundeswehr habe. Dieser Kaplan fragte Peter, ob ihm schon der Gedanke gekommen sei, Priester zu werden. Es gibt auch Glaubensgeschichten von Menschen, die in erster Linie gar nichts mit Kirche zu tun haben: sei es der ehemalige Regierungspräsident von Münster oder auch die Tierärztin Tanja Pollmüller, die viele als "Doc Polly" aus dem Fernsehen kennen, die sich klar zum Glauben bekennen, der ihnen auch Stärke gibt. 

DOMRADIO.DE: Warum finden Sie es wichtig, Danke zu sagen? 

Haberstroh: Ich habe zu meinem 50. Geburtstag vor fünf Jahren Dankesbriefe an ein paar Menschen außerhalb der Familie geschrieben, die mir wichtig waren, die Mentoren für mich waren und die mich geprägt haben. Zu ihnen zählte auch mein Deutschlehrer. Er stand kurz vor der Rente, als ich Abitur gemacht habe. Als ich 50 wurde, war er 92. Wir haben dann telefoniert, das ist eine weitere Geschichte im Danke-Buch. 

Aber bis zum Buch dauerte es dann noch vier Jahre. Die Idee kam im Urlaub im August 2023 auf Teneriffa. Ich war sehr entspannt, irgendwie flog mich die Idee an und ich habe dieses Gefühl zugelassen. Man gab mir den Ratschlag, es nicht alleine zu machen, sondern Menschen mit ins Boot zu holen, die ihre vielfältige Lebenserfahrung einbringen können. Genauso ist es geworden. Ein toller Blick auf Dankbarkeit, aber eben nicht nur durch mein Leben, sondern wir sind 51 Menschen im Danke-Team. Das macht das Buch aus. 

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR

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