Inselpfarrer berichtet von geglücktem Schlagergottesdienst

"Eine Hand, die deine hält"

Die Insel Wangerooge besticht mit einer kleinen Gemeinde und vielen Urlaubern. Für sie gab es erstmalig ein besonderes Angebot: einen Schlager-Gottesdienst. Pfarrer Egbert Schlotmann sieht in manchen Liedern eine biblische Botschaft.

Symbolbild Menschen in Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Menschen in Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wunder gibt es immer wieder. Sie haben zum Ersten Mal zum Schlagergottesdienst eingeladen. War es wundervoll? 

Egbert Schlotmann (privat)
Egbert Schlotmann / ( privat )

Egbert Schlotmann (Inselpfarrer der Pfarrgemeinde Sankt Willehad auf Wangerooge): Es war wundervoll, obwohl wir den Gottesdienst nach dem Deutschlandspiel gefeiert haben. Das war vom Endergebnis des Deutschlandspiels nicht so gut, aber ich habe es sofort aufgegriffen mit einem Zitat von Teresa von Ávila: 

"Wenn Rebhuhn dann Rebhuhn, wenn fasten, dann fasten." Ich habe es umgedeutet auf "wenn Fußballspieler Fußball spielen, wenn Schlagergottesdienst, dann Schlagergottesdienst". Damit habe ich die Leute in den Gottesdienst reingeholt. Das war schön, passend und stimmig. Ich war wirklich überrascht, wie viele Leute gekommen sind, trotz dem negativen Ausgang des Fußballspiels. 

Egbert Schlotmann

"Das ist mir wichtig, dass die Lieder so ausgewählt werden, dass auch theologisch darauf eingegangen werden kann." 

DOMRADIO.DE: Das heißt, die Stimmung war gut? 

Schlotmann: Die Stimmung war hervorragend. Nach dem Fußballspiel habe ich das eben genannte Zitat aufgegriffen und dann sofort mit dem wunderbaren Lied "Ich wünsche Liebe ohne Leiden" von Udo Jürgens angefangen. Auch das passte gut. 

Schlager-Gottesdienst (privat)
Schlager-Gottesdienst / ( privat )

Das ist mir wichtig, dass die Lieder so ausgewählt werden, dass auch theologisch darauf eingegangen werden kann. Denn es wird oft von seichten Liedern im Schlager gesprochen. Davon würde ich Abstand nehmen. Ich würde schon sagen, dass es einige mit gutem Inhalt gibt, die gut in die heutige Zeit hineingedeutet werden können. 

DOMRADIO.DE: Darauf können wir gleich noch schauen. Aber wie lief der Gottesdienst ab? Die Schlager wurden live von einer Band gespielt und die Besucher und Sie sangen laut mit? 

Schlotmann: Wir hatten Vorsänger und Vorsängerinnen und die Gemeinde hat den Refrain mitgesungen. Eine kleine Band mit verschiedenen Instrumenten war mit dabei. Das war stimmig. 

DOMRADIO.DE: Welche Titel haben Sie ausgewählt? 

Schlotmann: "Liebe ohne Leiden" als Erstes. Dann haben wir "Wunder gibt es immer wieder" gesungen. Auch "Immer wieder geht die Sonne auf" war zum Beispiel teil des Gottesdienstes. "Ein bisschen Frieden" gehörte zum Friedensgruß dazu. "Eine Liebe ist wie ein neues Leben" war das Schlusslied, das wir gesungen haben. 

Ganz zum Schluss haben wir "Gute Freunde kann niemand trennen" von Franz Beckenbauer gesungen, weil das darauf einging, was wir eine Stunde vorher im Deutschlandspiel erlebt haben.

Egbert Schlotmann

"Das ist etwas, bei dem ich sagen kann, das ist eine biblische Botschaft, die uns trägt."

DOMRADIO.DE: Sie haben es schon gesagt. Die Texte in Schlagern sind meist eher seicht, nicht sehr hinter- und tiefgründig, oder finden Sie andere Ansätze? 

Schlotmann: Ja, das ist das, was man gleich meint. Es kann schon sein, dass manche seicht sind, aber ich erlebe schon, dass viele junge Erwachsene an Schlagern interessiert sind. Die werden gerne mitgesungen und manchmal sogar auch mitgebrüllt. 

Ich schaue auf den Inhalt des einzelnen Liedes. Ich denke an Lieder wie "Ich wünsche Liebe ohne Leiden" oder "Eine Hand, die deine hält". 

Das ist etwas, bei dem ich sagen kann, das ist eine biblische Botschaft, die uns trägt. Die Hand, die uns hält, konnte Jesus sein, aber  es kann auch jemand anderes sein, der mir Trost und Zuversicht spendet.

Egbert Schlotmann

"Mein Ziel ist, anhand einiger Lieder, die bekannter sind, mit Menschen ins Gespräch zu kommen."

DOMRADIO.DE: Zurzeit sind viele Sommerurlauber auf Wangerooge. Sie sind vermutlich die Zielgruppe dieses Schlager-Gottesdienstes. Was bezwecken Sie mit diesem besonderen Format? 

Schlotmann: Beides ist drin. Wir haben eine kleine Insel-Gemeinde. Ich habe gemerkt, dass relativ viele Musiker und Musikerinnen zu unserer Gemeinde gehören, die Freude am Singen haben. Es gibt verschiedene Chöre hier auf der Insel. Die waren eingeladen. 

Es sind auch viele Urlauber gekommen, die Freude an diesem Miteinander hatten. Mein Ziel ist es nicht, die Kirche immer voll zu bekommen, sondern anhand einiger Lieder, die bekannter sind, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich glaube, das ist uns mit diesen Liedern gut gelungen. 

DOMRADIO.DE: Ein evangelischer Kollege in Heidelberg holt tausende Menschen mit Taylor Swift oder bald auch Adele-Gottesdiensten in die Kirche. Sie begeistern die Menschen offenbar mit Schlagern. Es braucht wirklich Ideen, um die Gottesdienstmüdigkeit zu überwinden. Werden Sie weitermachen? 

Schlotmann: Ja, auf jeden Fall. Wir haben im August vor, einen weiteren Schlagergottesdienst zu feiern. Ich könnte mir auch vorstellen, Neue Deutsche Welle-Liedern zu nehmen. Ich möchte gucken, welche Inhalte in diesen Liedern sind und aufgrund dessen einen Gottesdienst feiern. 

Eine besondere Kulisse: Hinter Pfarrer Schlotmann rauscht das Meer.  / © Beatrice Tomasetti (DR)
Eine besondere Kulisse: Hinter Pfarrer Schlotmann rauscht das Meer. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie bleiben an diesem Thema dran, auch irgendwann etwas anderes zu machen? 

Schlotmann: Genau, das ist das Entscheidende. Wir haben verschiedene Angebote, die wir neben den Gottesdiensten anbieten. Wir haben dieses Jahr eine kleine Bronzefigur, den Himmelsgucker, der durch die Insel geht. 

Wir haben Himmelsbotschaften, die Menschen auf eine Postkarte schreiben können. Es ist etwas, bei dem ich sage, dass man so gut mit Menschen ins Gespräch kommt. Gerade in der Urlaubszeit sind die Menschen dafür offen.

Das Interview führte Carsten Döpp.

 

Quelle:
DR